Marie Schütte – Biographie

Meta Maria Christine Schütte – Rufname Marie – wird am 18. Oktober 1879 als zweites Kind von Heinrich Wilhelm Buchholz und Anna Margarete Buchholz in Essen (Oldenburg) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Christian Hermann Buchholz und die ältere Schwester von Diedrich Wilhelm Buchholz, Friedrich Buchholz, Hermine Katharine Buchholz, Martha Gesine Buchholz und Martha Adeline Buchholz.

Das ganze Jahr 1879 hindurch tüftelt der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison in seinem Labor in New Jersey an der Verbesserung einer Erfindung, die heute zu den bedeutendsten des 19. Jahrhunderts zählt: die elektrische Glühlampe. Bisherige Prototypen – etwa von dem Briten Joseph Swan – verfügen nur über eine relativ kurze Brenndauer, ihr Betrieb ist darüber hinaus wegen hoher Energiekosten nicht wirtschaftlich. Die beiden Hauptprobleme bestehen darin, zum einen die Lebensdauer des Glühfadens zu verlängern und zum anderen für ein vollständiges Vakuum im Glaskolben der Lampe zu sorgen.

Letzteres erreicht Edison mit einer Sprengel-Pumpe, während er beim Glühfaden mit den verschiedensten Materialien experimentiert. Nachdem diverse Platin-Konstruktionen nicht den gewünschten Erfolg erzielen, bringt schließlich ein verkohlter Baumwollfaden den Durchbruch. Der Legende zufolge leuchtet eine am 19. Oktober 1879 mit diesem Material in Betrieb genommene Glühlampe mehr als 40 Stunden lang – was neuere Forschungen zum Thema allerdings in Frage stellen. Zweifelsfrei fest steht hingegen, dass Edison Anfang November 1879 ein Patent für das von ihm entwickelte Verfahren beantragt und seine Lampe in den folgenden Jahren stetig verbessert. Mit einem Faden aus japanischem Bambus ausgestattet erreicht sie schon 1882 eine Brenndauer von mehr als 1.000 Stunden.

In Windeseile geht Edison daran, seine Erfindung zu vermarkten. Mit der Lampe allein ist es dabei nicht getan: Bevor Großstädte wie New York oder Boston in elektrischem Licht erstrahlen können, müssen in großem Stil Kraftwerke gebaut und Kabel verlegt werden. Eine Aufgabe, der sich die im Dezember 1880 gegründete Edison Illuminating Company widmet. Unter ihrer Regie nimmt am 4. September 1882 in der Pearl Street im Finanzdistrikt von Manhattan das erste Kraftwerk der USA seinen Betrieb auf und beliefert neben diversen Firmenkunden wohlhabende Privatpersonen wie den Wall-Street-Bankier John Pierpont Morgan mit Strom.

Die Elektrifizierung bleibt nicht auf die USA beschränkt. Schon 1883 startet etwa in Berlin der Industrielle Emil Rathenau die „Deutsche Edison-Gesellschaft“. Bis die nötige Infrastruktur hierzulande auch kleinere Städte erreicht, vergehen jedoch noch etliche Jahre – in Oldenburg beispielsweise ist es erst im Mai 1907 soweit. Dass Marie als Kind oder Jugendliche eine Glühlampe zu Gesicht bekommt, erscheint daher eher als unwahrscheinlich.

Details aus dieser Kinder- und Jugendzeit liegen heute weitgehend im Dunkeln. An Maries Geburtsort Essen in Südoldenburg bleibt die Familie nicht lange – die nächstfolgenden Geschwisterkinder kommen 1882 im Nachbardorf Brokstreek beziehungsweise 1883 und 1888 im knapp 40 Kilometer weiter südlich gelegenen Bramsche zur Welt. Maries Vater stammt ursprünglich aus der Gemeinde Hatten, Mutter Anna Margarete aus Kirchkimmen. Geheiratet haben beide 1876 in Hude, der älteste Sohn Christian Hermann ist sechs Wochen nach der Trauung in Maibusch geboren. Der häufige Ortswechsel der Eltern lässt auf eine Tätigkeit als Heuerleute oder Landarbeiter schließen.

Irgendwann vor der Geburt des sechsten Kindes Martha Gesine im Mai 1891 zieht es die Familie dann zurück ins Oldenburgische, sie wird in Grummersort sesshaft und bearbeitet fortan einen eigenen Hof (heute: Hofgemeinschaft Grummersort). Dort sterben in den folgenden Jahren gleich drei von Maries Geschwistern: Martha Gesine (März 1893), Christian Hermann (August 1895) und die im November 1893 geborene jüngste Schwester Martha Adeline (Januar 1903). Ob Marie, die wahrscheinlich im Frühjahr 1894 in Grummersort die Schule beendet, die beiden letztgenannten Todesfälle noch im Elternhaus erlebt oder bereits andernorts in Stellung gegangen ist, lässt sich nur vermuten. Auch wann und bei welcher Gelegenheit sie ihren späteren Ehemann Diedrich Schütte aus Lintel kennenlernt, ist heute in der Familie nicht mehr bekannt.

Marie und Diedrich heiraten am 7. November 1905. Laut Hochzeitseintrag im Traubuch der Kirchengemeinde Hude arbeitet Diedrich zu diesem Zeitpunkt bereits als Schmied in Hurrel – möglicherweise auf dem Hof von Lucas Pannenborg (heute: Constanze Fechner-Jung), wo seit 1824 eine Schmiede existiert. Schon 1906 kauft Diedrich in Hurrel eine eigene Landstelle, wo er zunächst eine Werkstatt und ein Jahr später ein Wohnhaus errichtet (heute: Manfred und Heike Köster). Dort bringt Marie Anfang April 1907 Sohn Johann zur Welt, dem mit Heinrich (April 1908) und Georg (August 1913) zwei weitere Söhne folgen.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwölf Monate später wirbelt dann das bis dahin recht geregelte Arbeits- und Familienleben gehörig durcheinander: Diedrich wird zur Armee einberufen. Marie muss sich allein um die Kinder und die zur vorübergehend stillgelegten Schmiede gehörigen Landwirtschaft kümmern – ein Schicksal, das sie mit den meisten anderen Frauen im Dorf teilt. Immerhin, Diedrich kehrt Ende 1918 wohlbehalten zurück und nimmt die Arbeit in der Schmiede wieder auf. Trotzdem bleibt das von der Niederlage im Weltkrieg und dem Wechsel vom Kaiserreich zur Republik geprägte Jahr 1919 unruhig – und endet für Marie und Diedrich mit einem Schicksalsschlag: Am 17. Dezember stirbt der jüngste Sohn Georg an Diphtherie.

Im Frühjahr 1920 wird Marie noch einmal schwanger, am 3. Februar 1921 macht dann der vierte Sohn Willi die Familie komplett. Nur ein Jahr später verlässt Heinrich, der Zweitälteste, das Elternhaus und beginnt auf dem mittlerweile von Maries Bruder Friedrich Buchholz geführten Hof in Grummersort eine landwirtschaftliche Ausbildung. Während Marie sich um Willi kümmert, unterstützt Johann Vater Diedrich in der Schmiede – was trotz der weiter schwierigen Zeiten mit Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise genug Geld abwirft, um vier Personen einigermaßen gut über die Runden zu bringen.

Drei Monate vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 heiratet Heinrich Anna Rüdebusch – eine Nachbarstochter von Maries Bruder in Grummersort – und zieht mit ihr auf einen kleinen, zum Hof von Bernhard Haverkamp gehörenden Pachtbetrieb am Goehlweg (heute: Marie Herrmann). Im Mai 1934 bekommt Marie dann durch Johanns Hochzeit mit Gesine Hohnholt eine Schwiegertochter ins Haus und bald darauf mit deren Tochter Anni auch eine Enkelin. Mit Heinrichs nach erneutem Wegzug aus Hurrel in Benthullen geborenen Söhnen Helmut (März 1936) und Werner (Mai 1939) kommen bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs noch zwei Enkelkinder hinzu.

Anders als 25 Jahre zuvor ändert sich durch den Krieg in Maries Leben zunächst nur wenig: Sowohl Ehemann Diedrich als auch der älteste Sohn Johann bleiben an ihrer Seite. Die beiden anderen Söhne werden zwar zur Wehrmacht eingezogen, versehen aber nach der Kapitulation Frankreichs im besetzten Nachbarland (Heinrich) beziehungsweise in einem Instandsetzungstrupp in Königsberg (Willi) ihren Dienst fernab der Front. Mindestens ebenso großer Gefahr sieht sich Marie 1942 urplötzlich selbst ausgesetzt, als ihr Zuhause Ziel eines feindlichen Fliegerangriffs wird. Ein Bombentreffer richtet großen Schaden an Werkstatt und Wohnhaus an – Maries Nachbarin Gesine Grummer, die bei dem Angriff neben ihr im Keller hockt, wird dabei durch einen Splitter schwer verletzt.

Im vorletzten Kriegsjahr überschlagen sich dann die Ereignisse: Heinrich gerät nach der Landung der Alliierten in der Normandie in britische Gefangenschaft, Willi kann Königsberg gerade noch rechtzeitig vor Beginn der sowjetischen Belagerung verlassen und erreicht kurz vor Kriegsende Hurrel. Dort erlebt Marie mit ihrer Familie im April 1945 den Einmarsch kanadischer Truppen. Richtig vorbei ist der Krieg für sie aber vermutlich erst, als im Sommer 1947 auch Heinrich aus Großbritannien nach Deutschland zurückkehrt.

Ein halbes Jahr nach Gründung der Bundesrepublik im Mai 1949 heiratet Willi Marga Lüschen aus Kirchhatten, im November 1951 kommt Maries viertes Enkelkind Heiko zur Welt. Knapp drei Jahre später erliegt dann im Juli 1954 Ehemann Diedrich überraschend einem Herzstillstand.

Die folgenden Jahre lebt Marie weiter im Haushalt von Sohn Johann und Schwiegertochter Gesine in Hurrel. Dort erlebt sie im März 1957 noch die Geburt von Willis und Margas zweitem Sohn Ingo in Hude und feiert im Oktober 1959 ihren 80. Geburtstag. Marie stirbt am 20. Januar 1962 nach einem Schlaganfall, beerdigt ist sie fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.