Lucas Hinderks Pannenborg wird am 28. Oktober 1873 als fünftes Kind von Hinderk Roberts Pannenborg und Ida Christina Pannenborg in Landschaftspolder geboren. Er ist der jüngere Bruder von Ida Huberta Pannenborg, Talka Friederika Pannenborg, Johanne Lucretia Pannenborg und Lucretia Henrietta Pannenborg und der ältere Bruder von Helene Christine Pannenborg.
Der Oktober 1873 ist im Deutschen Reich von zwei wesentlichen Ereignissen geprägt. Zum einen unterzeichnet Kaiser Wilhelm I. in Wien gemeinsam mit Österreich-Ungarns Herrscher Franz Josef I. und dem russischen Zaren Alexander II. das Drei-Kaiser-Abkommen. Der am 22. Oktober auf Schloss Schönbrunn geschlossene Pakt geht zurück auf eine bereits im Juni unterzeichnete Militärkonvention zwischen Österreich-Ungarn und Russland. Treibende Kraft ist Otto von Bismarck, der damit knapp drei Jahre nach der Reichsgründung den Grundstein für seine künftige Bündnispolitik legt. Wichtigstes Ziel des deutschen Reichskanzlers: eine Annäherung Russlands an den „Erbfeind“ Frankreich zu verhindern und damit die Gefahr zu bannen, in einem künftigen deutsch-französischen Konflikt einen Zwei-Fronten-Krieg führen zu müssen.
Zum anderen zieht der bereits im Mai 1873 begonnene Gründerkrach immer weitere Kreise. Nachdem zunächst vor allem die Wiener Börse und ab September dann auch die Wall Street in New York betroffen waren, schlägt die Krise nun auch voll auf Deutschland durch: Als am 15. Oktober die Vereinsbank Quistorp & Co. Konkurs anmelden muss, kommt es an der Berliner Börse zu Panikverkäufen. Zuvor hatten sich dort die Aktienkurse – befeuert vom allgemeinen Spekulationsfieber und den von Frankreich nach dem Anfang 1871 verlorenen Krieg gezahlten Reparationen – innerhalb von nur zwei Jahren mehr als verdoppelt. Die sich anschließende Welle von Unternehmenspleiten zieht Millionen Menschen mit in den Abwärtsstrudel: Bis sich die Wirtschaft von dem Schock vollständig erholt, vergehen fast 20 Jahre.
Inwieweit Lucas‘ Familie vom Gründerkrach betroffen ist, lässt sich nur vermuten. Vater Hinderk Roberts, der aus einer alteingesessenen Familie in Weener stammt, bewirtschaftet einen in unmittelbarer Nähe zur niederländischen Grenze gelegenen Bauernhof. Landschaftspolder ist zu jener Zeit eine dem Dollart abgerungene Siedlung mit rund 450 Einwohnern – fast viermal so viel wie heute. Wie die meisten ihrer Nachbarn bauen Lucas‘ Eltern auf dem angeschwemmten Land Getreide und Gemüse an. Kurz vor der Geburt des jüngsten Sohnes Heinrich Roberts im April 1878 ziehen sie ins benachbarte Bunde und betreiben eine Poststelle, ab ungefähr 1885 dann rund zehn Kilometer weiter südlich in Diele einen Gasthof mit angeschlossener Landwirtschaft. Dort beendet Lucas sehr wahrscheinlich zu Ostern des Drei-Kaiser-Jahres 1888 die Volksschule.
Über Lucas‘ familiäres Umfeld in den Jahren danach ist lediglich überliefert, dass Vater Hinderk Roberts im Oktober 1893 in Diele stirbt und Mutter Ida Christina daraufhin zu einer der älteren Töchter nach Lemwerder übersiedelt. Als sie im Februar 1899 ebenfalls stirbt, scheint Lucas Ostfriesland bereits verlassen und sich ebenfalls in der Wesermarsch angesiedelt zu haben: In Berne heiratet er am 27. April 1900 Sophie Blomendahl. Wo genau das junge Paar nach der Hochzeit wohnt und womit Lucas den Lebensunterhalt für die stetig wachsende Familie – bis 1908 kommen die Kinder Mathilde, Ida, Heinrich, Henny und Talka hinzu – verdient, ist nicht überliefert. Sehr wahrscheinlich ist er jedoch irgendwo in der Landwirtschaft tätig, denn um 1909 herum kommt er als Pächter eines zuvor von Diedrich Logemann betriebenen Hofes (heute: Constanze Jung) nach Hurrel.
Im Jahr 1910 kauft Lucas den zuvor gepachteten Betrieb. Um diesen Zeitpunkt herum siedeln auch seine Schwiegereltern Carl Friedrich Blomendahl und Mathilde Blomendahl nach Hurrel über, zudem wird die jüngste Tochter Lucretia geboren. Insgesamt leben und arbeiten nun zehn Personen auf dem ursprünglich 1794 begründeten Hof. Ob Lucas neben der Landwirtschaft auch noch das Schmiede-Handwerk betreibt, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Die Voraussetzungen dafür sind beim Einzug gegeben: Eine entsprechende, 1824 von Berend Logemann eingerichtete Werkstatt wurde noch 1866 von dessen Nachfahr Heinrich Bernhard Logemann erneuert.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 hat auf Lucas und seine Familie zunächst keine direkten Auswirkungen: Er selbst ist für eine Einberufung zur Armee zu alt; sein einziger, 1905 geborener Sohn Heinrich zu jung. Der Betrieb läuft deshalb wie in der Vorkriegszeit weiter – bis das Schicksalsjahr 1917 hereinbricht. Im März sterben zunächst im Abstand von nur neun Tagen Lucas‘ Schwiegereltern. Ihm selbst schlägt im weiteren Jahresverlauf eine nicht auskurierte Erkältung auf die Lunge und zwingt ihn schließlich, die Landwirtschaft aufzugeben.
Lucas verkauft den Hof 1918 notgedrungen an Karl Friedrich Sichelschmidt und zieht mit Sophie und den sechs Kindern nach Varel-Neuenwege, wo er noch kurze Zeit eine Gastwirtschaft (später: „Zum Herrenneuen“) betreibt. Letztlich erholt er sich jedoch nicht mehr von seiner Krankheit und stirbt am 12. Oktober 1919 im Alter von nur 45 Jahren. Beerdigt ist er wenige Tage später auf dem Friedhof der Auferstehungskirche in Varel.