Lisa Spreen – Biographie

Lisa Grete Spreen wird am 16. Dezember 1925 als fünftes Kind von Bernhard Lohmüller und Mathilde Lohmüller in Glüsing bei Berne geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Bernhard Lohmüller, Heinz Lohmüller, Karl Lohmüller und Hilde Unverricht.

Nahezu den ganzen Dezember hindurch beherrscht der am 1. Dezember 1925 in London unterzeichnete Vertrag von Locarno in Deutschland die politische Debatte. In dem Vertrag erkennt die auf den Trümmern des Kaiserreichs errichtete Weimarer Republik die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs an und verpflichtet sich, auf gewaltsame Veränderungen seiner Westgrenzen zu verzichten. Frankreich und Belgien sichern Deutschland im Gegenzug ebenfalls die Unverletzlichkeit dieser Grenzen zu – es sei denn, beide Staaten müssten Polen bei einem deutschen Überfall zu Hilfe eilen. Als Garantiemächte stehen für beide Seiten Großbritannien und Italien bereit. Deutschland erkennt zwar die im Versailler Vertrag aufgezwungenen Gebietsverluste im Osten nicht an, vereinbart aber in separaten Schiedsverträgen mit Polen und der Tschechoslowakei die friedliche Regelung von Streitfragen.

Gegen den Vertrag hagelt es Kritik von rechts und links. So schert die nationalistische DNVP bereits im Vorfeld der Unterzeichnung aus der von Reichskanzler Hans Luther geführten Bürgerblock-Regierung aus. Wie die rechtsradikale NSDAP wendet sie sich entschieden gegen die territorialen Zugeständnisse im Westen. Die KPD wiederum begründet ihre Ablehnung mit der Befürchtung, dass das Deutsche Reich künftig mit den westlichen Staaten eine Front gegen die sozialistische Sowjetunion bilden könnte. Im Zuge dieser äußerst emotional geführten Debatte tritt Luther am 5. Dezember mit seinem gesamten Kabinett zurück. Elf Tage später – also an Lisas Geburtstag – verhaftet die Berliner Polizei zwei der NSDAP nahestehende Männer, die einen Mordanschlag auf Außenminister Gustav Stresemann geplant haben sollen.

Für seine Bemühungen um eine Verständigung mit den ehemaligen Kriegsgegnern erhält Stresemann 1926 zusammen mit Frankreichs Außenminister Aristide Briand den Friedensnobelpreis. Die Hoffnungen auf eine langanhaltende Entspannung in Europa währen jedoch nur wenige Jahre. Als die kurz nach Stresemanns Tod im Oktober 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise nach Deutschland überschwappt, tritt die von Adolf Hitler angeführte NSDAP ihren Siegeszug an und übernimmt Anfang 1933 die Macht. Wiederum drei Jahre später ist Locarno endgültig Geschichte: Im März 1936 nutzt Hitler die Ratifizierung eines sowjetisch-französischen Beistandspakts im französischen Parlament als Vorwand, um ins den Vertragsbedingungen zufolge entmilitarisierte Rheinland einzumarschieren.

Zu diesem Zeitpunkt besucht Lisa aller Wahrscheinlichkeit nach die vierte Klasse der Volksschule in Berne. Darüber hinaus sind aus ihrer Kinder- und Jugendzeit in der Familie vergleichsweise wenige Details bekannt. Zwei ihrer älteren Brüder sterben früh – Bernhard bereits als Säugling, Karl im Alter von 18 Jahren bei einem Badeunfall. Ihren Vater, der zur See fährt, sieht Lisa als Kind nur selten. Er übersteht den im September 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkrieg jedoch ebenso unversehrt wie Mutter Mathilde und die beiden verbliebenen Geschwister Heinz und Hilde.

Nach Schulabschluss und Konfirmation im Frühjahr 1940 arbeitet Lisa in der Bremer Woll-Kämmerei im von Glüsing rund 10 Kilometer entfernten Blumenthal – eine Tätigkeit, die sie auch nach Kriegsende im Mai 1945 beibehält. Ebenso wie den Wohnsitz bei ihren Eltern, mit denen Lisa sich durch den Hungerwinter 1946/47 kämpft und die sie durch ihren vermutlich nicht sehr üppigen Arbeitslohn so gut es geht unterstützt. Eine für Lisa wahrscheinlich noch schwierigere Zeit als für die meisten anderen Menschen in ihrem Umfeld, denn spätestens irgendwann um den Jahreswechsel herum dürfte ihr bewusst werden, dass sie schwanger ist. Über den Vater der im Juni 1947 geborenen Tochter Karin dringt lediglich nach außen, dass es sich um einen verheirateten Mann handeln soll.

Die folgenden Jahre verbringt Lisa mit Karin weiter bei den Eltern – bis der Tod einer nahen Verwandten ihrem Leben eine neue Richtung gibt. Lisas in Hurrel verheiratete Kusine Emma Spreen stirbt im Februar 1958 überraschend an Leukämie und lässt Ehemann Heino mit zwei kleinen Kindern zurück. Wie daraufhin die Verbindung zwischen Heino und Lisa zustande kommt, ist nicht überliefert, doch offenbar finden beide rasch Gefallen aneinander. Nach der im September 1959 gefeierten Hochzeit zieht Lisa mit Karin nach Hurrel auf den Hof ihrer Schwiegereltern Friedrich und Mathilde Spreen.

Während Heino neben der Arbeit auf dem neun Hektar großen Hof Geld als Zimmermann hinzuverdient, kümmert sich Lisa außer um Karin auch um die beiden Stiefkinder Hilda und Wilfried. Nach dem Tod von Schwiegervater Friedrich im Juni 1963 und dem Auszug von Schwiegermutter Mathilde leben zeitweise auch Lisas Eltern auf dem Spreen-Hof, doch diese Episode ist nur von kurzer Dauer: Beide finden bald darauf eine eigene Wohnung im nahegelegenen Hude. Zu diesem Zeitpunkt hat auch Tochter Karin den Spreen-Hof längst verlassen – sie wohnt mit ihrem Ehemann Werner Eggers und Lisas zwischen Juli 1965 und Oktober 1969 geborenen Enkelkindern Frank, Petra und Anja ebenfalls in Hude.

Kurz vor der Hochzeit von Stieftochter Hilda mit Heinrich Hildebrand aus Huntlosen im Juni 1980 gibt Heino den Hof auf. Danach haben beide mehr Zeit für Reisen und für gemeinsame Aktivitäten in der Nachbarschaft oder in ihrem Kegelklub, zu dem unter anderem Artur und Wilma Braun und Heino und Anneliese Borgmann gehören. In diesem Kreis und mit weiteren Bekannten und Verwandten feiern Lisa und Heino im September 1984 auch Silberhochzeit in der Gaststätte von Ursel und Bodo Mehrings.

Nach dem Umbau der landwirtschaftlich nicht mehr genutzten Diele zu Wohnraum kehrt 1991 Stiefsohn Wilfried mit Frau Karin und Tochter Manuela auf den Spreen-Hof zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist Lisa durch einen leichten Schlaganfall bereits gesundheitlich eingeschränkt. Wenig später erhält sie dann die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Zwar erlebt Lisa noch die Geburt von Wilfrieds Sohn Pascal im Dezember 1992 und des ersten Urenkelkindes Kim Daniel im Oktober 1994, doch danach verschlechtert sich ihr Zustand rapide. Sie stirbt am 14. Dezember 1995 – unmittelbar vor ihrem 70. Geburtstag – und wird fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.