Elisabeth Logemann – Rufname Liesbeth – wird am 16. März 1906 als zweites Kind von Johann Fröhlich und Margarethe Fröhlich in Bremen-Vahr geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Martha Fröhlich und die ältere Schwester von Grete Fröhlich, Hedwig Fröhlich, Konrad Fröhlich, Hanna Fröhlich und Luise Fröhlich.
Eine Woche vor Liesbeths Geburt ereignet sich in der nordfranzösischen Stadt Courrières das bis heute schwerste Gruben-Unglück Europas. Am frühen Morgen des 10. Juni erschüttert eine gewaltige Explosion das Gelände der örtlichen Bergbaugesellschaft und kostet im bis zu 300 Meter tiefen Stollensystem fast 1.100 Arbeiter das Leben – darunter viele Kinder. Ausgelöst hat die Katastrophe sehr wahrscheinlich die offene Flamme einer Grubenlampe, die unter Tage ein dort angesammeltes Gasgemisch entzündet. Weil danach die Entlüftung zusammenbricht, breiten sich die tödlichen Gase rasend schnell aus und behindern die Rettungsarbeiten massiv. Sie werden schon am nächsten Tag vorübergehend eingestellt, obwohl die Einsatzleitung neben den bis dahin rund 400 Geretteten noch weitere Überlebende vermutet.
In der Stunde der Not kommt es zu einer bemerkenswerten Aktion der Solidarität: Obwohl auch 35 Jahre nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges die Spannungen zwischen den beiden vermeintlichen Erbfeinden förmlich mit Händen zu greifen sind, reagiert die deutsche Seite unverzüglich auf den Hilferuf des westlichen Nachbarn. Zwei Freiwilligen-Korps der Zechen „Shamrock“ in Herne und „Rheinelbe“ in Ückendorf machen sich mit schwerem Atemschutzgerät im Gepäck auf den Weg zum Unglücksort. Obwohl sie die französischen Kollegen letztlich nur bei der Leichenbergung unterstützen können, erntet ihr Einsatz in der Hauptstadt Paris Lob aus allen politischen Lagern – von Staatspräsident Armand Fallières bis zu Sozialistenführer Jean Jaurès. Auch Deutschlands Kaiser Wilhelm II. äußert sich wohlwollend und spricht von einer „Friedenstaube mit Ölzweig“, die am Himmel von Courrières schwebe.
Leider hält die Eintracht nicht lange. Fünf Jahre später prallen im Rahmen der Zweiten Marokko-Krise die gegensätzlichen Machtinteressen wieder voll aufeinander. Wie schon 1904 in der Ersten Marokko-Krise geht es um die französische Vorherrschaft in Nordafrika, die Wilhelm II. und mit ihm wesentliche Teile der deutschen Öffentlichkeit so nicht akzeptieren wollen. Nach der Entsendung des deutschen Kanonenboots „Panther“ in die marokkanische Hafenstadt Agadir verhindert 1911 nur die eindeutige Parteinahme Großbritanniens für Frankreich eine Eskalation des Konflikts. Zwar gibt es auch danach noch vereinzelt Versuche der Verständigung, insbesondere innerhalb der Arbeiterbewegungen beider Länder. Nach der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo im Juni 1914 können sie jedoch den Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf unterschiedlichen Seiten nicht verhindern.
Zu diesem Zeitpunkt besucht Liesbeth bereits seit zwei Jahren die Volksschule ihres weniger als 1.000 Einwohner zählenden Heimatortes, der damals noch zur Landgemeinde Horn gehört. Wie sie die folgenden vier Kriegsjahre und später nach dem Sturz der Monarchie die stürmischen Wochen der am 10. Januar 1919 ausgerufenen und am 4. Februar blutig niedergeschlagenen Bremer Räte-Republik erlebt, ist in der Familie nicht überliefert. Die den ganzen Tag über andauernden Kämpfe, bei denen insgesamt 81 Menschen – darunter sechs Kinder – ums Leben kommen, finden zum Teil nur wenige Kilometer von Liesbeths Elternhaus entfernt statt.
Nach ihrem Schulabschluss arbeitet Liesbeth zunächst in mehreren Haushalten in der näheren Umgebung, bevor es sie rund 40 Kilometer weiter westlich auf den Hof von Dietrich Schütte (heute: Linda Helmers) nach Hurrel verschlägt. Dort freundet sie sich mit Grete Schmidt aus Lintel an, die ebenfalls auf dem Schütte-Hof arbeitet, und lernt ihren künftigen Ehemann Heinrich Logemann aus Hiddigwardermoor kennen. Nach der Hochzeit am 5. August 1927 zieht Liesbeth, bereits hochschwanger, mit Heinrich in ein zum Hof von Gerhard Wieting gehörendes Haus an der Hurreler Straße (heutige Eigentümerin: Inge Molde). Dort kommt am 9. Oktober Tochter Alwine zur Welt.
In den folgenden, durch die Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg der Nationalsozialisten geprägten Jahren wächst die Familie um drei weitere Kinder: Alfred wird im September 1930 geboren, Heinz im September 1932 und Walter im Juni 1934. Während Heinrich als Bootsbauer und Zimmermann arbeitet, verdient Liesbeth noch etwas nebenher, indem sie den Bauern auf den umliegenden Höfen an Schlachttagen beim Wurstmachen hilft. Weil beide sich in Hurrel wohlfühlen, zögern sie nicht lange, als sich die Chance bietet, an der Bremer Straße ein Grundstück zu kaufen: Mit viel Eigenleistung errichten sie darauf ein kleines Haus (heutige Besitzerin: Meike Haucken), das Ende 1938 bezugsfertig ist.
Als ein knappes Jahr später der Zweite Weltkrieg beginnt, heißt es für Heinrich und Liesbeth wie für viele Nachbarn Abschiednehmen. Wobei es die beiden vergleichsweise glimpflich trifft: Wegen seiner Ausbildung wird Heinrich heimatnah stationiert und arbeitet fortan auf der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven. Liesbeth bleibt derweil zu Hause und kümmert sich um die Familie, zu der sich im Mai 1941 noch der jüngste Sohn Konrad gesellt.
Spätestens Anfang 1945 zeichnet sich ab, dass der Krieg verloren gehen wird. Die ersten Ost-Flüchtlinge erreichen Hurrel, und Liesbeth nimmt eine ältere Frau aus Schlesien auf, deren Name in der Familie allerdings nicht mehr bekannt ist. Nur wenige Wochen später folgen kanadische Truppen, die auch im Logemann-Haus Quartier nehmen. Das Misstrauen der Besatzer gegenüber der einheimischen Bevölkerung ist anfangs groß und äußert sich unter anderem darin, dass Liesbeth das für die Soldaten gekochte Essen zunächst den eigenen Kindern servieren muss. Trotzdem bleibt auch in diesem Klima Raum für Menschlichkeit: Weil der zweitälteste Sohn Heinz zu Beginn der Besatzung schwer erkrankt ist, lässt der befehlshabende Offizier unverzüglich den Arzt Gustav Thye aus Hude holen.
Als Heinrich nach Kriegsende nach Hause zurückkommt, kehrt schnell wieder Normalität ein. Fortan arbeitet er stets in Liesbeths Nähe. Schon im Dezember 1956 jedoch endet die gemeinsame Zeit – Heinrich stirbt an Krebs. Nach seinem Tod wohnt Liesbeth zunächst mit Heinz und Konrad allein im Haus, ehe Heinz im Sommer 1957 heiratet und Ehefrau Waltraud hinzukommt. Zum Haushalt gehören nach Konrads Auszug auch Liesbeths zwischen 1958 und 1965 geborene Enkel Wilfried, Niels und Susanne.
Weil Heinz nach einer Bäckerlehre bei Otto Mehrings seinen Lebensmittelpunkt mehr und mehr nach Oldenburg verlagert und dort an der Donnerschweer Straße eine chemische Reinigung eröffnet hat, kauft er kurz vor der Geburt der zweiten Tochter Meike im Juli 1973 in unmittelbarer Nähe der Reinigung ein weiteres Haus. Als er anschließend das Haus in Hurrel an Egbertus de Vries verkauft, folgt Liesbeth ihm nach Oldenburg. Dort stirbt sie am 23. Mai 1979 nach einem Schlaganfall. Beerdigt ist Liesbeth sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.