Katharine Rüscher – Biographie

Katharine Margarete Rüscher wird am 2. Juli 1851 als drittes Kind von Johann Hinrich Mönnich und Wübke Margarethe Mönnich auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Werner und Christa Schnell) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Diedrich Mönnich und Johann Hinrich Mönnich Junior und die ältere Schwester von Johann Dierk Mönnich und Gesine Helena Butt.

Ein europaweit Schlagzeilen produzierendes Thema in den Wochen vor und nach Katharines Geburt ist die Great Exhibition in London. In einem ganz in Glas gehaltenen Pavillon präsentieren im königlichen Hyde Park rund 14.000 Aussteller aus 94 Ländern ihre Produkte – die Keimzelle der späteren Weltausstellungen. Zwar demonstriert die insgesamt mehr als 6 Millionen Besucher anziehende Schau einmal mehr die damalige Überlegenheit Großbritanniens als Industrie- und Wirtschafts-Standort, doch können auch deutsche Teilnehmer durchaus Akzente setzen. So gewinnt beispielsweise der Essener Stahlproduzent Alfred Krupp einen Preis für einen von ihm konstruierten, 43 Zentner schweren Gusszylinder. Auch in Deutschland, damals noch ein Flickenteppich verschiedener Staaten und Fürstentümer, ist die industrielle Revolution in vollem Gange.

Eine Entwicklung, die selbst eher etwas abseits gelegene Herrschaftsgebiete wie das Großherzogtum Oldenburg erfasst und die Lebensbedingungen der Menschen dort von Grund auf verändert. In der 1850 noch weniger als 10.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Oldenburg existieren etwa in jenen Jahren neben einer Eisengießerei, einer Kalk- und Zementbrennerei, einer Mantel- und Deckenfabrik und einer Schiffswerft unter anderem mehrere Tabak- und Likörfabriken, die sich überwiegend am Stau oder in dessen näheren Umgebung angesiedelt haben. Kurz darauf kommen in Osternburg die Oldenburgische Glashütte und die Warps-Spinnerei hinzu.

In den um Oldenburg herum liegenden, in aller Regel landwirtschaftlich geprägten Dörfern wie Hurrel sind die Umwälzungen durch die Industrialisierung hingegen kaum spürbar. Gearbeitet wird dort wie in den Jahrhunderten zuvor ausschließlich mit tierischer und menschlicher Muskelkraft. Deshalb kann man davon ausgehen, dass Katharine wie auch ihre Geschwister von Kindesbeinen an in die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes einbezogen ist. Dies gilt umso mehr, als im November 1857 – also noch vor ihrer Einschulung – Katharines Vater nach längerer Krankheit stirbt. Ihr laut Jüngstenrecht erbberechtigter Bruder Johann Dierk ist zu diesem Zeitpunkt  erst drei Jahre alt.

Angesichts dieser Konstellation ist es wahrscheinlich, das Katharine nach Abschluss der Volksschule im benachbarten Lintel zunächst weiter auf dem elterlichen Hof arbeitet, anstatt woanders in Stellung zu gehen. Wann und bei welcher Gelegenheit sie letztlich ihren aus Moordorf bei Elsfleth stammenden Ehemann Johann Hinrich Rüscher kennenlernt, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Johann Hinrich lebt in Sandtange, wo er im Mai 1869 den laut der „Hatter Bilder-Chronik“ von Wolfgang Martens ältesten Hof des Ortes gekauft hat (heute: Arthur und Marianne Barkemeyer).

Katharine und Johann Hinrich heiraten am 27. Juni 1873 in Kirchhatten. Bis September 1880 kommen drei Kinder zur Welt: Helene Mathilde (Oktober 1875), Reinhard Johann (Juni 1878) und Meta Gesine.

Anfang 1886 – in Deutschland bahnt sich mit der Patent-Anmeldung eines „Fahrzeugs mit Gasmotorenbetrieb“ durch Carl Benz das Zeitalter der Motorisierung an – wird Katharine zum vierten Mal schwanger. Darüber, ob sie bereits vor der Geburt von Tochter Ida Marie am 20. September schwer krank ist, lässt sich nur spekulieren. Weil Katharine am 7. November 1886 stirbt und das Hatter Kirchenbuch als Todesursache „Auszehrung“ nennt, liegt die Vermutung jedoch nahe. Letztlich ist dieses Wort wie auch der Begriff Schwindsucht nur eine Umschreibung der damals noch weitgehend unerforschten Volksseuche Tuberkulose. Beerdigt wird Katharine auf dem Friedhof in Kirchhatten – wenige Tage, bevor auch die jüngste, nur acht Wochen alt gewordene Tochter ihr Leben aushaucht.