Johann Martin Spreen wird am 5. Juni 1917 als fünftes Kind von Friedrich Heinrich Spreen und Mathilde Spreen auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Karin Spreen) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Martha Behmann, Bernhard Spreen, Dietrich Spreen und Friedrich Spreen und der ältere Bruder von Minna Wilken und Heino Spreen.
Zwei Tage nach Johanns Geburt beginnt an der Westfront des Ersten Weltkriegs die Schlacht von Mesen – mit dem bis dahin lautesten von Menschen verursachten Knall der Weltgeschichte. Auslöser sind 400 Tonnen Sprengstoff, die in einem zuvor von britischen Soldaten und Bergleuten in monatelanger Arbeit unter den deutschen Stellungen errichteten Stollensystem explodieren. Augenzeugen berichten von einer Fontaine aus Dreck und Steinen, die einen Kilometer hoch in den Himmel schießt. Dabei kommen auf einen Schlag 10.000 deutsche Soldaten ums Leben.
Nach einem unmittelbar auf die Detonationen folgenden Artilleriefeuer rücken britische Einheiten vor und setzen dabei auch Giftgas und Panzer ein. Am Ende müssen sich die deutschen Verteidiger unter weiteren schweren Verlusten zurückziehen. Trotzdem gelingt es den Briten in der anschließenden Dritten Flandernschlacht nicht, entscheidende Geländegewinne zu erzielen. Die Front erstarrt erneut im Stellungskrieg.
An der Patt-Situation ändert auch nichts, dass am 13. Juni 1917 erstmals eine Staffel deutscher Langstrecken-Bomber vom Typ Gotha G.IV die britische Metropole London erreicht und dort ihre tödliche Fracht abwirft. Es ist die erste Bombardierung einer Großstadt durch Flugzeuge in der Weltgeschichte. Für die Londoner ein Schock – war es doch seit der normannischen Eroberung 1066 keinem auswärtigen Feind mehr gelungen, auf ihr durch die Insellage Großbritanniens geschütztes Territorium vorzudringen. Letztlich verpuffen jedoch auch diese Angriffe. Erschwerend für die deutsche Seite kommt hinzu, dass im April 1917 mit den USA ein neuer und aufgrund seiner Größe und Kapitalkraft enorm gefährlicher Gegner in den Krieg gegen die Mittelmächte eingetreten ist.
Die Aussichten, den seit fast drei Jahren tobenden Konflikt zu einem siegreichen Ende zu bringen, stehen also nicht gerade rosig, als Johann seine ersten Schreie tut. Und auch sonst dürfte die Stimmung in der Familie eher gedrückt sein – schließlich nimmt auch Vater Friedrich am Krieg teil und niemand kann mit Gewissheit sagen, wann beziehungsweise ob er seinen neugeborenen Sohn überhaupt je zu Gesicht bekommen wird. Zumindest diese Sorge stellt sich jedoch Ende 1918 als unbegründet heraus: Der Krieg ist da zwar verloren, doch Friedrich hat ihn überstanden und kehrt unversehrt nach Hurrel zurück.
Im Januar 1920 wird Johanns Schwester Minna geboren, im August 1925 der jüngste Bruder Heino. Zu diesem Zeitpunkt besucht Johann bereits die Volksschule in Hurrel, wo unter anderem Johann Albers, Johann Lange, Martha Stöver und Georg Wieting zu seinen in etwa gleichaltrigen Klassenkameraden gehören. Nebenher wird er wie damals üblich in die Bewirtschaftung des elterlichen, etwa neun Hektar großen Hofes eingebunden sein – auch wenn dabei die Hauptlast auf den Schultern seiner älteren Brüder liegen dürfte.
Johanns Schulzeit endet auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise. Wie und wo er anschließend seinen Lebensunterhalt verdient, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Sehr wahrscheinlich arbeitet er jedoch in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft auf verschiedenen Bauernhöfen der näheren Umgebung, unterbrochen nur von der Ableistung des 1935 wieder eingeführten Wehrdienstes. Irgendwann in dieser Zeit lernt Johann seine künftige Ehefrau Martha Wöbken aus Schmede kennen, die genauen Umstände liegen aber heute ebenfalls im Dunkeln.
Da der komplette Jahrgang 1917 erst zum 1. Oktober 1938 in die Kasernen gerufen wird, geht der Wehrdienst für Johann elf Monate später direkt in den Kriegsdienst über: Am 1. September 1939 beginnt mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Zwar lassen sich Johanns Stationen von den ersten spektakulären Erfolgen der Wehrmacht bis zu deren Kapitulation im Mai 1945 heute nicht mehr exakt rekonstruieren. Informationen aus der Familie zufolge gehört er jedoch zeitweise als Panzerfahrer dem von Erwin Rommel befehligten Afrika-Korps an, das an Schauplätzen wie Tobruk und El-Alamein gegen die britische Achte Armee und später auch gegen amerikanische Einheiten kämpft.
Dass Johann Ende 1942 noch am Tunesien-Feldzug teilnimmt, in dessen Verlauf sein ehemaliger Schulkamerad Adolf Sparke neben zigtausenden anderen deutschen Soldaten in Gefangenschaft gerät, ist eher unwahrscheinlich: Am 19. Februar 1943 nämlich – dem Beginn der Schlacht am Kasserin-Pass in Tunesien – steht er mit Martha in Kirchhatten vor dem Traualtar. Möglicherweise ist eine zwischenzeitliche Malaria-Erkrankung der Grund dafür, warum Johann vorzeitig aus Afrika heimkehrt. Gleichwohl bleibt er bis Kriegsende Soldat. Seinen im Oktober 1944 geborenen Sohn Horst sieht er deshalb in dessen ersten Lebensmonaten allenfalls sporadisch.
Die ersten Nachkriegsjahre verbringt Johann mit Martha, Horst und dem im Januar 1946 geborenen zweiten Sohn Hans auf dem Hof von Marthas Stiefvater Johann Heinrich Wachtendorf in Schmede. Kurz nach der Geburt des dritten Sohnes Jürgen im Januar 1950 zieht die junge Familie – die Wohnverhältnisse in Schmede sind beengt – zurück auf den elterlichen Hof nach Hurrel. Doch auch dort ist wenig Platz, so dass schon 1951 ein weiterer Umzug in ein seinem Bruder Friedrich gehörendes Haus an der Hurreler Straße (heute: Gunda Böseleger) ansteht. Friedrich zieht kurz darauf mit seiner Familie nach Delmenhorst, bleibt aber zunächst Eigentümer.
Beruflich hat Johann die Landwirtschaft zu diesem Zeitpunkt längst hinter sich gelassen. Zunächst arbeitet er als Schlosser in Delmenhorst, später dann als Busfahrer bei Hutfilters Reisedienst und ab 1953 dauerhaft als LKW-Fahrer im Fernverkehr für die ebenfalls in Delmenhorst ansässige Spedition Temmen. Zu deren Großkunden gehört die Linoleumfabrik DLW, für die Johann regelmäßig zwischen Delmenhorst und Stuttgart unterwegs ist. Seine Familie sieht er deshalb über viele Jahre hinweg fast nur am Wochenende.
Als Temmen Ende der 60er Jahre eine eigene Kfz-Werkstatt einrichtet, nutzt Johann die Chance, von der Straße wegzukommen. Fortan repariert er in Delmenhorst die firmeneigenen Fahrzeuge – auch im Notdienst, so dass sich der Wunsch nach etwas geregelteren Arbeitszeiten nur bedingt erfüllt. Kurz darauf bietet ihm Bruder Friedrich das Haus in Hurrel zum Kauf an, was allerdings die Bankbürgschaft eines Dritten erfordert hätte. Darauf mag sich Johann nicht einlassen und zieht stattdessen lieber ins Nachbardorf Vielstedt, wo er ein Haus in unmittelbarer Nähe des Vielstedter Bauernhauses mietet.
Auch nach dem erneuten Umzug hält die Arbeitsbelastung in der Kfz-Werkstatt an, so dass Johanns Alltag eng getaktet bleibt. Bis sich ab Mitte der 70er Jahre neben dieser Belastung auch der jahrzehntelange starke Zigarettenkonsum bemerkbar macht. Johann muss kürzertreten und geht 1977 zu seinem 60. Geburtstag vorzeitig in Rente. Die er allerdings nur kurz genießen kann: Johann stirbt am 3. Dezember 1979 und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.