Johann Hinrich Schwarting wird am 31. Januar 1858 als zweites Kind von Gerhard Schwarting und Sophie Catharine Schwarting in Altmoorhausen geboren. Er ist der ältere Bruder von Hinrich Georg Schwarting, Gesine Margarete Schwarting, Johann Diedrich Schwarting und Georg Diedrich Schwarting. Eine 1857 zur Welt gekommene Schwester stirbt laut Kirchenbuch der Gemeinde Hude namenlos und ungetauft.
Wenige Tage vor Johanns Geburt sorgt in London eine Trauung für Schlagzeilen, die auf den ersten Blick als Traumhochzeit durchgehen könnte: Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen, ältester Sohn des späteren deutschen Kaisers Wilhelm I., heiratet Victoria Adelaide Mary Louisa, Tochter der britischen Königin Victoria und ihres aus Deutschland stammenden Mannes Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Anders als bei vielen anderen adeligen Brautleuten des 19. und 20. Jahrhunderts ist es eine Liebesheirat, der anfangs auch im jeweiligen Umfeld des Paares viel Wohlwollen entgegengebracht wird.
Letzteres ändert sich jedoch schon bald nach der im Mai 1856 verkündeten Verlobung: So nehmen viele Briten Preußen übel, dass es im gerade beendeten Krim-Krieg neutral geblieben ist. Am preußischen Königshof wiederum gibt es eine Reihe hochrangiger Mitglieder, die aus politischen Gründen lieber eine Verbindung mit dem russischen Zarenhaus gesehen hätten. Je näher der Trau-Termin rückt, desto erbitterter tobt der Streit ums Protokoll und dort unter anderem darum, an welchem Ort das Jawort fallen soll – eine Frage, in der sich am Ende die britische Seite durchsetzt.
In ihrer Tragweite vergleichbare Differenzen zwischen den Angehörigen der beiden Ehepartner dürfte es in Johanns Elternhaus kaum gegeben haben. Davon losgelöst existieren jedoch durchaus einige Gemeinsamkeiten. Nachdem etwa das preußisch-britische Prinzenpaar im Januar 1959 mit dem ersten Stammhalter Wilhelm – dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm II. – in punkto Nachwuchs gleichzieht, kommen zwischen 1860 und 1866 in beiden Familien je vier Kinder hinzu. Dabei verlagert sich ab den Zweitgeborenen der Ort der Entbindung: Anders als Wilhelm, der im Kronprinzen-Palais in Berlin seinen ersten Schrei tut, kommen dessen adelige Geschwister im Neuen Palais zu Potsdam zur Welt. Im damaligen Großherzogtum Oldenburg wiederum ist Familie Schwarting nach Johanns Geburt von Altmoorhausen nach Hurrel umgezogen, wo Vater Gerhard Schwarting – bis dahin Heuerling – 1859 einen eigenen, zuvor von Hermann Hartmann bewirtschafteten Hof am Drengort gekauft hat (heute: Gerd und Ute Schwarting).
Eine weitere Parallele tut sich 1888 auf, als in beiden Familien ein Elternteil stirbt. In Berlin trifft es am 15. Juni den an Kehlkopfkrebs erkrankten, erst wenige Monate zuvor als Friedrich III. zum Kaiser gekürten Vater. In Hurrel kostet die Volksseuche Tuberkulose Sophie Catharine Schwarting bereits am 11. Mai das Leben.
Beim Tod der Mutter ist Johann 30 Jahre alt. Wo er zuvor die Jahre nach dem Abschluss der Volksschule in Lintel verbracht hat, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Trotz des in Hurrel geltenden Jüngstenrechts scheint aber schon entschieden, dass er und nicht sein Bruder Georg Diedrich den elterlichen Hof fortführen soll. Spätestens nach der Hochzeit mit Catharine Tönjes im Juni 1889 übernimmt er dann die Leitung des Betriebs. Der Geburt des ersten Sohnes Gerhard im Januar 1890 folgen mit Heinrich Georg (Mai 1891), Gustav (Juni 1893) und Adele (September 1895) noch drei weitere Kinder.
Drei Jahre nach Adeles Geburt zerstört ein Feuer große Teile des Schwarting-Hofes. Johann entschließt sich zu einem kompletten Neubau und bringt seine Familie während dieser Zeit bei Nachbarn und Verwandten im Dorf unter. So wohnt beispielsweise der mit einer Behinderung zur Welt gekommene Sohn Heinrich Georg mehr als ein halbes Jahr lang bei Johanns Schwägerin Meta Barkemeyer.
In der Frage, welcher der beiden überlebenden Söhne – Heinrich Georg stirbt im Februar 1906 im Gertrudenheim in Oldenburg – später einmal an Johanns Stelle treten soll, fällt die Wahl recht bald auf den älteren Gerhard. Gustav besucht stattdessen die Handelsschule und beginnt danach eine kaufmännische Ausbildung beim Bremer Kaffeeröster Carl Ronning. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 werden allerdings beide eingezogen, so dass Johann und Catharine in den folgenden vier Jahren bei der Bewirtschaftung des Hofes weitgehend auf sich allein gestellt sind. Die im Frühjahr 1918 eintreffende Nachricht, dass Gerhard in Frankreich gefallen ist, trifft sie hart.
Nach dem Krieg schult Gustav auf Landwirtschaft um, und mit Anni Düser aus Altmoorhausen bekommen Johann und Catharine im Mai 1923 eine Schwiegertochter ins Haus. Kurz nach der Geburt von Enkel Heino trifft Johann dann ein weiterer Schicksalsschlag: Im Januar 1925 stirbt Catharine an einer Rippenfellentzündung.
In den folgenden Jahren erlebt Johann die Geburt der weiteren Enkelkinder Georg (Mai 1928), Ingo (Januar 1933) und Linda (Mai 1935), aber auch Georgs frühen Tod im Februar 1929 und schließlich den Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939. Er stirbt am 28. Dezember 1940, ein halbes Jahr vor dem seit 1918 im Exil im niederländischen Haus Doorn lebenden Ex-Kaiser Wilhelm II. Beide werden 82 Jahre alt. Beerdigt ist Johann am 31. Dezember 1940 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.