Johann Heinrich Rüdebusch wird am 17. November 1839 als erstes Kind von Johann Dierk Rüdebusch und Gesche Margarete Rüdebusch auf dem elterlichen Hof in Kirchkimmen geboren. Er ist der ältere Bruder von Johann Diedrich Rüdebusch, Anna Margarete Stolle, Hinrich Lüder Rüdebusch und Gesine Catharine Wiedau. Daneben hat er mit Anna Catharine Rüdebusch noch eine ältere Halbschwester aus der ersten Ehe seines Vaters mit Anna Margaretha Precht und mit Johann Diedrich Grashorn einen jüngeren Halbbruder aus der zweiten Ehe seiner Mutter mit Tönjes Hinrich Grashorn.
Am Tag von Johanns Geburt stoßen die Forschungsreisenden John Lloyd Stephens und Frederick Catherwood im Urwald von Honduras auf die Überreste der mutmaßlich rund 1.300 Jahre vor Christi Geburt gegründeten Maya-Stadt Copán. Ihre Ausgrabungen stützen die bislang als Außenseiter-Meinung geltende Theorie, dass es im angeblich nur von „Wilden“ bevölkerten Amerika Jahrhunderte vor Ankunft der ersten Europäer eine einheimische, Tempel und Pyramiden bauende Hochkultur gegeben hat. Später forscht das Duo auch auf dem Gebiet der bereits früher entdeckten Siedlungen Palenque und Uxmal und begeistert mit seinem 1841 erstmals veröffentlichten Reisebericht „Incidents of Travel in Central America, Chiapas and Yucatan“ Profi- und Hobby-Archäologen aus aller Welt.
Zwar lassen sich auch für Johanns Geburtsort Siedlungsspuren aus der späten Bronzezeit (1.300 bis 800 vor Christus) nachweisen, wie Walter Janßen-Holldiek in seinem 1998 erschienenen Buch „Die Bauerschaft Kirchkimmen und ihre alten Höfe“ ausführt. Als die Maya-Stadt Copán um das Jahr 700 herum ihre Blütezeit mit bis zu 30.000 Einwohnern erlebt, gibt es freilich in der gesamten Region nichts Vergleichbares, und es soll noch einmal fast 550 Jahre dauern, bis der Ort „Nortkimmen“ erstmals urkundlich Erwähnung findet. Zu den ersten verlässlichen Quellen gehört das Delmenhorster Steuerregister von 1489, das für Kirchkimmen insgesamt zehn Höfe aufführt. Gleich bei zweien davon trägt der Eigentümer den Namen Rüdebusch.
Etymologisch führt Janßen-Holldiek den Familiennamen auf die lateinische Bezeichnung „rubetum“ für Brombeergesträuch zurück, aus der zunächst „Rubusch“ und schließlich irgendwann „Rüdebusch“ wird. Die ersten Träger dieses Namens dürften demzufolge an einem Ort gesiedelt haben, der durch ein entsprechend hohes Vorkommen an Brombeeren gekennzeichnet war.
Johanns Großvater Hinrich Rüdebusch heiratet 1773 von Vielstedt aus kommend in den Hof von Lüder Wichmann ein, den Johanns Vater Johann Dierk nach der Hochzeit mit Anna Margaretha Precht im März 1813 übernimmt. Als Anna Margaretha im Juli 1838 stirbt, ist das einzige gemeinsame Kind, die im Januar 1814 geborene Tochter Anna Catharine, bereits seit mehr als 20 Jahren tot. Johann Dierk Rüdebusch bleibt jedoch nicht lange allein: Am 5. Februar 1839 heiratet er Gesche Margarete Windhusen, deren Eltern im neueren Teil von Kirchkimmen eine 1614 begründete Brinksitzerei bewirtschaften (heute: Jürgen Bielefeld). Aus dieser Ehe entstammen neben Johann die eingangs genannten leiblichen Geschwister, von denen lediglich der jüngste Bruder Hinrich Lüder nicht das Erwachsenenalter erreicht: Er stirbt im Januar 1847 wenige Wochen nach der Geburt.
Eine Woche vor seinem zehnten Geburtstag – die jüngste Schwester Gesine Catharine ist gerade geboren – verliert Johann den Vater. Doch auch seine damals 35-jährige Mutter findet in der Nachbarschaft schnell einen neuen Ehemann: Stiefvater Tönjes Hinrich Grashorn, den sie im Juni 1851 heiratet, stammt vom 1489 erstmals erwähnten Grashorn-Hof (bis 2018: Helmut Grashorn).
Außer den beschriebenen familiären Ereignissen sind nur zwei weitere, im Vergleich dazu eher nebensächliche Details aus Johanns erster Lebenshälfte überliefert. Zum einen erlebt er 1847 den noch von seinem Vater vorangetriebenen Umzug der Familie in einen bis heute genutzten Neubau an der Kirchkimmer Straße (heute: Helga Rüdebusch) mit. Zum anderen gehört er zu jener Generation Kirchkimmer Kinder, die noch die alte, auf dem Hof von Hermann Diedrich Oetken (heute: Wilfried Blankemeyer) eingerichtete Dorfschule besuchen. Als dessen Schwiegersohn Claus Hinrich Blankemeyer einige Jahre später kein Interesse mehr zeigt, neben der Landwirtschaft den Lehrerberuf fortzuführen, entsteht am Steinkimmer Weg ein neues Schulgebäude. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet Johann vermutlich auf dem elterlichen Hof, für den beim Tod des Vaters der jüngere Bruder Johann Diedrich als Grunderbe eingetragen wurde.
Das nächste für die Nachwelt festgehaltene Lebenszeichen von Johann gibt es erst wieder am 3. Februar 1882. An diesem Tag heiratet er Anna Wübbenhorst aus dem Nachbardorf Hurrel, die zwischen 1874 und 1881 vier Kinder und schließlich auch ihren Mann Diedrich an die Volksseuche Tuberkulose verloren hat. Dem Umzug auf den ehemaligen Wübbenhorst-Hof (heute: Birgit Ganteföhr) folgt im November 1882 die Geburt der Zwillinge Johann Diedrich und Heinrich, von denen aber nur Letzterer das Säuglingsalter übersteht: Johann Diedrich stirbt im Mai 1883, sechs Monate vor der Geburt von Schwester Frieda und aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls an Tuberkulose.
Nach Frieda kommen noch Martha (November 1886), Gesine (Juni 1888) und Georg (Oktober 1889) zur Welt, so dass Johann in den folgenden Jahren fünf seiner sechs Kinder aufwachsen sieht. Die Frage, welcher der beiden Söhne später einmal den 1521 erstmals erwähnten, rund 25 Hektar großen Hof fortführen soll, klärt sich wohl nicht mehr zu seinen Lebzeiten: Johann stirbt am 13. Oktober 1906 – wenige Wochen vor seinem 67. Geburtstag – an einem Magengeschwür.
Am Tag von Johanns Beerdigung auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude, dem 16. Oktober 1906, trägt sich in Köpenick bei Berlin der kurz zuvor aus dem Zuchthaus entlassene Schuster Wilhelm Voigt durch eine noch Generationen später belachte Tat in die Geschichtsbücher ein. Als Hauptmann von Köpenick besetzt er am frühen Nachmittag mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten das Rathaus, verhaftet den Bürgermeister und macht sich anschließend mit der Stadtkasse aus dem Staub. Die sprichwörtlich zur Köpenickiade gewordene Aktion wirft ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse im kaiserlichen Deutschland und wird in den folgenden Jahrzehnten etliche Male verfilmt, unter anderem 1956 mit Heinz Rühmann in der Titelrolle.