Johann Pape – Biographie

Johann Pape wird am 7. Dezember 1908 als drittes Kind von Hinrich Pape und Gesine Pape auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Marlies und Markus Pape) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Klara Wachtendorf und Georg Pape und der ältere Bruder von Adolf Pape, Rudolf Pape, Arthur Pape, Ida Busemann, Frieda Pape, Rosa Westerholt, Heino Pape und Walter Pape. Daneben hat er mit Katharine Wieting, Anna Marie Eilers, Heinrich Pape, Karl Friedrich Pape, Friedrich Wilhelm Pape und den als Kindern verstorbenen Johanne Pape und Johann Pape noch sieben Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters und mit Wilhelm Engels einen älteren Halbbruder mütterlicherseits.

Fünf Tage vor Johanns Geburtstag begeht Kaiser Franz Josef I. in Wien sein 60-jähriges Thron-Jubiläum. Bereits das ganze Jahr 1908 hindurch hat es in der österreichisch-ungarischen Hauptstadt aus diesem Anlass Feierlichkeiten gegeben. Im Mai etwa fand im Park von Schloss Schönbrunn eine Huldigungsfeier mit 80.000 Schulkindern statt, im Juni dann ein Festumzug mit annähernd 300.000 Zuschauern. In der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember wird zu Ehren des Kaisers ganz Wien hell erleuchtet.

Der strahlende Glanz kann nur mühsam verdecken, dass sich die Vielvölker-Monarchie bereits seit Jahren in einer schweren Krise befindet. Zwischen Deutsch-Österreichern auf der einen sowie Ungarn, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Kroaten, Serben, Rumänen, Polen und Ukrainern auf der anderen Seite gibt es immer wieder Reibereien – wobei im Oktober 1908 mit der Annexion von Bosnien und Herzegowina noch ein weiterer Unruheherd hinzukommt. Besonders aufgeheizt ist die Stimmung in Böhmen, wo die tschechische Bevölkerungsmehrheit schon seit langem eine größere Autonomie nach Vorbild des österreichisch-ungarischen Ausgleichs von 1867 fordert. In Prag eskaliert ausgerechnet in den Tagen vor dem Thron-Jubiläum von Franz Josef die Situation: Nach massiven Zusammenstößen zwischen deutschen und tschechischen Studenten der Karls-Universität verhängen die Behörden am 2. Dezember sogar das Standrecht.

Das Deutsche Reich stellt sich in diesem Konflikt ganz auf die Seite der Wiener Regierung. Am 7. Dezember sichert Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow den Österreichern im sich wegen Bosnien-Herzegowina anbahnenden Konflikt mit Serbien volle Unterstützung zu. Ende März 1909 spricht Bülow vor dem Reichstag in diesem Zusammenhang wörtlich von „Nibelungentreue“. Eine Haltung, an der sich in den folgenden Jahren nichts ändert und die im Sommer 1914 nach der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo erheblich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beiträgt.

Dieses einschneidende Ereignis sorgt kurz vor Johanns Einschulung auch in Hurrel für viel Aufregung und Veränderung. Sein ältester Halbbruder Heinrich gehört im Oktober 1916 zu den insgesamt fast 20 Teilnehmern mit Hurreler Wurzeln, die dem Krieg zum Opfer fallen. Am 22. März 1920, knapp anderthalb Jahre nach dem Waffenstillstand von Compiègne und wenige Tage nach Niederschlagung des Kapp-Putsches, stirbt auch seine im August 1918 geborene Schwester Frieda an einem Grippe-Virus.

Angesichts der nach dem verlorenen Krieg schlechten wirtschaftlichen Lage und der unverändert beengten Verhältnisse auf dem Pape-Hof – im Juni 1920 wird die jüngste Schwester Rosa geboren – verlässt Johann bald darauf sein Elternhaus und geht im Alter von zwölf Jahren auf dem Hof von Hermann Diedrich Borchers in Dingstede in Stellung. Nachdem er im Nachbardorf die Volksschule abgeschlossen hat, besucht er die Landwirtschaftsschule in Delmenhorst und arbeitet nebenbei als landwirtschaftlicher Gehilfe.

Selbst einem für die damalige Zeit gut ausgebildeten Landwirt wie Johann fällt es in den längst nicht immer goldenen Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schwer, eine adäquate Beschäftigung zu finden. Ein heimatnah gelegener Ort, an dem es vergleichsweise viele wohlhabende Bauern gibt, ist Brettorf: Auf einen dieser in der Wildeshauser Geest gelegenen Höfe zieht es Johann schließlich, ebenso wie seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Adolf. Die Geschwister, die sich seit jeher gut verstehen, finden in Brettorf nicht nur Arbeit, sondern unabhängig voneinander auch die Frau fürs Leben.

Im Falle von Johann ist es Alma Ruge, die aus Bergedorf stammt und ebenfalls auf einem der umliegenden Brettorfer Höfe arbeitet. Fünf Monate nach Adolfs Hochzeit mit Elfriede Raschen treten beide im Juli 1933 – sechs Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten – in Ganderkesee vor den Traualtar. Wiederum vier Monate später kommt Sohn Helmut auf die Welt.

Nachdem Johann und Alma zunächst noch keine feste Vorstellung davon haben, wie es beruflich weitergehen soll, tun sich Anfang 1934 plötzlich neue Perspektiven auf: Das kinderlose Ehepaar Johann und Anna Böckmann aus Munderloh sucht einen Pächter für seinen rund 11 Hektar großen Hof am Possenweg. Nach Vermittlung eines Bauern aus Brettorf finden die beiden Parteien Gefallen aneinander, und Johann zieht mit Alma und Helmut in die Gemeinde Hatten. Dort wächst die Familie bis Anfang 1940 weiter um die Söhne Günter, Werner und Siegfried. Günter stirbt allerdings bereits am 21. August 1935, nur knapp vier Wochen nach seiner Geburt.

Während Alma mit Siegfried schwanger ist, bricht im September 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Wie alle seine wehrfähigen Brüder wird auch Johann eingezogen und tut zunächst Dienst im Kriegsgefangenenlager Sandbostel am Rande der Lüneburger Heide. Im Rahmen der Operation Weserübung wird er 1940 nach Norwegen versetzt, später dann an die italienische Front. Dort erlebt er im Mai 1945 das Kriegsende und schlägt sich in den folgenden Monaten – ganz ähnlich wie Bruder Adolf von Ungarn aus – weitgehend zu Fuß bis in die Heimat durch. Dort erst erfährt er, dass in den letzten verlustreichen Wochen des Krieges nicht nur sein jüngerer Bruder Heino zu Tode gekommen ist, sondern auch Vater Hinrich in Hurrel.

Auf dem Böckmann-Hof – die Eigentümer Johann und Anna sind mittlerweile 67 und 66 Jahre alt – übernimmt Johann nach seiner Ankunft schnell wieder das Kommando. Und er wird noch einmal Vater: Im September 1946 kommt der fünfte Sohn Harro zur Welt.

Im März 1955 stirbt Verpächter Johann Böckmann. Fünf Monate später zerstört ein durch Blitzschlag ausgelöstes Feuer große Teile der Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Für Johann der Zeitpunkt, vor dem Wiederaufbau die angesichts des 1934 bei seiner Pachtübernahme geltenden Reichserbhofgesetzes schwebenden Eigentumsverhältnisse zu klären: Da ein Neffe Johann Böckmanns aufgrund dieses von den Nationalsozialisten erlassenen Gesetzes Anspruch auf den Hof erhebt, kommt es zu einem Gerichtsverfahren. Es endet damit, dass Johanns zweitgeborener Sohn Werner wie von Johann Böckmann testamentarisch vorgesehen den Betrieb erben soll. Bis zu dessen Volljährigkeit im März 1958 wird Johann als Vorerbe eingesetzt.

In den 60er und 70er Jahren – Werner hat inzwischen Gerda Vosteen aus Hurrel geheiratet und einiges Land hinzugekauft – bewirtschaften Johann und Werner den Hof gemeinsam. Dabei zeigt sich Johann Neuerungen in der Landwirtschaft gegenüber stets aufgeschlossen, insbesondere in der Rinderzucht. Er lebt für seinen Beruf und lässt sich darin von niemandem etwas vormachen.

Eine Wende nimmt Johanns Leben, als Alma kurz nach der 1983 gefeierten Goldenen Hochzeit einen Schlaganfall erleidet und dadurch zum Pflegefall wird. Eine Aufgabe, der er sich bis zu ihrem Tod am 1. April 1988 mit großer Hingabe widmet. Johann selbst stirbt am 18. September 1989 im Alter von 80 Jahren und wird vier Tage später auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten beigesetzt.