Johann Hinrich Tönjes – Biographie

Johann Hinrich Tönjes wird am 11. September 1777 als zweites Kind von Johann Berend Tönjes und Anna Sophie Cathrine Tönjes auf dem elterlichen Hof am Hesterort in Hurrel (heute: Heiko Pflug) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Gesche Schütte und der ältere Bruder von Berend Tönjes.

Am Tag von Johann Hinrichs Geburt findet im seit zwei Jahren tobenden Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg rund 40 Kilometer südwestlich von Philadelphia die Schlacht von Brandywine statt. Dabei treffen je etwa 15.000 Mann starke Einheiten des britischen Generals William Howe und des amerikanischen Oberbefehlshabers George Washington aufeinander. Letzterer ist entschlossen, die Einnahme Philadelphias zu verhindern, für die Howe seine Soldaten in einem knapp fünfwöchigen See-Transport von New Jersey aus herangeschafft hat. Angesichts des ausgeglichenen Kräfteverhältnisses eine durchaus lösbare Aufgabe, zumal die Amerikaner alle sich in der Nähe befindenden Übergänge über den zwischen den Kombattanten liegenden Brandywine Creek besetzt halten.

Indes, eine Furt haben Washingtons Leute übersehen – und genau dort setzt eine Abteilung von Howes Armee am Morgen des 11. September 1777 im Schutz von dichtem Bodennebel über. Sie überfällt im Laufe der rund elf Stunden dauernden Schlacht Washingtons rechte Flanke und zwingt ihn zum Rückzug. Dabei kommen rund 1.300 Amerikaner und 600 Briten ums Leben. Bis zur Einnahme von Philadelphia durch die Briten dauert es danach nur noch zwei Wochen, der dort residierende Kontinental-Kongress der Amerikaner muss seinen Sitz aus der provisorischen Hauptstadt notgedrungen nach Lancaster und später nach York verlegen.

Fast scheint es, als würden die zahlenmäßig drückend überlegenen und durch zahlreiche, unter anderem von deutschen Fürsten wie dem Landgrafen von Hessen-Kassel bereitgestellte Söldner unterstützten Briten endlich ihrer Favoritenrolle in dem Konflikt gerecht. Doch Washington gibt nicht auf und fügt der Kolonialmacht nur wenige Wochen später in der Schlacht von Saratoga eine empfindliche Niederlage zu. Im darauffolgenden, von beiden Seiten militärisch nur zu wenigen Operationen genutzten Winter 1777/78 legt dann ein anderer Deutscher den Grundstein für den späteren Sieg der Amerikaner: Friedrich Wilhelm von Steuben. Der von Benjamin Franklin, dem amerikanischen Botschafter in Paris, angeworbene preußische Offizier reorganisiert die zeitweise nur noch aus rund 5.000 Aktiven bestehende und weitgehend strukturlose Kontinental-Armee und trägt durch seine taktischen Anweisungen wesentlich zum Erfolg der Amerikaner in der im Juni 1778 geführten Schlacht von Monmouth bei. Letztlich spielen aber auch andere Faktoren den rebellierenden Kolonisten in die Karten, etwa der Kriegseintritt Frankreichs, Spaniens und der Niederlande auf ihrer Seite.

Als der Krieg am 3. September 1883 mit dem Frieden von Paris offiziell zu Ende geht, steht Johann Hinrich in Hurrel kurz vor der Einschulung in die gemeinsam mit dem Nachbardorf betriebene Volksschule in Lintel. Daneben wird er mit seinen beiden Geschwistern früh in die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes eingebunden sein, dessen Flächen zu einem großen Teil noch aus Heideland bestehen. Große Hoffnungen, den Hof eines Tages zu übernehmen, kann Johann Hinrich sich angesichts des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts nicht machen – wobei über die Umstände der Übergabe heute nichts mehr bekannt ist. Dasselbe gilt für das genaue Sterbedatum der Eltern. Da die Namen von Johann Berend und Anna Sophie Cathrine Tönjes im 1801 nach einem Brand neu angelegten Kirchenbuch von Hude nicht zu finden sind, sind beide sehr wahrscheinlich schon vor 1801 verstorben. Gut möglich deshalb, dass Johann Hinrich auch nach Schulabschluss und Konfirmation zunächst weiter in Hurrel bleibt und den 1779 geborenen Bruder mit seiner Arbeitskraft unterstützt.

Wie so vieles aus jener Zeit, die von den Umbrüchen der Französischen Revolution geprägt ist sowie von den sich daran entzündenden, das Herzogtum Oldenburg zunächst nur indirekt durch Truppendurchzüge und Einquartierungen von Soldaten anderer Fürstentümer in Mitleidenschaft ziehenden Koalitionskriegen, liegen heute auch die letzten Lebensjahre von Johann Hinrich im Dunkeln. Bekannt sind lediglich das Datum seines frühen Todes – der 11. November 1801 – und der Sterbeort Schmede. Ob er in dem kleinen, von Hurrel etwas mehr als fünf Kilometer südlich gelegenen Ortsteil Hattens bei einem anderen Bauern in Stellung gegangen ist oder sich aus einem anderen Grund dort aufgehalten hat, ob er bei einem Unfall gestorben oder einer Krankheit erlegen ist, lässt sich nur vermuten. Beerdigt ist Johann Hinrich sechs Tage nach seinem Tod in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche.