Johann Hinrich Heinemann – Biographie

Johann Hinrich Heinemann wird am 15. Oktober 1830 als fünftes Kind von Gerhard Heinemann und Metta Heinemann auf dem elterlichen Hof in Neuenwege (heute: Dirk und Monika Heinemann) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Magdalene Maas, Johann Heinemann, Hermann Heinemann und Gerhard Heinemann und der ältere Bruder von Hinrich Heinemann, Johann Friedrich Heinemann, Rudolf Christoph Heinemann, Metta Gesine Maas und Paul Friedrich August Heinemann.

Das Jahr 1830 beginnt in Deutschland mit einer Kältewelle. Am 30. Januar friert der Bodensee komplett zu – ein Naturereignis, das danach nur noch in den Jahren 1880 und 1963 zu beobachten ist. Erst am 2. März bricht das Eis, die Schollen treiben daraufhin 18 Stunden lang unter der Konstanzer Rheinbrücke hindurch rheinabwärts. Auch im Norden regiert der Frost, volle sechs Wochen lang können Anwohner die Weser zu Fuß überqueren. Dort setzt das Tauwetter allerdings schon am 26. Februar ein, nach mehreren Deichbrüchen kommt es zu massiven Überschwemmungen. In Bremen und den umliegenden Dörfern steht das Wasser teilweise bis zum Sommer auf den Feldern und Wiesen.

Letzteres ein Problem, mit dem auch die an der Hunte gelegenen Bauerschaften zwischen Hude und Oldenburg zu jener Zeit immer wieder zu kämpfen haben. Im Gebiet von Tweelbäke kommt hinzu, dass Neusiedler große Moorflächen entwässern müssen, um die Kultivierung voranzutreiben. Wie der Bürgerverein Wüsting in einer Veröffentlichung vom April 2015 (Bürgerbrief Ausgabe 87) berichtet, macht in dieser Situation der SielGeschworene Gerhard Heinemann aus Neuenwege den Vorschlag, einen Entlastungsgraben zu bauen. Dabei handelt es sich zweifellos um Johanns Vater, der neben der Arbeit auf dem Hof noch ein öffentliches Amt als staatlich beeideter Aufseher eines Hunte-Siels wahrnimmt.

Das Deichamt in Oldenburg greift den Vorschlag auf. Nahezu zeitgleich mit Johanns Geburt beginnen deshalb die Ausschacht-Arbeiten für den Hemmelsbäker Kanal, der seither das Wasser aus den Geestgebieten östlich von Oldenburg aufnimmt und Richtung Hunte ableitet. Da dabei den Informationen des Bürgervereins Wüsting zufolge ein großes Aufgebot an Unternehmern und Arbeitskräften aus der Umgebung zum Einsatz kommt, ist der Kanal bereits Anfang 1831 weitgehend fertiggestellt.

Inwieweit der Hemmelsbäker Kanal oder die unweit seines Elternhauses vorbeifließende Alte Hemmelsbäke dem jungen Johann als Spielplatz dienen, lässt sich nur vermuten. Viel Zeit für derartige Aktivitäten dürfte ihm allerdings nicht bleiben, denn mit einiger Sicherheit ist er neben der Schule von frühen Kindesbeinen an in die Bewirtschaftung des 1550 begründeten Familienbetriebs eingebunden. Auf dessen Fortführung wiederum kann er sich angesichts vierer nach ihm geborener Brüder und des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts wenig Hoffnung machen.

In dieser Situation kommt Johann zupass, dass die 1804 geschlossene Ehe seiner Tante Lücke Wübbenhorst mit Johann Wübbenhorst in Hurrel nur ein einziges Kind hervorgebracht hat – das 1814 bereits als Säugling verstorben ist. Zwei Jahre nach dem Tod von Johann Wübbenhorst setzt Lücke deshalb im September 1852 ihren Neffen als Haupterben ein. Sehr wahrscheinlich lebt und arbeitet Johann da schon seit längerer Zeit auf dem Wübbenhorst-Hof (heute: Ursula Schlake), möglicherweise sogar schon seit Abschluss der Volksschule in Wüsting und unterbrochen nur von seinem Militärdienst beim 1849 aufgestellten Oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 19 in Osternburg.

Der Wübbenhorst-Hof ist den Recherchen des Heimatforschers Walter Janßen-Holldiek zufolge der älteste Hof Hurrels und gehört mit einer Mitte des 19. Jahrhunderts bewirtschafteten Fläche von rund 70 Hektar auch zu den größten des Dorfes. Damit ist Johann sozusagen mit 22 Jahren ein gemachter Mann, der sich aber natürlich in den folgenden zwei Jahrzehnten das Vertrauen seiner Tante – sie stirbt 1872 – erhalten muss.

Wann und bei welcher Gelegenheit Johann seine künftige Ehefrau Christine Vosteen aus Steinkimmen kennenlernt, ist nicht überliefert. Die beiden heiraten 1857 und bekommen insgesamt acht Kinder: Johann Jr. (Juli 1861), Meta Gesine (Januar 1864), Mathilde Gesine (März 1866), Diedrich (August 1868), Magdalene (Dezember 1870), Gerhard Friedrich (März 1873), Frieda (Juli 1876) und Johanne (Dezember 1878). Davon erreichen allerdings nur sechs das Erwachsenenalter: Mathilde Gesine stirbt im November 1867, Meta Gesine im Mai 1873. Der als Hoferbe vorgesehene jüngste Sohn Gerhard Friedrich erliegt zudem kurz nach seinem 18. Geburtstag einem Herzleiden.

Den Tod von Gerhard Friedrich erlebt Johann nicht mehr mit: Er erkrankt nach der Geburt der jüngsten Tochter Johanne an Magenkrebs, der ihn am 6. Oktober 1882 das Leben kostet. Beerdigt ist er sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.