Johann Hinrich Brockshus – Biographie

Johann Hinrich Brockshus wird am 17. Oktober 1849 als zweites Kind von Hermann Brockshus und Gesche Brockshus auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Kerstin und Thomas Schwantje) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Hermann Brockshus Junior und der ältere Bruder von Gesine Margarete Brockshus. Mit Mette Fischbeck, Johann Christian Brockshus, Heinrich Diedrich Brockshus, Bernhard Brockshus, Aline Catharine Burkhart, Heinrich Martin August Brockshus und Johann Diedrich Brockshus hat er zudem sieben Halbgeschwister aus zwei später geschlossenen Ehen seines Vaters.

Am Tag von Johann Hinrichs Geburt stirbt in Paris der polnisch-französische Komponist Frédéric Chopin. Obwohl er erst im 40. Lebensjahr steht, ist Chopins Ende seit längerem absehbar – er leidet unheilbar an Tuberkulose, mit deren Erregern er sich vermutlich schon als Kind oder Jugendlicher in seiner polnischen Heimat infiziert hat. Dort war im April 1827 in Warschau bereits die jüngere Schwester Emilia der Volksseuche erlegen, im Mai 1844 auch Vater Nicolas Chopin.

Zwar gilt Chopin damals schon als einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit. Die letzten Lebensjahre verbringt er gleichwohl weitgehend mittellos – was natürlich zu einem großen Teil der Krankheit geschuldet ist, die ihn kaum noch arbeiten lässt. Doch der früh als Wunderkind geltende Klavier-Virtuose verfügt über wohlhabende Gönner, die ihm auch den Umzug in die letzte, mitten im Zentrum von Paris gelegene Unterkunft am Place Vendôme finanzieren. Dort umsorgt ihn seine ältere Schwester Ludwika, die Chopin auch zwei auf dem Sterbebett geäußerte Wünsche erfüllt: Sie lässt alle Manuskripte mit unvollendeten Kompositionen verbrennen und nimmt nach der Obduktion des Leichnams das Herz ihres Bruders in Besitz, um es nach Warschau zu überführen.

Die Beerdigung Chopins am 30. Oktober 1849 in der Kirche La Madeleine gerät zu einem Massenauflauf mit mehr als 3.000 Trauergästen. Zu Ehren des Verstorbenen spielt das Orchester der Société des Concerts du Conservatoire eine von Henri Reber erarbeitete Orchester-Fassung des Trauermarsches aus Chopins 2. Klaviersonate, ferner erklingen auf der Orgel die Préludes Nummer 4 und Nummer 6. Den Abschluss bildet das Requiem in d-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart. Letzteres ebenfalls ein auf dem Sterbebett geäußerter Wunsch Chopins, der den Organisatoren der Feier besonderen Einfallsreichtum abfordert: Sind dafür doch Gesangsstimmen von Frauen notwendig, die in der 1842 fertiggestellten Kirche bis dato noch nie singen durften. Dieses Mal gibt es eine Ausnahme, auch wenn die Sängerinnen – so der Kompromiss – für die Trauergäste unsichtbar hinter einem schwarzen Vorhang Aufstellung nehmen. Seine letzte Ruhestätte findet Chopin anschließend auf dem Prominenten-Friedhof Père Lachaise.

Dass in Johann Hinrichs Familie in Hurrel bald ebenfalls ein allzu früher Todesfall zu beklagen sein wird, ahnt im Oktober 1849 vermutlich noch niemand. Zunächst einmal gibt es weiteren Zuwachs in Gestalt der am Silvestertag des Jahres 1851 zur Welt kommenden Schwester Gesine Margarete. Nicht ausgeschlossen, dass diese dritte Geburt Mutter Gesche stärker zusetzt als die beiden anderen. Möglicherweise mehr, als sie verkraften kann: Sie stirbt sechs Monate später. Mit Metta Menkens aus Grüppenbühren erhalten Johann Hinrich und seine Geschwister im Januar 1853 zwar recht schnell eine Stiefmutter, diese jedoch stirbt nach der Geburt der Halbschwester Mette im Dezember 1853 noch im Kindbett. Eine Tragödie, die Schwester Gesine Margarete nicht mehr miterlebt – sie musste Vater Hermann nur eine Woche nach seiner zweiten Eheschließung zu Grabe tragen lassen.

Zumindest die dritte, im November 1854 eingegangene Ehe mit Gesine Heuermann aus Kühlingen steht unter einem besseren Stern. Aus ihr gehen für Johann Hinrich die im ersten Absatz genannten sechs weiteren Geschwisterkinder hervor. Zwei von ihnen – Heinrich Diedrich und Johann Diedrich – kommen allerdings nicht über das Säuglingsalter hinaus. Kurz nach der Geburt des ältesten Halbbruders Johann Christian im Dezember 1855 wird Johann Hinrich in die Volksschule in Lintel eingeschult, wo neben Bruder Hermann Junior unter anderem Gesine Stolle, Diedrich Tönjes, Hinrich Tönjes und Anna Gesina Wiedau zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören.

Unmittelbar vor Johann Hinrichs Schulabschluss und Konfirmation trifft Hermann Brockshus Junior im Frühjahr 1864 eine Entscheidung, die auch das Leben seines Bruders nachhaltig verändern wird: Er wandert in die USA aus. Sehr wahrscheinlich ermutigt durch positive Berichte über das Leben in der neuen Heimat Iowa folgt Johann Hinrich ihm nur drei Jahre später. Wie Hermann Junior lässt er sich in Homestead nieder, ganz in der der Nähe der von deutschen Pietisten gegründeten Amana Colonies, und arbeitet fortan auf den umliegenden Farmen, um weiteren Familienmitgliedern die Überfahrt zu finanzieren. Auf diese Weise gibt es im Frühjahr 1869 noch ein Wiedersehen mit den Halbgeschwistern Mette und Johann Christian, nicht jedoch mit seinen Eltern und den anderen Geschwistern: Johann Hinrich stirbt am 3. Januar 1872, mutmaßlich an einer Lungenentzündung. Beerdigt ist er wenige Tage später auf dem St. John’s Lutheran Cemetery in Homestead.