Johann Hinrich Barkemeyer wird am 9. Januar 1790 als erstes Kind von Johann Harm Barkemeyer und Anne Barkemeyer auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Gerold und Irmgard Wachtendorf) geboren. Er ist der ältere Bruder von Metje Margarete Barkemeyer und der ältere Halbbruder von Johann Harm Barkemeyer Junior, Anna Elisabeth Barkemeyer, Gerd Barkemeyer, Sophie Barkemeyer und Catharine Margarete Barkemeyer aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Anna Engel Rogge.
Als Johann Hinrich geboren wird, liegen der Sturm auf die Bastille in Paris und der Beginn der Französischen Revolution gerade einmal ein halbes Jahr zurück. Noch sitzt König Ludwig XVI. fest auf seinem Thron – nur eine kleine Minderheit der 1789 gebildeten Nationalversammlung beabsichtigt, die Monarchie abzuschaffen. Der Klerus als erste Säule der damaligen Ständegesellschaft indes hat den Elan der Revolutionäre bereits zu spüren bekommen: Per Dekret vom 2. November 1789 ist das gesamte Kircheneigentum auf den Staat übergegangen. Am 19. Juni 1790 fallen dann auch die Erbrechte des Adels.
In den folgenden Monaten schlägt die Stimmung in der Bevölkerung Ludwig gegenüber um. Als er im April 1791 von einer wütenden Menge daran gehindert wird, zur Kur auf sein Schloss in Saint-Cloud zu fahren, entschließt sich der König zur Flucht. Diese endet kurz vor der belgischen Grenze in Varennes: Ludwig wird erkannt und nach Paris zurückgebracht. Spätestens mit dem Tuilerien-Sturm am 10. August 1792 gewinnen die radikalen Kräfte der Revolution um Maximilien de Robespierre und Louis Antoine de Saint-Just die Oberhand. Sie setzen Ludwig drei Tage später ab, am 21. Januar 1793 stirbt er unter der Guillotine. Königin Marie Antoinette folgt ihm am 16. Oktober 1793.
Inwieweit die Ereignisse der Französischen Revolution und die Hinrichtung des Königspaares in Hurrel ein Gesprächsthema sind, darüber lässt sich nur spekulieren. Was Johann Hinrichs Familie betrifft, so ist 1793 aber ebenfalls ein besonderes Jahr: Am 8. August kommt Schwester Metje Margarete zur Welt. Irgendwann zwischen diesem Datum und Anfang 1796 stirbt dann seine Mutter. Das exakte Todesdatum lässt sich nach einem Brand, der das entsprechende Kirchenbuch vernichtet hat, nicht mehr ermitteln. Eingrenzen lässt es sich allerdings durch die mittels anderer Quellen belegte Geburt von Halbbruder Johann Harm Jr. Ende 1796. Dessen Mutter Anna Engel Rogge stammt aus Sandhatten und ist die zweite Ehefrau von Johann Hinrichs Vater. Die vier jüngeren Halbgeschwister werden zwischen 1799 und 1808 geboren.
Zusammen mit seiner Schwester und den fünf Halbgeschwistern wächst Johann Hinrich auf dem elterlichen Hof auf. Vermutlich ab 1796 besucht er die alte, aus lediglich einem Klassenraum bestehende Volksschule in Lintel. Noch während der Schulzeit stirbt im Dezember 1801 der älteste Halbbruder Johann Harm Junior, im März 1808 dann auch Schwester Metje Margarete. Über die jeweilige Todesursache gibt das ab 1801 wieder vollständig erhaltene Kirchenbuch in Hude leider keine Auskunft. Ob Johann Hinrich 1808 noch zu Hause lebt, lässt sich heute ebenfalls nicht mehr rekonstruieren. Da er als einziger Sohn aus erster Ehe als Erbe des 1681 begründeten Hofes feststeht, kann man jedoch mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen.
Dass es, was Johann Hinrichs scheinbar vorbestimmten Lebensweg angeht, anders kommt, hat wiederum mit der Französischen Revolution zu tun. Nach der Hinrichtung von Robespierre und Saint-Just im Juli 1794 endet die Phase der Terrorherrschaft, ein fünfköpfiges Direktorium übernimmt die Staatsführung. Weil dieses Gremium sich aber mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten und den militärischen Anforderungen der seit 1792 tobenden Koalitionskriege überfordert zeigt, putscht sich im November 1799 der zuvor in mehreren Feldzügen siegreiche General Napoleon Bonaparte an die Macht. Napoleon krönt sich im Dezember 1804 selbst zum Kaiser und erobert in den folgenden Jahren halb Europa. Ab November 1806 steht auch das Herzogtum Oldenburg, zu dem Hurrel gehört, unter seinem Einfluss. Im Februar 1811 wird Oldenburg zu einem Teil Frankreichs, Herzog Peter I. geht nach Russland ins Exil.
Als es im Juni 1812 im Streit um die Kontinentalsperre zum Krieg zwischen Frankreich und Russland kommt, marschiert Napoleon mit einem rund 600.000 Mann starken Heer gen Osten. Dafür müssen alle zu Frankreich gehörenden Gebiete Soldaten stellen, wobei die Auswahl vielerorts per Losverfahren erfolgt. Dabei trifft es ganz offenbar auch Johann Hinrich – wenn er denn mit jenem Johann Hinrich Barkemeyer identisch ist, dessen Name 1818 auf einer Vermissten-Suchliste des Herzogtums Oldenburg auftaucht und für den die Oldenburger Gesellschaft für Familienkunde auf der Homepage „Oldenburger in Napoleons Großer Armee von 1812“ eine Karteikarte angelegt hat. Angesichts des genannten Geburtsdatums 1790 und der Tatsache, dass Johann Hinrich tatsächlich spurlos aus seiner Heimat verschwunden ist, dürfte daran allerdings kaum ein Zweifel bestehen.
Als Johann Hinrichs Vater im Januar 1824 im Alter von 62 Jahren stirbt, bleibt der Erbfall juristisch 36 Jahre lang in der Schwebe. Erst am 9. Januar 1860 – seinem 70. Geburtstag – wird Johann Hinrich von Amts wegen für tot erklärt. Damit ist der Weg für seinen Halbbruder Gerd frei, das in den vorangegangenen Jahrzehnten von ihm verwaltete Erbe anzutreten und den Barkemeyer-Hof weiterzuführen.