Johann August Gramberg wird am 14. Juli 1899 als viertes Kind von Johann Heinrich Gramberg und Anna Catharine Gramberg auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Hildegard Gramberg) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Heinrich Gramberg, Sophie Schröder und Katharine Meyer und der ältere Bruder von Diedrich Gramberg.
Eine Woche vor Johanns Geburt wird in New York der Loreley-Brunnen eingeweiht, ein aufwändig gestaltetes Denkmal zu Ehren des 1856 verstorbenen Dichters Heinrich Heine. Dem feierlichen Akt, an dem einem Artikel der „New York Times“ zufolge zwischen 4.000 und 6.000 Menschen teilnehmen, geht eine lange Vorgeschichte voraus. Denn geplant war der Brunnen eigentlich für Heines Geburtsstadt Düsseldorf, er sollte dort 1897 anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages im Hofgarten aufgestellt werden. Gegen diesen 1888 verabschiedeten Ratsbeschluss regt sich jedoch massiver Widerstand nationaler und antisemitischer Kreise: Sie sehen in Heine, der von 1831 bis zu seinem Tod im selbstgewählten Exil in Paris lebte, lediglich einen „vaterlandslosen Deutschjuden“.
Als die Proteste überhand nehmen, macht der Düsseldorfer Rat einen Rückzieher und erklärt die Pläne 1893 kurzerhand für verjährt – zumal an der ursprünglich vorgesehenen Stelle im Hofgarten inzwischen ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges steht. In der Folge bemühen sich sowohl die Stadträte von Mainz als auch von Frankfurt am Main darum, einzuspringen und das beim Berliner Bildhauer Ernst Herter in Auftrag gegebene Kunstwerk aufzustellen. Am Ende können sich jedoch auch dort die Befürworter nicht durchsetzen.
Der Anstoß, den Brunnen nach New York zu holen, kommt von einer Gruppe deutscher Auswanderer. Die unter anderem vom ehemaligen US-Innenminister Carl Schurz unterstützte Idee, ihn am Eingang des Central Parks zu platzieren, lässt sich jedoch nicht verwirklichen – das ist den Stadtvätern dann doch zu prominent. Sie legen schließlich einen nach dem deutschen Revolutionär Franz Sigel benannten Park im Stadtteil Bronx als Standort fest. Doch auch dort bleibt das Denkmal nach der Enthüllung ein permanenter Zankapfel: Strenggläubige Christen und Frauenvereine stoßen sich an der freizügigen Darstellung der Loreley und anderer Brunnen-Figuren.
Derweil gehen die Bemühungen weiter, Heine auch im Deutschen Reich ein Denkmal zu setzen. Den nächsten Anlass dazu bietet 1906 der 50. Todestag, doch mehrere Initiativen dazu verpuffen. Erst am 13. Dezember 1913 – dem 116. Geburtstag des Dichters – ist es so weit: In Frankfurt am Main enthüllt Oberbürgermeister Georg Voigt eine Heine gewidmete Bronze-Skulptur zweier Balletttänzer.
Im Dezember 1913 steht Johann bereits kurz vor dem Ende seiner Schulzeit. Die verbringt er Erzählungen aus der Familie zufolge nicht in Hurrel, sondern wegen einer Hörbehinderung in der 1820 gegründeten „Großherzoglichen Oldenburgischen Taubstummenanstalt“ in Wildeshausen. Wie ausgeprägt Johanns Behinderung ist, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Taub ist er jedenfalls nicht, stumm genauso wenig. Trotzdem ist Johann in Wildeshausen wohl gut aufgehoben – zumal er das Glück hat, dort in Hermann-Friedrich Tietjen einen sehr engagierten Schulleiter anzutreffen. Dieser hat nach seinem Amtsantritt 1890 nicht nur die Anhebung der Schulpflicht von sechs auf acht Jahre erkämpft, sondern auch den Bau eines neuen Schulgebäudes nebst Turnhalle, Brausebad und Schülerwerkstatt. Letztere wird 1908 eingeweiht, also kurz nach Johanns Ankunft.
In dieser besagten Werkstatt kommt Johann sehr wahrscheinlich zum ersten Mal mit dem Handwerk eines Schuhmachers in Berührung. Ob er die entsprechende Ausbildung später noch woanders fortsetzt, liegt heute im Dunkeln. Die Möglichkeiten dazu sind allerdings nach der Schulentlassung erst einmal begrenzt: Im August 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus, viele Schuhmacher rücken zur Armee ein. Auch Johanns Onkel Johann Bleckwehl, der nur zweieinhalb Kilometer vom Gramberg-Hof entfernt an der Bremer Straße eine eigene Werkstatt besitzt. Gut möglich deshalb, dass der jüngere Johann in Abwesenheit des Älteren dessen Platz einnehmen darf.
Wie auch immer: Nach Kriegsende richtet sich Johann auf dem elterlichen Hof am Hasenlager eine eigene kleine Werkstatt ein. Das Geschäft in den wirtschaftlich schwierigen Anfangsjahren der Weimarer Republik läuft eher schleppend an. Um neue Kunden zu gewinnen und ihnen Schuhe zu verkaufen, muss Johann des Öfteren mit dem Fahrrad in die benachbarten Städte Oldenburg und Delmenhorst fahren. Im Rahmen seiner Arbeit lernt er unter anderem den Oldenburger Schuhmachermeister Adolf Achtermann aus Eversten und dessen Tochter Anna kennen.
Johann und Anna heiraten am 11. Dezember 1925 in Hude, viereinhalb Monate vor der Ankunft des gemeinsamen Sohnes Günther. Als Günther geboren wird, hat Johann wahrscheinlich schon mit dem Bau eines eigenen, knapp 400 Meter südlich vom Gramberg-Hof gelegenen Wohnhauses nebst Werkstatt begonnen. Dort zieht die junge Familie noch im selben Jahr ein – nicht jedoch Annas im Dezember 1920 unehelich geborene Tochter Käthe. Sie wächst in der Obhut von Johanns Schwiegereltern in Oldenburg auf.
Johanns und Annas zweiter Sohn Helmut wird im Januar 1931 geboren. Mit dem Konkurs des Nordwolle-Konzerns im Juli 1931 schwappt die im Herbst 1929 in den USA begonnene Weltwirtschaftskrise nur wenig später auch nach Deutschland über. In den folgenden anderthalb Jahren steigt die Zahl der Arbeitslosen auf sechs Millionen. Was den aufstrebenden Nationalsozialisten enormen Zulauf beschert: Konnten sie bei den Reichstagswahlen im Mai 1928 erst 810.000 Stimmen auf sich vereinen, so sind es im Juli 1932 bereits 13,7 Millionen. Im Januar 1933 ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg deshalb NSDAP-Führer Adolf Hitler zum Reichskanzler. Der Marsch in den NS-Staat beginnt.
An Johanns Lebensverhältnissen ändert sich dadurch wenig. Mit seinem Handwerk hält er die Familie über Wasser, zum Sparen bleibt hingegen wie in den Jahren zuvor nur wenig übrig. Und am Horizont ziehen schon neue Wolken auf: Die äußerst aggressive Außenpolitik der neuen Machthaber führt direkt in den Zweiten Weltkrieg, der im September 1939 mit dem Überfall auf Polen beginnt. Johann nimmt daran wie schon am Ersten Weltkrieg nicht teil – muss aber zusehen, wie Sohn Günther 1944 seinen Stellungsbefehl zur bereits an allen Fronten den Rückzug antretenden Wehrmacht erhält.
Das Kriegsende und die Einnahme Hurrels durch kanadische Truppen erlebt Johann mit Anna, Helmut und der Familie seines Bruders Diedrich größtenteils im zum Bunker umfunktionierten Jauchekeller seines Nachbarn Hinrich Pape. Dabei gerät Johanns Wohnhaus zwischen die Fronten und trägt massive Schäden davon. Die deutschen Verteidiger ziehen sich zwar zurück, vergraben aber in unmittelbarer Nähe des Hauses mehrere Minen. Der Versuch, am nächsten Tag eine anrückende kanadische Patrouille vor der unsichtbaren Gefahr zu warnen, kommt zu spät: Ein vollbesetzter Panzerwagen bringt gleich zwei Minen zur Detonation. Es gibt Tote und Schwerstverletzte, bei deren Bergung Johann und seine Familie helfen müssen.
Die unmittelbare Nachkriegszeit ist für Johann und Anna geprägt von zahlreichen Entbehrungen – aber auch von der Erleichterung, dass beide Söhne überlebt haben. Johanns Leben hingegen kommt schon bald darauf zu einem abrupten Ende. Ein Darmverschluss erfordert im Frühjahr 1948 dringende ärztliche Hilfe. Günther und Helmut organisieren noch einen Lastwagen zum Transport nach Oldenburg, doch es ist bereits zu spät: Johann stirbt am Ostersonntag, den 28. März 1948, im Evangelischen Krankenhaus. Beerdigt ist er wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.