Johann Christian Brockshus wird am 23. Dezember 1855 als erstes Kind von Hermann Brockshus und Gesine Brockshus auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Kerstin und Thomas Schwantje) geboren. Er ist der ältere Bruder von Heinrich Diedrich Brockshus, Bernhard Brockshus, Aline Burkhart, Heinrich Martin August Brockshus und Johann Diedrich Brockshus. Darüber hinaus hat er mit Hermann Brockshus Jr., Johann Hinrich Brockshus, Gesine Margarete Brockshus und Mette Fischbeck insgesamt vier ältere Halbgeschwister aus zwei früheren Ehen seines Vaters.
Den ganzen Dezember 1855 hindurch kommt es im Washington-Territorium im Nordwesten der heutigen USA zu Kämpfen zwischen Einheiten der US-Armee und der Stammesgruppe der Yakama. Der als Yakima-Krieg in die Geschichtsbücher eingegangene Konflikt entzündet sich an einem umstrittenen Vertragswerk, in dem die Indianer der US-Regierung im Sommer 1855 die Hoheit über zuvor von ihnen besiedeltes Land eingeräumt haben. Im Gegenzug erhielten sie umfangreiche Fischereirechte sowie die Garantie von Gouverneur Isaac Stevens, dass sich in den ihnen zugestandenen Gebieten des Territoriums keine Weißen ansiedeln würden. Auf die nötige Ratifizierung dieses Vertrages im US-Senat hat Stevens jedoch keinerlei Einfluss, und nach einem Goldfund auf Yakama-Gebiet häufen sich von der Obrigkeit nur unzureichend geahndete Grenzverletzungen.
Nach mehreren für beide Seiten unerfreulichen Zusammenstößen mit Goldsuchern setzt Ende September 1855 die Ermordung des Indianer-Agenten Andrew Bolon durch zur Konfrontation entschlossene Yakama-Krieger eine Gewaltspirale in Gang, die am 7. Dezember 1855 mit der Schlacht von Walla Walla einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dabei kommt auf indianischer Seite unter anderem der Walla-Walla-Häuptling Yellow Bird ums Leben, der sich vehement für eine friedliche Lösung eingesetzt hatte und als freiwillige Geisel der Oregon Mounted Volunteers zwischen die Fronten gerät. Im Januar 1856 scheitert ein Versuch der Aufständischen, die erst wenige Jahre zuvor gegründete Siedlung Seattle einzunehmen, und auch im weiteren Verlauf des Krieges behält das Militär die Oberhand: Nach der Niederlage in der Schlacht von Four Lakes im September 1858 bleibt den meisten der im Territorium lebenden Stämmen nur der Weg ins Reservat.
Obwohl sie das Leben der Ureinwohner im abgelegenen Nordwesten des Landes für immer verändern, dürften die genannten Ereignisse nur bei wenigen Bürgern der damals aus 31 Bundesstaaten und sieben Territorien bestehenden USA ein Thema sein. Noch mehr gilt das natürlich für Europa und kurz vor den Weihnachts-Feiertagen des Jahres 1855 ganz besonders für Johann Christians Eltern in Hurrel. Dort sieht Mutter Gesine schließlich ihrer ersten Niederkunft entgegen, und Vater Hermann verbindet mit diesem eigentlich freudigen Ereignis durchaus traumatische Erfahrungen: Seine zwei früheren Ehefrauen Gesche Margarete und Metta sind 1852 und 1854 jeweils kurz nach der Geburt eines gemeinsamen Kindes gestorben. Auch Hermanns erstgeborene Tochter Gesine Margarete lebt im Dezember 1855 bereits nicht mehr, so dass neben den Eltern nur drei statt vier Halbgeschwister – sieben, sechs und zwei Jahre alt – die Ankunft des neuen Erdenbürgers erwarten.
Dieses Mal geht alles gut, und knapp drei Jahre später gehört Johann Christian selbst zur staunenden Schar der Geschwisterkinder, die auf dem Brockshus-Hof den nächsten Nachwuchs in Gestalt des Bruders Heinrich Diedrich begrüßt. Letzterer erkrankt allerdings unmittelbar darauf an Keuchhusten und lebt nur wenige Wochen. Danach wächst die Familie bis März 1863 mit Bernhard und Aline um zwei weitere Neuankömmlinge.
Sehr wahrscheinlich ab Frühjahr 1862 besucht Johann Christian die im Nachbardorf Lintel gelegene Volksschule, wo aus Hurrel neben Halbschwester Mette unter anderem Johann Dierk Mönnich, Catharine Tönjes und Bernhard Wiedau zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören. Anfang 1864 trifft dann ein Familienmitglied eine Entscheidung, die bald auch Johann Christians Leben beeinflussen wird: Obwohl in den USA losgelöst von weiter schwelenden Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern seit drei Jahren ein erbittert geführter Bürgerkrieg tobt, beschließt der älteste Halbbruder Hermann Junior, dorthin auszuwandern. Kurz nach der Geburt des nächsten Geschwisterkindes Heinrich Martin August im Januar 1867 nimmt Halbbruder Johann Hinrich denselben Weg und lässt sich wie Hermann Junior in Iowa nieder.
Ist von Beginn an beschlossene Sache, dass der Rest der Familie folgt? In den USA lebende Nachfahren schildern es so – größte Hürde für eine möglichst zeitnahe Emigration scheint demnach zu sein, das nötige Geld für die Passage zusammenzubekommen. Immerhin, schon zwei Jahre später reicht es für zwei weitere Tickets, und dieses Mal ist auch Johann Christian dabei. Zusammen mit Halbschwester Mette und Mitgliedern der befreundeten Familie von Johann Petershagen aus Lintel besteigt er Anfang April 1869 das Auswandererschiff „Smidt“. Vier Wochen später erreicht die Gruppe New York. Von dort geht es ebenfalls weiter Richtung Iowa, nach Homestead: Dort existieren mit den Amana Colonies bereits seit Mitte der 1850er Jahre Siedlungen deutschsprachiger Einwanderer. Indianer gibt es dagegen vor Ort praktisch keine mehr – die zuvor ansässigen Stämme wurden noch vor Ausbruch des 1865 beendeten Bürgerkriegs auf verschiedene Reservate in Nebraska, Kansas und Oklahoma verteilt.
Bei seiner Ankunft in Iowa ist Johann Christian erst 13 Jahre alt. Trotzdem hilft er Erzählungen aus der Familie zufolge von Anfang an mit, Geld für die noch ausstehenden Überfahrten zu verdienen – wenn auch zunächst nur durch leichtere Aushilfstätigkeiten, vergütet mit dem halben Lohn eines Erwachsenen. Ab dem 15. Lebensjahr wird er dann voll bezahlt und verdient bei freier Unterkunft im Durchschnitt drei Dollar pro Woche.
Das Jahr 1872 beginnt für Johann Christians Familie mit zwei Todesfällen: Am 3. Januar stirbt in Homestead Halbbruder Johann Hinrich, mutmaßlich an einer Lungenentzündung, nur fünf Wochen später dann in Hurrel der im Dezember 1871 geborene jüngste Bruder Johann Diedrich. Letzteren wird Johann Christian folglich nie kennenlernen. Umso größer dürfte dagegen die Freude sein, als seine Eltern und die bis dato noch in Deutschland verbliebenen Geschwister im Frühjahr 1880 nach erfolgreicher Atlantik-Überquerung endlich in Homestead ankommen.
Wann Johann Christian und seine künftige Ehefrau Anna Ahrens sich zum ersten Mal begegnen, liegt heute im Dunkeln. Theoretisch könnte dies bereits auf der Überfahrt passiert sein, denn auch Anna – 1860 in Leeste im Kreis Diepholz geboren – wandert 1869 in die USA ein und lässt sich mit ihrem verwitweten Vater und zwei älteren Brüdern in Homestead nieder. Wie auch immer: Johann Christian und Anna heiraten im Februar 1886, Anfang April 1887 – Anna ist inzwischen hochschwanger – lassen sich beide im rund 400 Kilometer nordwestlich gelegenen Osceola County nieder. Dort bewirtschaften sie als Angehörige der ersten Siedler-Generation eine Farm, auf der fünf Kinder geboren werden: Gesina (April 1887), Henry (August 1889), Louis (Januar 1892), Johanna (August 1895) und John (Juli 1898). Letzterer stirbt allerdings noch im Dezember desselben Jahres, drei Tage nach Johann Christians 43. Geburtstag.
Kurz nach Johns Tod geben Johann Christian und Anna ihre Farm auf und beziehen ganz in der Nähe ein Haus, in dem im März 1900 der jüngste Sohn Otto zur Welt kommt. Ihn und auch die anderen Kinder aufwachsen zu sehen beziehungsweise bis ins Erwachsenenalter zu begleiten, ist Johann Christian nicht vergönnt: Er stirbt schon am 14. Februar 1901, ohne dass die näheren Umstände seines Todes bekannt sind. Beerdigt ist Johann Christian wenige Tage später auf dem Harrison Cemetery in May City.