Ingo Fred Schwarting wird am 2. Januar 1933 als drittes Kind von Gustav Schwarting und Anni Schwarting geboren. Er ist der jüngere Bruder von Heino Schwarting und Georg Schwarting und der ältere Bruder von Linda Haverkamp.
Zwei Tage nach Ingos Geburt trifft sich der bis Anfang Dezember 1932 amtierende Reichskanzler Franz von Papen in Köln mit Adolf Hitler, um über eine Regierungsbeteiligung der NSDAP zu sprechen – für viele Historiker die Geburtsstunde des Dritten Reiches. Das Gespräch findet in der Villa des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder statt. Dieser schildert seine Beweggründe, als Vermittler aufzutreten, 14 Jahre später als Zeuge im I.G.-Farben-Prozess in Nürnberg wie folgt: „Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange Zeit an der Macht bleiben würde. Als die NSDAP am 6. November 1932 einen ersten Rückschlag erlitt und somit also ihren Höhepunkt überschritten hatte, wurde eine Unterstützung durch die deutsche Wirtschaft besonders dringend. Ein gemeinsames Interesse der Wirtschaft bestand in der Angst vor dem Bolschewismus und der Hoffnung, dass die Nationalsozialisten – einmal an der Macht – eine beständige politische und wirtschaftliche Grundlage in Deutschland herstellen würden.“
Tatsächlich ist die Lage zum Jahreswechsel 1932/33 äußerst verfahren: Die Weltwirtschaftskrise hat Deutschland fest im Griff, mehr als sechs Millionen Menschen sind arbeitslos. Das Parlament ist nach zwei kurz aufeinander folgenden Reichstagswahlen weitgehend lahmgelegt durch Hitlers Nationalsozialisten und die KPD, die im Reichstag zusammen über eine rechnerische Mehrheit verfügen. Reichskanzler Kurt von Schleicher kann deshalb nur die Erlasse des greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg umsetzen. Der ehemalige Weltkriegs-General Hindenburg wiederum lehnt eine Beteiligung der NSDAP an der Regierung ebenso strikt ab wie Schleicher. Allerdings mehr aus persönlicher Verachtung dem als „böhmischen Gefreiten“ geschmähten Emporkömmling Hitler gegenüber als aus Misstrauen gegen dessen politischem Programm.
Dabei bleibt es jedoch nicht. Von Schleicher zunächst unbemerkt, schafft es Papen in den folgenden Wochen, Hindenburg vom Plan einer durch bürgerliche Kräfte „eingerahmten“ Kanzlerschaft Hitlers zu überzeugen. Am 28. Januar 1933 reicht Schleicher daraufhin seinen Rücktritt ein. Zwei Tage später vereidigt Hindenburg die neben Hitler aus lediglich zwei weiteren Nationalsozialisten bestehende neue Regierung, die auch über die Reichstagswahlen vom 5. März 1933 hinaus im Amt bleibt. Drei Wochen später löst sich das nach dem Verbot der KPD auf 566 Abgeordnete geschrumpfte Parlament mit dem Ermächtigungsgesetz quasi selbst auf. Die Weimarer Republik ist Geschichte.
Die Folgen dieser Ereignisse lassen sich in Ingos Familie ganz konkret am Werdegang seines neun Jahre älteren Bruders Heino studieren (der zweite Bruder Georg ist Anfang 1929 kurz nach der Geburt gestorben). Er gehört in der dorfeigenen Volksschule zu den ersten Jahrgängen, die mit den menschenverachtenden Erziehungsidealen der neuen Staatsführung konfrontiert sind und ganz selbstverständlich in Jungvolk und Hitlerjugend hineinwachsen. Und er gehört auch zu denjenigen, die nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 an die Front abkommandiert werden und den nationalsozialistischen Eroberungswahn mit ihrem Leben bezahlen: Heino Schwarting stirbt im September 1944 schwer verwundet in einem schlesischen Lazarett.
Da zunächst Heino als Erbe des elterlichen Hofes am Drengort (heute: Gerd und Ute Schwarting) vorgesehen ist, besucht Ingo zu diesem Zeitpunkt die Hindenburg-Schule in Oldenburg. Dort will er seinen Realschulabschluss ablegen, um später vielleicht einmal als Förster oder in einem vergleichbaren Beruf zu arbeiten. Nach dem Tod des Bruders verlässt Ingo die Schule jedoch vorzeitig und beginnt eine landwirtschaftliche Lehre auf dem Hof Hüneke in Steenhafe bei Bookholzberg. Es folgt der Besuch der landwirtschaftlichen Berufsschule in Hude.
Im Frühjahr 1955 gehört Ingo zu den Mitbegründern der Landjugend Sandersfeld, mit deren Mitgliedern er in den folgenden Jahren einen großen Teil seiner Freizeit verbringt. In dieser Zeit lernt er auch seine aus Oberhausen stammende Ehefrau Hanna Haye kennen, die er am 14. Juni 1957 in Hude heiratet. Nicht nur für ihn und Hanna ein besonderer Tag, sondern für ganz Hude: An diesem Freitag nach Pfingsten dokumentiert nämlich ein von der Gemeinde beauftragtes Film-Team das Leben im Klosterort und zeigt dabei unter anderem, wie das junge Paar nach der Trauung die Sankt-Elisabeth-Kirche verlässt. Noch im September desselben Jahres kommt Sohn Gerd zur Welt, der zweitgeborene Sohn Hajo folgt im Mai 1959.
Nach dem Tod des Vaters im Dezember 1967 übernimmt Ingo offiziell den Hof und stellt ihn in den kommenden drei Jahrzehnten weitgehend von Grünland- auf Ackerwirtschaft um. In der Freizeit widmet er sich ab Ende der 60er Jahre verstärkt seinem größten Hobby, der Jagd. Als Pächter ist er an gleich zwei Revieren beteiligt und geht mit viel Engagement allen damit verbundenen Aufgaben nach. In den Wintermonaten besucht er zudem regelmäßig die Übungsabende des Männergesangvereins Harmonie in Lintel.
Anfang der 70er Jahre beginnt für Ingo eine langanhaltende Phase ehrenamtlicher Arbeit: In Hurrel etwa wird er in den Vorstand des Ortslandvolkverbands gewählt, auch auf Kreisebene vertritt er über viele Jahre hinweg die Interessen der ortsansässigen Landwirte. Hinzu kommen ein Aufsichtsratsmandat bei der Volksbank Hude, die Mitwirkung als Sachverständiger bei Bodenschätzungen des Finanzamts und eine Tätigkeit als Schöffe am Amts- und Sozialgericht in Oldenburg.
Wie in den beiden Generationen zuvor kristallisiert sich auch bei Ingos Söhnen heraus, dass der Ältere den Hof weiterführen soll – und dieses Mal gibt es keine übergeordnete Macht, die sich dem entgegenstellt. Mit der schrittweisen Übergabe von Aufgaben an seinen Sohn Gerd fährt Ingo im Rentenalter auch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten zurück, nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen: Neben einer schon länger bestehenden Diabetes macht ihm vor allem das Herz zu schaffen. Nach einem im Anschluss an seinen 75. Geburtstag nötig gewordenen Krankenhausaufenthalt geht dann plötzlich alles sehr schnell: Am Morgen des 25. April 2008 hört Ingos Herz auf zu schlagen. Beigesetzt wird er fünf Tage später auf dem Friedhof der Sankt-Elisabeth-Kirche in Hude.