Hugo Julius Leopold Kornagel wird am 27. Dezember 1906 als mutmaßlich zweites Kind von Wilhelm Kornagel und Auguste Kornagel in Ricklingen bei Hannover geboren. Er ist der jüngere Bruder von Wilma Therese Auguste Kornagel. Möglicherweise existieren noch weitere Geschwister – ein öffentlich einsehbares Register, das darüber zuverlässig Auskunft geben könnte, existiert bislang leider nicht.
In den Tagen nach Hugos Geburt kommt es in Schottland, den USA und im Deutschen Reich zu mehreren schweren Zug-Unglücken mit insgesamt 114 Todesopfern. Den Anfang macht am 28. Dezember 1906 der Eisenbahn-Unfall von Elliot Junction. Bei dichtem Schneetreiben fährt ein leerer, aus Richtung Aberdeen kommender Schnellzug der North British Railway mit 50 Stundenkilometern auf einen im Bahnhof der genannten Ortschaft wartenden Personenzug auf. Neben dem Heizer des Schnellzugs sterben in den gerammten Waggons 21 Menschen, unter anderem der Parlaments-Abgeordnete Alexander William Black. Weitere 8 Passagiere werden schwer und 22 leicht verletzt.
Ein ganz ähnlicher Unfall ereignet sich zwei Tage später am Rande der US-Hauptstadt Washington. Wieder überfährt ein Lokführer aufgrund schlechter Sicht ein Haltesignal und knallt mit 100 Stundenkilometern frontal in einen stehenden Personenzug. Der Aufprall ist so heftig, dass Fahrzeug- und Leichenteile in einen Umkreis von mehr als 400 Metern geschleudert werden. Für 53 Menschen kommt jede Hilfe zu spät. Beim Eisenbahn-Unfall von Volland im US-Bundesstaat Kansas sterben am 2. Januar 1907 noch einmal 31 Menschen beim Zusammenstoß zweier Züge auf einem eingleisigen Streckenabschnitt.
Ausgesprochen glimpflich davon kommen dagegen alle Beteiligten, als der Ostende-Wien-Express in der Nacht zum 30. Dezember 1906 in der Nähe von Köln auf einen Güterzug auffährt – es bleibt bei verhältnismäßig geringem Sachschaden. Nicht so in derselben Nacht nahe Bremen. Dort fordert der Eisenbahn-Unfall von Ottersberg acht Menschenleben: Ein von Hamburg nach Osnabrück fahrender Schnellzug rammt bei dichtem Nebel einen mit Schlachtvieh beladenen Güterzug.
Reisen mit der Eisenbahn als Himmelfahrtskommando? Anders als zu den Anfängen dieses Verkehrsmittels empfinden das wohl nur die wenigsten Menschen so. In der Tendenz steigen die Fahrgastzahlen stetig an, so dass ständig neue und größere Bahnhöfe eröffnet werden – im November 1906 etwa der Bahnhof Wiesbaden und Anfang Dezember 1906 der neue Hauptbahnhof in Hamburg. Der von Hugos Geburtsort Ricklingen gerade einmal fünf Kilometer entfernte Hauptbahnhof in Hannover existiert bereits seit 1879, muss aber 1910 um eine dritte Halle erweitert werden. Drei Jahre später ist es dann mit der Selbstständigkeit des knapp 6.000 Einwohner zählenden Ortes vorbei, Ricklingen wird in die unmittelbar angrenzende Stadt Linden eingemeindet.
Wie Hugo diese Zeit, den ein Jahr später beginnenden Ersten Weltkrieg und dessen Ende im November 1918 erlebt, liegt heute komplett im Dunkeln – ebenso, wann er seiner Heimat den Rücken kehrt. Anders als sein als Kupferschmied arbeitender Vater erlernt er den Beruf des Bäckers, der ihn irgendwann Ende der 20er Jahre nach Hurrel führt. Dort haben einige Jahre zuvor Reinhard und Adele Asseln die von Adeles Vater Carl Busch begründete Gastwirtschaft „Zur fröhlichen Einkehr“ nebst Ladengeschäft übernommen. Zu letzterem gehört auch eine Bäckerei, die Hugo während der Weltwirtschaftskrise einen relativ sicheren Arbeitsplatz bietet.
Im angeschlossenen Laden arbeitet auch Adeles jüngste Schwester Else Busch mit. Wann Hugo und Else ein Paar werden und heiraten, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich noch bevor Reinhard Asseln seinen Betrieb im Herbst 1938 an Otto Mehrings verpachtet, treffen beide die Entscheidung, Hurrel zu verlassen und sich andernorts etwas Eigenes aufzubauen. Warum ihr Weg sie damals ausgerechnet ins mehr als 400 Kilometer entfernte Wiesbaden führt, darüber lässt sich nur spekulieren.
In Wiesbaden gründen oder übernehmen Hugo und Else ein Fachgeschäft für Molkereiprodukte. Es durch die Schrecken des von den Nationalsozialisten entfachten Zweiten Weltkriegs zu führen, fordert ihnen einiges ab – ein Erzählungen aus der Familie zufolge zumindest von Seiten Elses bestehender Kinderwunsch bleibt dabei unerfüllt. In den Zeiten des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders der 50er Jahre wird die Arbeit nicht weniger. Doch sie lohnt sich, finanziell kommen Hugo und Else in dieser Phase vergleichsweise gut über die Runden. Trotz der recht großen Entfernung sind sie bis Mitte der 60er Jahre auch in Hurrel noch regelmäßig anzutreffen, wenn sie wieder einmal Reinhard und Adele Asseln und deren Tochter Ilse Heinemann besuchen. Bahnfahren ist dabei für den begeisterten Automobilisten Hugo übrigens nie eine Option.
Anfang der 70er Jahre setzen sich Hugo und Else zur Ruhe und leben weiter in ihrem Eckhaus an der Dotzheimer Straße, das neben dem Ladenlokal und ihrer eigenen Wohnung noch fünf weitere beherbergt. Dort stirbt Hugo am 23. August 1979 im Alter von 72 Jahren. Wo in Wiesbaden er anschließend seine letzte Ruhestätte findet, ist nicht bekannt.