Hinrich Wilhelm Ellinghusen – Biographie

Hinrich Wilhelm Ellinghusen wird am 21. Mai 1833 als viertes Kind von Gottlieb Wilhelm Ellinghusen und Mette Catharine Ellinghusen in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Margareta Knabe, Sophia Knabe und Gesine Holthusen und der ältere Bruder von Catharine Haverkamp.

Das Jahr 1833 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Industrialisierung. Als erstes Land in Europa erlässt England mit dem Factory Act ein Gesetz, das die tägliche Arbeitszeit von Kindern beschränkt. So dürfen Kinder zwischen 9 und 13 Jahren künftig nur noch bis zu acht Stunden pro Tag arbeiten, Heranwachsende zwischen 14 und 18 Jahren maximal zwölf Stunden. Für Kinder unter neun Jahren gilt ein komplettes Arbeitsverbot, dessen Einhaltung sogenannte Fabrikinspektoren – die Vorläufer der Gewerbeaufsicht – sicherstellen sollen.

Insbesondere in der Textilindustrie führt das Gesetz zu heftigen Protesten. Da für ganz England zunächst nur vier Inspektoren-Stellen eingerichtet werden, geht die Umsetzung entsprechend schleppend voran. Bis der soziale Fortschritt das europäische Festland erreicht, dauert es zudem noch sechs weitere Jahre: Erst am 9. März 1839 bringt das Königreich Preußen mit dem Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken ein vergleichbares Gesetz auf den Weg. Initiator ist unter anderem die Preußische Armee, die angesichts der massiven negativen Auswirkungen der Kinderarbeit zunehmend Schwierigkeiten hat, gesunde Rekruten zu finden.

Als das Preußische Regulativ in Kraft tritt, ist Hinrich Wilhelm bereits seit drei Monaten Halbwaise. Woran Mutter Mette Catharine am 22. Dezember 1838 im Alter von nur 37 Jahren gestorben ist, geht aus den Eintragungen des Huder Kirchenbuchs nicht hervor. Obwohl Vater Gottlieb Wilhelm im November 1839 ein zweites Mal heiratet und Hinrich Wilhelm mit Margaretha Lankenau eine Stiefmutter bekommt, dürfte er als einziger Sohn und potenzieller Erbe von frühen Kindesbeinen an in die tägliche Bewirtschaftung des väterlichen Hofes eingebunden sein. Welche Größe dieser heute nicht mehr bestehende Betrieb (Eigentümerin des in unmittelbarer Nähe errichteten Wohnhauses: Inge Molde) um 1840 herum hat, ist zwar nicht überliefert. Mangels Maschinen wird jedoch zur damaligen Zeit auch auf den eher kleineren Höfen des Dorfes jede verfügbare Arbeitskraft benötigt.

Die Schule besucht Hinrich Wilhelm im Nachbardorf Lintel, dort gibt es seit 1837 an der Straße „Zur Mühle“ einen erstmals aus zwei Klassenzimmern bestehenden Neubau (heute: Gerold und Anke Schröder). Zu Hinrich Wilhelms in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören unter anderem Bernhard Wilkens, Beta Mönnich und Heinrich Haverkamp.

Hinrich Wilhelms Schulzeit ist überschattet von zwei weiteren Todesfällen in der Familie. So stirbt im November 1844 seine älteste Schwester Anna Margareta bei der Geburt ihres ersten Kindes. Deren Ehemann Eberhard Knabe aus Neerstedt heiratet daraufhin im Januar 1846 die zweitälteste Schwester Sophia und zieht mit Hinrich Wilhelms Nichte Anna Sophia und seinen Eltern Anna Maria und Harm Hinrich Knabe nach Hurrel. Neun Monate nach der Geburt von Eberhards und Sophias Tochter Gesine Marie im August 1846 stirbt auch Hinrich Wilhelms Stiefmutter Margaretha. Über die Todesursache schweigt sich das Huder Kirchenbuch abermals aus. Die Vermutung, dass es sich um Tuberkulose handelt, liegt jedoch nahe – schließlich bleibt es nicht das letzte Mal, dass die in jenen Jahren unter dem Namen Schwindsucht bekannte Volksseuche den Ellinghusen-Hof heimsucht.

Als nächstes sterben Hinrich Wilhelms Nichte Gesine Marie (März 1849), Vater Gottlieb Wilhelm (Januar 1852) und Anna Maria Knabe (April 1852). Wie krank Hinrich Wilhelm – damals 18 Jahre alt – Anfang 1852 bereits selbst ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Anlässlich seines Todes am 25. November 1854 nennt das Kirchenbuch Hude gleich zwei Todesursachen: Schwindsucht und Nervenfieber, letzteres eine andere Bezeichnung für das in der Regel durch Läuse oder Flöhe übertragene Fleckfieber. Beerdigt ist Hinrich Wilhelm wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.