Hinrich Wieting wird am 12. Juni 1893 als erstes Kind von Gerhard Wieting und Beta Wieting auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Edo und Klaus-Peter Wieting) geboren. Er ist der ältere Bruder von Theodor Wieting und Anna Mathilde Wieting und hat zudem mit Heinrich Wieting, Martha Kruse, Diedrich Wieting und Georg Wieting vier jüngere Halbgeschwister aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Anna Bödeker.
Einen Tag nach Hinrichs Geburt findet im britischen Seebad Lytham St Annes das weltweit erste Golfturnier für Frauen statt. Zwar spielen Frauen – unter anderem die schottische Königin Maria Stuart – in Großbritannien bereits seit Jahrhunderten Golf. Allerdings in der von Männern dominierten Gesellschaft weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit: In den elitären Golfclubs des Königreichs sind Schilder mit der Aufschrift „No dogs, no women“ keine Seltenheit. Notgedrungen spielen sie deshalb auf eigenen kleinen Plätzen und organisieren sich Anfang 1893 unter Führung von Issette Pearson in der Ladies‘ Golf Union. Beim am 13. Juni 1893 mit 38 Teilnehmerinnen ausgetragenen Wettstreit erreicht Pearson das Finale, muss sich aber der erst 19-jährigen Margaret Scott geschlagen geben.
Eine zumindest bei den aktiven Teilnehmern klar männlich dominierte Angelegenheit ist demgegenüber jenes Ereignis, das zeitgleich ganz in der Nähe von Hurrel für Jubel, Trubel und Heiterkeit sorgt: Vom 11. bis zum 13. Juni 1893 richtet der Osternburger Schützenverein von 1876 das traditionelle Oldenburger Bundesschießen aus. Dazu kommen alle zwei Jahre die dem Oldenburger Schützenbund angeschlossenen Vereine zu einem im Rahmen eines Volksfestes gefeierten Wettschießen zusammen. Zum zweiten Mal nach 1891 steht das 1863 begründete Fest unter dem Ehrenvorsitz des Oldenburger Großherzogs Peter II. – ein Umstand, der in der lokalen Presse breiten Raum einnimmt. Einer Jubiläumsschrift zum 150-jährigen Bestehen des Oldenburger Schützenbundes zufolge widmet ein Reporter der „Nachrichten für Stadt und Land“ in seinem am 12. Juni 1893 erscheinenden, 203 Zeilen umfassenden Artikel allein 119 Zeilen dem Empfang des Großherzogs und seinem Rundgang über den Schützenplatz.
Seit der Reichsgründung im Januar 1871 hat das Schützenwesen überall in Deutschland Hochkonjunktur. Im Einzugsgebiet des Oldenburger Schützenbundes entstehen zahlreiche neue Vereine, unter anderem in Harpstedt (1875), Bergedorf (1891), Lintel (1892), Falkenburg (1894), Hude (1897) und Adelheide (1898). Am 23. April 1899 ist es auch in Hurrel soweit: In der Gaststätte von Carl Busch (heute: Hajo und Dagmar Mehrings) heben Hinrichs Vater Gerhard und 13 weitere – selbstverständlich männliche – Einwohner den Schützenverein Hurrel aus der Taufe.
Zu diesem Zeitpunkt steht Hinrich kurz vor der Einschulung in die Volksschule Hurrel. Ein Ereignis, das Mutter Beta nicht mehr erlebt: Sie ist Ende 1898 der Volksseuche Tuberkulose erlegen. Während Hinrichs erst sieben Monate zuvor geborene Schwester Anna Mathilde daraufhin allem Anschein nach bis zu ihrem Tod im Dezember 1904 bei den Großeltern in Steinkimmen aufwächst, wohnt er selbst mit Bruder Theodor weiter beim Vater. Zwischen Mai 1901 und Juni 1907 kommen Stiefmutter Anna und die vier Halbgeschwister hinzu.
Nach dem Schulabschluss wohnt und arbeitet Hinrich zunächst weiter auf dem elterlichen Hof an der Bremer Straße. Der Wunsch, seine ein Jahr ältere Freundin Katharine Pape zu heiraten, lässt sich in den Wirren des über Hurrel hereinbrechenden Ersten Weltkriegs nicht so schnell wie erhofft verwirklichen: Hinrich wird zum Kriegsdienst eingezogen, sein im Juni 1915 geborener Sohn Georg kommt unehelich zur Welt. Erst am 30. Januar 1917 tritt das junge Paar in Hude vor den Traualtar.
Anders als sein jüngerer Bruder Theodor, der nach einer schweren Verwundung kurz vor Kriegsende stirbt, kehrt Hinrich Ende 1918 unversehrt nach Hurrel zurück. Zusammen mit Katharine und Georg zieht er in ein rund 300 Meter vom Wieting-Hof entfernt auf der anderen Seite der Bremer Straße gelegenes Heuerhaus von Johann und Anna Mönnich (heutiger Besitzer: Werner Schnell). Dort kämpft er mehrere Jahre lang mit einer hartnäckigen Lungenkrankheit, gesundet aber vollständig und freut sich im Oktober 1924 über die Geburt seines zweiten Sohnes Heino.
Weil Johann Mönnich das Heuerhaus vorübergehend selbst nutzen möchte, gründet Hinrich 1925 auf von seinem Erbteil gekauftem Land an der Hurreler Straße einen eigenen Hof (heute: Wilfried und Dennis Wieting) – die zeitlich letzte Neugründung einer Hurreler Bauerei. Die kommenden Jahre verbringen Hinrich und Katharine damit, das zum Hof gehörende Land urbar zu machen. Durch diese Pionierarbeit und weitere Zukäufe vergrößert sich die Nutzfläche des Hofes, den einmal der jüngste, im Oktober 1931 geborene Sohn Theo erben soll, in den folgenden Jahren von 5 auf knapp 30 Hektar.
Der von den seit 1933 regierenden Nationalsozialisten entfesselte Zweite Weltkrieg stoppt den Ausbau des Hofes – sowohl Georg als auch Heino müssen an die Front. Im Juli 1944 erreicht die Familie dann die traurige Nachricht, dass Heino nach heftigen Kämpfen mit der Roten Armee als vermisst gemeldet wurde. Wenige Monate später wird Hinrich selbst noch zum Volkssturm eingezogen und der an der Ahnenstätte Hilligenloh stationierten Flugabwehr zugeteilt. Da er aber bei der Einnahme Hurrels durch englische und kanadische Soldaten im Frühjahr 1945 bereits wieder aus der Wehrmacht entlassen ist, behandeln diese ihn als Zivilisten.
Von Kriegsschäden bleibt der Wieting-Hof weitgehend verschont. Dafür trifft Hinrichs Familie 1959 ein weiterer Schicksalsschlag. Am Abend des 22. Juni gerät unter nie restlos geklärten Umständen ein auf dem Hof abgestellter Heuwagen in Brand. Das Feuer greift auf das Wohnhaus über und vernichtet auch den Kuh- und den Schweinestall. In den Flammen verbrennen insgesamt zehn Schweine – die Kühe stehen glücklicherweise auf der Weide.
Während des Wiederaufbaus wohnen Hinrich, Katharine, Theo und seine Ehefrau Lisa in der Garage, nachts kommen sie bei ihren Nachbarn Diedrich und Minna Schmidt unter. Weihnachten 1959 stehen dann die neuen Gebäude zum Bezug bereit.
Auch im hohen Alter arbeitet Hinrich noch regelmäßig auf dem seit 1961 von Theo geführten Hof mit. Oft sieht man ihn jedoch auch im Dorf spazieren gehen, seinen im Januar 1961 geborenen Enkel Wilfried in einem Handwagen hinter sich herziehend. Nach einem Herzinfarkt Anfang 1968 muss er allerdings deutlich kürzer treten und erholt sich nicht mehr richtig. Nach diversen Komplikationen und einem längeren Krankenhausaufenthalt stirbt Hinrich schließlich am 20. Dezember 1968 und wird seinem Wunsch entsprechend vier Tage später auf der Ahnenstätte Hilligenloh beigesetzt.