Hermann Wiedau wird am 5. November 1854 als sechstes Kind von Hinrich Wiedau und Ahlke Margarete Wiedau auf dem elterlichen, an der Pirschstraße gelegenen Hof in Hurrel (heute: Heinz und Alke Brinkmann) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Catharina Wiedau, Anna Gesine Barkemeyer, Meta Catharina Wiedau, Hinrich Wiedau und Ahrend Diedrich Wiedau und der ältere Bruder von Bernhard Wiedau, Johann Diedrich Wiedau und Anna Adeline Schwarting.
Nur einen Tag nach Hermanns Geburt sinkt vor Spiekeroog das Auswandererschiff Johanne. Von den insgesamt 216 Passagieren verlieren 77 ihr Leben. Ein Ereignis, das damals vermutlich auch in Hurrel für Gesprächsstoff sorgt. Zwar stammen die in Geestemünde an Bord gegangenen Auswanderer mit Ziel New York ganz überwiegend aus Süddeutschland. Doch erst wenige Monate zuvor hat eine größere Gruppe aus dem nordwestlich gelegenen Holle den abenteuerlichen Weg über den Atlantik angetreten – darunter der Schwager von Beta Mönnich, die als abgehende Tochter des Haverkamp-Hofes (heute: Eike und Nathalie Haverkamp) in unmittelbarer Nachbarschaft des Wiedau-Hofes aufgewachsen ist.
Nur wenige Wochen nach diesem Unglück bricht die Neujahrsflut über Norddeutschland herein. Sie trifft vor allem Wangerooge. Ein dramatisches Ereignis, das der „Jahreskalender 1855“ später wie folgt beschreibt: „Die Flut des Meeres erreichte den 1. Januar eine allesübersteigende Höhe. Von 70 Wohnungen wurden 20 zerstört; viele andere, vom Wasser unterwühlt, stürzten ein. Auf dem Kirchhofe wurden die Särge herausgespült und die Leichen von den brausenden Wogen in die Tiefen des Meeres hinabgerissen.“ Nach der Flutkatastrophe, die auch auf Norderney und in Hamburg wütet, verlassen 233 von 342 Einwohnern Wangerooge und siedeln sich auf dem Festland an.
Ein gesellschaftliches Ereignis, über das 101 Jahre später Millionen von über Nacht zu Sissi-Fans gewordenen Kinogängern sprechen, dürfte dagegen 1854 in Hurrel niemanden interessieren: Am 24. April heiratet der österreichische Kaiser Franz Joseph Herzogin Elisabeth, eine Enkelin des ehemaligen bayerischen Königs Maximilian. Die Schwangerschaften von Ahlke Margarete Wiedau und Elisabeth überschneiden sich mehr als fünf Monate lang. Beiden Kindern ist jedoch nur ein kurzes Leben vergönnt: Hermann Wiedau stirbt am 25. Februar 1855 – acht Tage vor der Geburt von Erzherzogin Sophie Friederike – und wird fünf Tage später auf dem Friedhof der St-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt. Über die Todesursache macht das Kirchenbuch keine Angaben. Sophie Friederike wiederum stirbt am 29. Mai 1857 in Buda, vermutlich an Typhus.