Hermann Heinrich Rüdebusch – Rufname Heinrich – wird am 7. November 1882 als erstes oder zweites Kind von Johann Rüdebusch und Anna Marie Rüdebusch auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Birgit Ganteföhr) geboren. Er ist der Zwillingsbruder von Johann Diedrich Rüdebusch und der ältere Bruder von Frieda Barkemeyer, Martha Petermann, Gesine Müller und Georg Rüdebusch. Darüber hinaus hat er mit Johann Hermann Wübbenhorst, August Wübbenhorst, Aline Wübbenhorst und Hermann Theodor Wübbenhorst vier Halbgeschwister aus der ersten Ehe seiner Mutter mit Diedrich Wübbenhorst.
Einen Tag nach der Geburt von Heinrich und seinem Zwillingsbruder macht das Kaiserliche Patentamt in Berlin eine Erfindung öffentlich, die als Vorläufer des modernen Heftpflasters gilt. Entwickelt hat sie der in Hamburg ansässige Apotheker Paul Carl Beiersdorf. Sein „Verfahren zur Herstellung gestrichener Pflaster“ ermöglicht es, Arzneimittel bequem und dauerhaft auf von Ausschlag befallener Haut aufzutragen. Zwar gibt es zu jener Zeit bereits mit Salbe bestrichene Klebe-Kompressen. Das dort als Klebemasse verwendete Harz führt jedoch häufig zu Hautreizungen und anderen Nebenwirkungen. Beiersdorf löst dieses Problem, indem er statt des Harzes eine Mischung aus Kautschuk und dem Saft des Guttapercha-Baumes verwendet.
Unter dem Namen „Guttaplaste“ produziert Beiersdorf in den folgenden Jahren ein ganzes Arsenal unterschiedlicher Wundauflagen, das sich rasch großer Beliebtheit erfreut. Trotzdem verkauft er seine im März 1882 gegründete „Fabrik dermotherapeutischer Präparate“ 1890 an den Unternehmer Oscar Troplowitz. Mutmaßlicher Anlass: In jenem Jahr nimmt sich Beiersdorfs Sohn Carl Albert mit einer Pistole das Leben, weil er auf dem Gymnasium nicht versetzt worden ist. Während Troplowitz später mit Produkten wie Tesafilm, Nivea und Labello Markengeschichte schreibt, begeht Beiersdorf 1896 nach mehreren geschäftlichen Misserfolgen ebenfalls Selbstmord.
Kaum weniger tragisch verläuft zwischen 1876 und 1881 das Leben von Anna Marie Rüdebusch. Heinrichs Mutter verliert innerhalb von nur fünf Jahren vier Kinder im Säuglingsalter sowie ihren ersten Ehemann Diedrich Wübbenhorst an die Volksseuche Tuberkulose. Im Mai 1883 stirbt darüber hinaus auch Heinrichs Zwillingsbruder Johann Diedrich, mit einiger Sicherheit ebenfalls an Tuberkulose.
Darüber, ob sich Heinrich durch einen glücklichen Zufall nicht mit der heimtückischen Krankheit infiziert oder ob er über eine höhere Widerstandskraft verfügt als sein Zwillingsbruder und die Halbgeschwister, lässt sich nur spekulieren. Ebenso darüber, wie Heinrichs Leben verlaufen wäre, hätte nicht abermals ein Todesfall die Erbfolge auf dem einst von Luke Wulf begründeten, 1521 zum ersten Mal urkundlich erwähnten Rüdebusch-Hof verschoben. Denn laut in der Gemeinde Hude geltendem Jüngstenrecht wäre es an Heinrichs 1889 geborenem Bruder Georg gewesen, die Nachfolge des im Oktober 1906 gestorbenen Vaters anzutreten. Doch Georg überlebt Johann Rüdebusch nur um wenige Monate. Als Todesursache nennt das Huder Kirchenbuch eine Leberkrankheit – was als Hinweis darauf gelten kann, dass auch er mit dem Mycobacterium tuberculosis infiziert war.
Nach Georg Hermanns Tod steht Heinrich auf dem Rüdebusch-Hof in der Verantwortung und bewirtschaftet den rund 25 Hektar großen Betrieb zusammen mit seiner Mutter und den jüngeren Schwestern. Am 3. Februar 1910 heiratet er Anna Catharine Schwarting aus Sandersfeld. Acht Wochen später kommt die gemeinsame Tochter Elli zur Welt, der im Januar 1912 Sohn Georg Heinrich folgt und im August 1913 der zweite Sohn Gustav. Dann sorgt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs für eine Unterbrechung: Heinrich wird wie die meisten anderen Dorfbewohner im wehrfähigen Alter zur Armee einberufen und sieht seine drei Kinder fortan nur während der eher sporadischen Heimaturlaube aufwachsen.
Das Kriegsende läutet in Hurrel wie überall in Deutschland eine Zeit des Umbruchs ein. Ein Stück weit versucht sich Heinrich gegen die damit einhergehende, allgegenwärtige Unsicherheit zu stemmen, indem er den Schulterschluss mit seinem ehemaligen Schulkameraden und Schwager Georg Barkemeyer sucht, dem Ehemann seiner Schwester Frieda. Die Zusammenarbeit der beiden Familien bei der Bewirtschaftung der benachbarten Höfe, die sich im Krieg und auch schon in den Jahren davor bewährt hat, setzt sich deshalb nach 1918 nahtlos fort und hilft, die Folgen des holprigen Übergangs von der Kriegswirtschaft zur Friedensproduktion inklusive Hyperinflation ein wenig zu mildern.
Unmittelbar, bevor der Dawes-Plan in Kraft tritt und der deutschen Wirtschaft vorübergehend wieder etwas Schwung verleiht, wird Heinrich im August 1924 mit der Geburt des dritten Sohnes Heino noch einmal Vater. Das Unglück, das der rasante Aufstieg der Anfang 1925 neu organisierten NSDAP über seine Familie bringt, erlebt er nicht mehr mit: Heinrich stirbt am 31. August 1933 – dem Hochzeitstag seiner Nichte Erna Barkemeyer – an den Folgen einer Lungenentzündung. Beerdigt ist er vier Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche.