Hermann Kuhlmann – Biographie

Hermann Ludwig Kuhlmann wird am 11. Februar 1896 als siebtes Kind von Johann Hinrich Kuhlmann und Anna Aline Kuhlmann in Tweelbäke geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Hinrich Kuhlmann, Hermann Gerhard Friedrich Kuhlmann, Gesine Catherine Wilhelmine Kuhlmann, Carl Hinrich Georg Kuhlmann, Frieda Gretchen Elise Kuhlmann und Johann Diedrich Kuhlmann und der ältere Bruder von Friedrich Georg Kuhlmann und Martin Friedrich Kuhlmann.

Am Tag von Hermanns Geburt kommt in Paris die von Oscar Wilde geschriebene Tragödie „Salome“ zur Uraufführung – mehr als vier Jahre, nachdem Wilde den Einakter beendet hat. Seine anfänglichen Bemühungen, das Stück in London mit der berühmten französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt als Salome aufzuführen, sind zuvor gescheitert. Zu skandalös und sexuell aufgeladen erscheint den britischen Zensoren Wildes Version des biblischen Stoffs, in der Salome nach einem erotischen Tanz für ihren Stiefvater Herodes aus enttäuschter Liebe heraus den Kopf des eingekerkerten Propheten Jochanaan fordert. Anstelle von Bernhardt hat die zuvor relativ unbekannte französische Tänzerin Lina Munte die Rolle der Titelheldin übernommen.

Wilde selbst, der trotz der im Viktorianischen Zeitalter vorherrschenden rigiden Moralvorstellungen aus seiner aktiv gelebten Bisexualität keinen Hehl macht, kann an der Premiere nicht teilnehmen: Ein Londoner Gericht hat ihn im Mai 1895 wegen Unzucht zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Zum Verhängnis geworden ist ihm sein Umgang mit männlichen Prostituierten, die in einem ursprünglich von Wilde wegen übler Nachrede selbst angestrengten Prozess als Zeugen gehört wurden. Die Haftbedingungen setzen dem vor allem durch seinen 1891 veröffentlichten Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ bekannt gewordenen Autor schwer zu. Gesellschaftlich geächtet, flieht er nach der Entlassung im Mai 1897 nach Paris, wo er im November 1900 stirbt – ob an Hirnhautentzündung oder an Syphilis, ist bis heute umstritten.

Inspiriert von Wildes Tragödie adaptiert 1905 auch der Münchner Komponist Richard Strauss den Salome-Stoff und macht daraus eine Oper. Sie erlebt ihre Uraufführung im Dezember 1905 im Königlichen Opernhaus Dresden, mit der Sopranistin Marie Wittich in der Hauptrolle. Das Publikum ist begeistert, die Obrigkeit weniger: Ein Jahr später erlaubt Kaiser Wilhelm II. eine Aufführung in Berlin nur unter der Maßgabe, am Schluss über der Leiche Salomes den Stern von Bethlehem aufgehen zu lassen – als Zeichen, dass sich das Gute gegen das Sündige durchsetzt.

Zu diesem Zeitpunkt besucht Hermann bereits seit mehr als drei Jahren die Volksschule – ob in Tweelbäke oder im benachbarten Neuenwege, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Als Geburtsort der beiden jüngeren Brüder nennt das Taufbuch der Kirchengemeinde Osternburg Neuenwege, dort ist im April 1902 auch Hermanns aus Butteldorf stammender Vater an Tuberkulose gestorben. Mutter Anna Aline – 1861 in Altmoorhausen auf dem heutigen Hof ihres Urgroßneffen Hartwig Heyne am Pohlweg geboren – scheint daraufhin mit den Kindern zurück nach Tweelbäke gezogen zu sein, denn dort stirbt sie selbst im Mai 1907. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch „Bauchleiden“.

Wenige Monate nach seinem elften Geburtstag wird Hermann somit zum Vollwaisen. Auch vier seiner Geschwister leben 1907 schon nicht mehr: Hermann Gerhard Friedrich Kuhlmann ist im August 1892 als Vierjähriger gestorben, Carl Hinrich Georg Kuhlmann als Einjähriger nur drei Wochen später, Johann Diedrich Kuhlmann ebenfalls als Vierjähriger im März 1899 und Martin Friedrich Kuhlmann als Säugling im April 1900.

Nach dem Schulabschluss führt sein weiterer Lebensweg Hermann nach Hurrel, wo er als Dienstknecht arbeitet. Auf welchem Hof, liegt heute im Dunkeln – ebenso, ob er noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 zum Militärdienst einberufen wird. Am Krieg nimmt Hermann vermutlich von Anfang an teil, wobei die einzelnen Einsatzorte heute nicht mehr im Detail bekannt sind. Im Frühsommer 1918 allerdings kämpft er an der Westfront, wo ihn schließlich am 11. Juni nahe der nordfranzösischen Ortschaft Belloy sein Schicksal ereilt. Zwei Tage nach Beginn einer deutschen Offensive toben in der Region heftige Kämpfe, mit tausenden Toten auf beiden Seiten.

Wo Hermann beerdigt ist und ob später möglicherweise noch einmal eine Umbettung seiner sterblichen Überreste erfolgt, ist nicht bekannt: In der Datenbank der Deutschen Kriegsgräberfürsorge finden sich bislang keine Informationen dazu.