Heinrich Schütte – Biographie

Heinrich Schütte wird am 10. Januar 1879 als drittes oder viertes Kind von Heinrich Theodor Schütte und Gesine Margarethe Schütte in Holle geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Hinrich Schütte und Anna Osterthun, der Zwillingsbruder von Gesine Sophie Schütte und der ältere Bruder von August Johann Schütte und Dietrich Schütte.

Einen Tag vor Heinrichs Geburt verurteilt das Königliche Amtsgericht in Stollberg den sächsischen Schriftsteller Karl May wegen Hochstapelei zu drei Wochen Gefängnis. Das Urteil geht zurück auf einen Vorfall im Januar 1878: Damals kommt in Niederwürschnitz unter mysteriösen Umständen Eduard Pollmer ums Leben, ein Onkel von Mays künftiger Ehefrau Emma Pollmer. Den polizeilichen Ermittlungen zufolge ist Pollmer nach einem Wirtshausstreit betrunken unter ein Pferde-Fuhrwerk geraten. Auf Bitten von Emils Vater Christian Pollmer, der an einen Mord glaubt, reist May nach Niederwürschnitz und stellt vor Ort eigene Untersuchungen an. Dabei gibt er sich Zeugen zufolge als von der Regierung geschickter Beamter aus – was May entschieden bestreitet.

Zum Zeitpunkt des Prozesses arbeitet May zwar bereits als Redakteur und Schriftsteller. Vom späteren, durch seine Orient- und Wildwest-Romane mit den legendären Hauptfiguren Kara Ben Nemsi und Winnetou begründeten Ruhm ist er jedoch noch weit entfernt. Zudem steht er nicht zum ersten Mal vor Gericht. Nach einer ersten Haftstrafe 1862 – ein Kollege beschuldigt den angehenden Lehrer, eine ihm nur für den Unterricht überlassene Taschenuhr ungefragt mit in den Weihnachtsurlaub genommen zu haben – fliegt May aus dem Schuldienst. Danach kaum noch in der Lage, seinen Lebensunterhalt auf legalem Wege zu bestreiten, rutscht er mehr und mehr in die Kriminalität ab und hält sich mit kleineren Gaunereien über Wasser. Die Quittung: Zwischen 1865 und 1874 sitzt May mehr als sieben Jahre lang in verschiedenen Arbeits- und Zuchthäusern ein.

Entsprechend vorurteilsbelastet geht der zuständige Richter in Stollberg an die Sache heran. Zwar legt May gegen das Urteil Berufung ein, doch am 12. Mai 1879 wird es in zweiter Instanz bestätigt. Auch ein an den sächsischen König Albert gerichtetes Gnadengesuch bringt nicht den erhofften Erfolg. So muss May die Strafe schließlich am 1. September 1879 im Arresthaus seiner Heimatstadt Hohenstein-Ernstthal antreten.

Zu diesem Zeitpunkt lebt Heinrich mit seinen Eltern und den beiden älteren Geschwistern sehr wahrscheinlich schon in Hurrel. Dort kaufen Heinrich Theodor und Gesine Margarethe Schütte im Laufe des Jahres 1879 – das genaue Datum liegt heute im Dunkeln – einen an der Ortstraße gelegenen Hof, der zu den ältesten und größten des Dorfes gehört (heue: Linda Helmers). Heinrichs Zwillingsschwester Gesine Sophie macht den Umzug nicht mehr mit: Sie ist bereits am 15. April in Holle gestorben. Anders als Heinrich hat sie nach der anstrengenden Geburt vermutlich nie richtig ins Leben gefunden, auch wenn beide Kinder am 2. März noch gemeinsam getauft werden.

Doch auch Heinrich bleibt nur noch wenig Zeit. Er stirbt am 21. Februar 1880 an einer „Brustkrankheit“ – was als Hinweis auf die damals in Hurrel wie im gesamten Deutschen Reich weitverbreitete Volksseuche Tuberkulose gelten darf. Beerdigt ist Heinrich sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.