Johann Heinrich Gramberg – Rufname Heinrich – wird am 9. Dezember 1863 als fünftes Kind von Johann Hinrich Gramberg und Anna Catharine Gramberg auf dem von seinen Eltern geführten Hof in Hurrel (heute: Hildegard Gramberg) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Catharine Gramberg, Gesine Margarethe Gramberg, Johann Anton Gramberg und Catharine Sophie Gramberg.
In den Wochen um Heinrichs Geburt spitzt sich der Streit um die staatliche Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins zu. Dort gärt es bereits seit den Zeiten Napoleons: Nach dessen Niederlage bei Waterloo erhält das Herzogtum Holstein 1815 das Recht, dem Deutschen Bund beizutreten – nicht jedoch das Herzogtum Schleswig, das seit 1713 zu Dänemark gehört. Gleichwohl bleiben Schleswig und Holstein eng miteinander verbunden, Staatsoberhaupt ist in beiden Herzogtümern der dänische König. Die Bestrebungen beider Seiten, das gesamte Gebiet zu beherrschen, führen 1848 zum Schleswig-Holsteinischen Krieg, in dem Dänemark die Oberhand behält. Allerdings verpflichtet das den Krieg formal beendende Londoner Protokoll von 1852 Dänemark ausdrücklich dazu, beide Herzogtümer als selbstständige Staaten innerhalb des Königreichs anzuerkennen.
An dieser Regelung rüttelt im November 1863 die nationalliberale Regierung Dänemarks unter Ministerpräsident Carl Christian Hall: Mit der gemeinsamen Novemberverfassung bindet sie Schleswig näher ans Königreich und beschneidet Holstein in seinen Mitspracherechten – ein klarer Verstoß gegen das Londoner Protokoll. Am 7. Dezember beschließen daraufhin die Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes, Truppen nach Holstein zu entsenden. Als Dänemark ein im Januar 1864 gestelltes Ultimatum, die Novemberverfassung aufzuheben, ohne Reaktion verstreichen lässt, beginnt am 1. Februar der Deutsch-Dänische Krieg. Der vorentscheidenden Schlacht an den Düppeler Schanzen folgen der Sieg des Deutschen Bundes, die gemeinsame Verwaltung von Schleswig und Holstein durch Preußen und Österreich und im Sommer 1866 der Preußisch-Österreichische Krieg, an dessen Ende beide Herzogtümer Preußen zufallen. Knapp fünf Jahre später gehen nach dem Deutsch-Französischen Krieg mit Ausnahme Österreichs alle deutschen Teilstaaten im neugegründeten Deutschen Reich auf.
Eine geschichtsträchtige Dekade also, in die Heinrich als Einwohner des parallel fortbestehenden Großherzogtums Oldenburg hineingeboren wird. Wo er dort in den folgenden Jahren die Volksschule besucht, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Die für Hurrel zuständige Schule befindet sich in Lintel, liegt aber von Heinrichs Elternhaus weiter entfernt als die Schulen in den Nachbardörfern Kirchkimmen und Dingstede. Am wahrscheinlichsten ist wohl Dingstede, denn von dort stammt seine Familie: Großvater Anton Gramberg bewirtschaftet dort einen 1581 erstmals urkundlich erwähnten Hof (heute: Marion und Heiko von Seggern) und ist seit 1838 auch Eigentümer des Hofes, den Heinrichs Eltern führen und auf dem sie in erster Linie Schafe halten.
Als Anton Gramberg 1886 stirbt, erbt zunächst Heinrichs Onkel Christian Friedrich Gramberg aus Dingstede den Hurreler Hof. Er wird jedoch weiter von Heinrichs Familie bewirtschaftet und geht 1891 in den Besitz von Heinrich über. Ob Heinrich in den Jahren zuvor ebenfalls auf dem Hof mitgearbeitet oder das für den Kauf nötige Geld andernorts verdient hat, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren.
Im April 1892 heiratet Heinrich seine in Dingstede geborene Kusine Anna Witte. Annas Mutter Sophia ist die jüngere Schwester von Heinrichs Mutter, beide Schwestern stammen ursprünglich aus Bergedorf. Annas Großvater Wilke Witte war zudem ein direkter Nachbar von Anton Gramberg. Beide Eheleute haben also vermutlich schon als Kinder viel Zeit miteinander verbracht – vor allem, wenn Heinrich tatsächlich wie Anna die Dingsteder Volksschule besucht haben sollte.
Nur zwei Monate nach der Hochzeit bringt Anna in Hurrel den ersten gemeinsamen Sohn Heinrich Junior zur Welt. Mit Sophie (August 1894), Catharine (Januar 1897), Johann (Juli 1899) und Diedrich kommen bis Dezember 1904 vier weitere Kinder hinzu. In dieser Zeit gibt es mit Heinrichs Vater Johann Hinrich (April 1898) und Mutter Anna Catharine (Januar 1903) zwei Todesfälle zu beklagen.
Dass Diedrich als jüngster Sohn eines Tages den unter Heinrichs Regie mehr und mehr von Schaf- auf Rinderzucht umgestellten Hof übernehmen soll, steht vermutlich relativ früh fest. Vor diesem Hintergrund entscheidet sich Heinrich Junior zur Auswanderung, er geht nach Brasilien und heiratet im September 1913 in São Paulo Hermine Feusse aus Bremen. Nur elf Monate später bricht mit dem Ersten Weltkrieg der seit Heinrichs Geburt vierte Krieg mit deutscher Beteiligung aus, der in seiner Familie glücklicherweise keine Opfer fordert. Unter der Niederlage und den mittelfristigen Folgen – allen voran der sich bis Ende 1923 zur Hyperinflation steigernden Geldentwertung – leidet sie aber natürlich genauso wie alle Nachbarn und letztlich das ganze Land.
Nachdem die älteste Tochter Sophie bereits 1919 Heinrich Gerhard Schröder aus Dingstede geheiratet hat, verlassen 1926 und 1927 auch Sohn Johann und die zweite Tochter Catharine den elterlichen Haushalt. Diedrich wiederum heiratet im Mai 1928 Martha Ehlers aus Klattenhof. Nur drei Monate später endet Heinrichs Leben abrupt: Am 7. August 1929 zieht er sich Erzählungen aus der Familie zufolge nach dem Mittagessen ganz gemäß seinen Gewohnheiten in den Garten zurück und döst dort auf einem Stuhl vor sich hin. Dabei erleidet er vermutlich einen Herzinfarkt. Beerdigt ist Heinrich fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.