Heinrich Feder – Biographie

Johann Heinrich Hermann Feder – Rufname Heinrich – wird am 18. September 1914 als drittes Kind von Heinrich Wilhelm Feder und Sophie Feder auf dem elterlichen Hof in Goldenstedt geboren. Er ist der jüngere Bruder von Wilhelm Feder und Johann Feder.

Heinrichs Geburt fällt in eine entscheidende Phase des seit sechs Wochen tobenden Ersten Weltkriegs. Die am 12. September beendete Schlacht an der Marne hat den Vorstoß der deutschen Armeen Richtung Paris vorerst gestoppt. Damit ist der 1905 entworfene Schlieffen-Plan, der im Falle eines Zwei-Fronten-Krieges einen schnellen Sieg über Frankreich vorsah, faktisch gescheitert. Auch in der unmittelbar darauf begonnenen und bis zum 20. September dauernden Schlacht an der Aisne gibt es keinen eindeutigen Sieger, ebenso wenig im anschließenden Wettlauf zum Meer und in der vierwöchigen Flandernschlacht. Mitte November erstarrt die Front im Grabenkrieg.

Der Blutzoll, den alle kriegsführenden Parteien bis dahin zahlen, ist gewaltig. Allein die Schlacht an der Marne fordert insgesamt knapp 500.000 Tote und Verwundete. In der Schlacht an der Aisne dürften die Zahlen ähnlich hoch sein, offiziell werden sie nie bekanntgegeben. Ohnehin ist es die Stunde der Kriegs-Propagandisten. So meldet der offizielle deutsche Heeresbericht am 11. November, dass am Vortag westlich der belgischen Ortschaft Langemarck junge Regimenter unter dem Gesang „Deutschland, Deutschland über alles“ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vorgegangen seien und dabei 2.000 französische Infanteristen gefangengenommen hätten. So gut wie nichts an dieser später den Mythos Langemarck begründenden Schilderung ist wahr – außer, dass bei der Aktion mehr als 2.000 meist jugendliche deutsche Soldaten im Maschinengewehr-Feuer des Gegners ihr Leben verlieren.

Nicht ganz so dramatisch und verlustreich wie im Westen stellt sich im Herbst 1914 die Lage an der Ostfront dar. Nach dem schon im August errungenen Sieg in der Schlacht bei Tannenberg ist die Gefahr, von der russischen Armee überrannt zu werden, zunächst gebannt. Eigene Offensiven verlaufen jedoch im Sande, die Schlacht an der Weichsel geht Ende Oktober verloren. Erst Anfang Mai 1915 gelingt in der Schlacht bei Gorlice-Tarnów die Wende, der Gegner muss sich weit ins eigene Landesinnere zurückziehen.

Zu den zahlreichen Opfern dieser Kämpfe gehört auf deutscher Seite auch Heinrichs Vater. Und als wäre das für die Familie nicht schon Unglück genug, brennt noch im selben Jahr nach einem Blitzschlag ihr Hof nieder. Heinrich wächst daraufhin zunächst bei seinen Großeltern Gerhard und Wilhelmine Feder in Goldenstedt-Süd auf. Auch sein ältester Bruder Wilhelm ist dort untergebracht. Mutter Sophie wohnt derweil mit dem zweiten Bruder Johann bei ihren Eltern in Varenesch.

Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Emil Janzen – einem gelernten Zimmermann – baut Sophie Feder den Hof nach der Hochzeit 1920 wieder auf. In den folgenden Jahren besucht Heinrich zusammen mit seinen Brüdern die evangelische Volksschule in Goldenstedt. Während Wilhelm anschließend auf die weiterführende Schule in Vechta wechselt und Lehrer wird, zieht es Heinrich und Johann in die Landwirtschaft. Den Hof erbt allerdings gemäß Ältestenrecht Johann.

Noch bevor Heinrich im Anfang 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begonnenen Dritten Reich eigene Zukunftspläne schmieden kann, erhält er 1938 seine Einberufung zum Wehrdienst. Dieser mündet direkt in den Zweiten Weltkrieg, der ihn im September 1939 zunächst nach Frankreich und später in den Balkan-Feldzug führt. Nach einer kurzen Gefangennahme in Griechenland und anschließender Befreiung geht es weiter nach Russland, wo Heinrich im August 1942 verwundet wird. Nach seiner Genesung muss er direkt zurück an die Front, so dass er erst während eines Heimaturlaubs im Juli 1943 seine langjährige Freundin Else Brinkmann heiraten kann.

Kurz vor der deutschen Kapitulation, am 4. März 1945, kommt die gemeinsame Tochter Almuth zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Heinrich an der Ostfront bereits seit Monaten auf dem Rückzug. Nach einer weiteren Verwundung und erneuter, ebenfalls nur kurz währender Gefangennahme kehrt er mit vier Kameraden aus dem Alten Land nach Deutschland zurück und marschiert, nachdem alle fünf Leidensgenossen mit einem selbstgebauten Floß die Elbe überquert haben, allein zu Fuß nach Hause. Der Kontakt innerhalb dieser Gruppe bleibt bis zu seinem Lebensende bestehen.

Nach Kriegsende wohnt Heinrich mit Else und Almuth zunächst auf dem Hof seines Bruders Johann. Dort hilft er bei den Stallarbeiten und im Gemüse- und Ackeranbau und schafft unter anderem die technischen Voraussetzungen, um die etwas abseits gelegenen Gebäude mit Strom zu versorgen. Auf der Suche nach einem eigenen Betrieb entdeckt er im Sommer 1950 in der Nordwest-Zeitung eine Anzeige, in der Friedel Timmermann aus Hurrel seine Hofstelle zum Verkauf anbietet. Obwohl die erste Besichtigung viel Renovierungsbedarf offenbart, greift er zu.

Noch während der Hof (heute: Kerstin und Thomas Schwantje) von den Pächtern Friedrich und Alma Wemken bewirtschaftet wird, beginnt Heinrich mit dem Bau eines Schweinestalls. Nach dem Umzug im November 1953 schafft er einen Unimog an, mit dem er fortan sämtliche Ackerarbeiten erledigt und der ihm auch als Auto-Ersatz dient. Seinen anfangs noch etwas kärglichen Verdienst bessert er auf, indem er für die Betriebe im Hurreler Sand und entlang der Hurreler Straße die Milchabfuhr zur Molkerei in Hude übernimmt.

Im Zuge der weiteren Modernisierungsmaßnahmen wird der durch Zukäufe auf eine Fläche von 13 Hektar erweiterte Feder-Hof zur Dauer-Baustelle: Einer 1957 errichteten Getreidescheune folgen 1960 die Aufstockung des Schweinestalls und eine Käfiganlage für Hühner. Wiederum drei Jahre später reißt Heinrich den vorderen Teil des alten Reetdach-Hauses ab und 1964 nach dem Neubau des Wohnhauses auch den hinteren Teil.

Obwohl Heinrich als Landwirt gute Arbeit leistet und als Milchlieferant in der ersten Hälfte der 60er Jahre mehrfach Preise einheimst, muss er erkennen, dass er dem rasanten Strukturwandel der Branche auf Dauer wenig entgegenzusetzen hat. Deshalb entschließt er sich 1971, die Landwirtschaft aufzugeben und seine Ländereien zu verpachten. Die restlichen Jahre bis zur Rente arbeitet er im Autohaus von Günther Gramberg in Sandersfeld auf dem Lager, um sich danach voll und ganz seinem Hobby zu widmen – dem Bau von Vogelhäuschen, der ihm in der Folgezeit so manche Mark extra einbringt.

Nachdem Heinrich im Juli 1993 mit Else bei guter Gesundheit Goldene Hochzeit feiern kann, ereilt ihn am 10. Januar 1994 auf seinem Hof beim Bau eines weiteren Vogelhäuschens der plötzliche Herztod. Beerdigt ist er vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Marien-Kirche in Großenkneten.