Heinrich Diedrich Brockshus wird am 14. Oktober 1858 als zweites Kind von Hermann Brockshus und Gesine Brockshus auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Kerstin und Thomas Schwantje) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Christian Brockshus und der ältere Bruder von Bernhard Brockshus, Aline Burkhart, Heinrich Martin August Brockshus und Johann Diedrich Brockshus. Darüber hinaus hat er mit Hermann Brockshus Jr., Johann Hinrich Brockshus, Gesine Margarete Brockshus und Mette Fischbeck vier ältere Halbgeschwister aus zwei früheren Ehen seines Vaters.
Drei Wochen nach Heinrich Diedrichs Geburt erschüttert ein Lebensmittel-Skandal die nordenglische Stadt Bradford. Innerhalb weniger Tage sterben dort fast 20 Kinder an einer Arsen-Vergiftung, weitere 200 Personen erkranken schwer. Die Quelle des Übels ist schnell entdeckt: Das tödliche Gift steckt in Pfefferminz-Bonbons, die ein örtlicher Händler auf dem Markt verkauft. Wie damals durchaus üblich, waren die hauptsächlich aus Zucker und Kaugummi bestehenden, aus einer nahegelegenen Apotheke bezogenen Süßigkeiten aus Kostengründen mit Gips gestreckt – was unmittelbar zur Katastrophe führt, als ein unerfahrener Apothekengehilfe den dafür vorgesehenen Gips irrtümlich mit Arsenoxid vertauscht. Das weiße, äußerst giftige Pulver besitzt weder Geruch noch Geschmack und ähnelt äußerlich sehr stark Kochsalz oder Zucker.
Die Empörung schlägt hohe Wellen, mehrere Beteiligte landen in den folgenden Wochen wegen Totschlags vor Gericht. Dort werden sie allerdings freigesprochen – es fehlt schlichtweg die Grundlage für eine Verurteilung. „Das eigentliche Verbrechen ist, dass es kein Gesetz gibt, das die Praxis der Verfälschung von Lebensmitteln unterbindet“, heißt es anschließend treffend im Kommentar einer Lokalzeitung. Dabei bleibt es zunächst. Immerhin: Mit dem Pharmacy Act bringt Großbritannien 1868 ein Gesetz auf den Weg, das unter anderem den Verkauf von Giften und gefährlichen Medikamenten auf dafür qualifizierte Apotheker und Drogisten beschränkt.
Lebensmittel-Skandale sind Mitte des 19. Jahrhunderts keine Seltenheit. Vor allem Milch wird gerne und häufig gepanscht. In der US-Metropole New York etwa kostet der im Sommer 1858 aufgedeckte „Swill Milk Scandal“ tausende Kleinkinder das Leben. Auch im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Heinrich Diedrichs Geburtsort Hurrel gehört, existieren in dieser Hinsicht kaum gesetzliche Regelungen. Mit seinem frühem Tod hat dieser Missstand aber augenscheinlich nichts zu tun: Dem Kirchenbuch der Gemeinde Hude zufolge stirbt Heinrich Diedrich am 10. November 1858 an Keuchhusten. Beerdigt ist er fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.