Heino Georg Spreen wird am 19. August 1925 als siebtes Kind von Friedrich Heinrich Spreen und Mathilde Spreen auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Karin Spreen) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Martha Behmann, Bernhard Spreen, Diedrich Spreen, Friedrich Spreen, Johann Spreen und Minna Wilken.
Drei Tage vor Heinos Geburt feiert – nach einer Vorab-Vorführung in Los Angeles – Charlie Chaplins Film „Goldrausch“ in New York Premiere. Darin thematisiert der zum damaligen Zeitpunkt wohl bekannteste Schauspieler der Welt die Jagd nach dem schnellen Geld in der Einöde Alaskas. In der ihm auf den Leib geschneiderten Rolle des mittellosen Tramps gerät er in lebensgefährliche Situationen und erlebt bittere Enttäuschungen, triumphiert aber glücklich über alle Widrigkeiten. Am Ende steigt er zum Millionär auf und kann seine große Liebe Georgine in die Arme schließen.
Bereits im Vorfeld bezeichnet Chaplin „Goldrausch“ als jenen Film, mit dem er der Nachwelt in Erinnerung bleiben möchte. Tatsächlich sind einige Passagen auch fast 95 Jahre später noch erstaunlich präsent – allen voran die Szene, in der Tramp Charlie kurz vor dem Verhungern stehend mit scheinbarem Genuss seinen Schuh verspeist. Als „Goldrausch“ am 23. Februar 1926 in Berlin erstmals vor deutschem Publikum läuft, kommt freilich der „Brötchentanz“ noch besser an. Die Zuschauer sind der Überlieferung zufolge so begeistert, dass der Kino-Besitzer in den Vorführraum eilt, die Filmrolle zurückspulen lässt und die Szene noch einmal zeigt.
Weniger als zwei Jahre nach Ende der Inflationszeit verleiht der Aufschwung der „Goldenen Zwanziger“ der ehemals krisengeschüttelten Weimarer Republik ein gänzlich anderes Gesicht. In den Großstädten boomt die Unterhaltungs-Industrie, neben den neuesten Filmen werden auch Theater-Premieren wie „Der fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer frenetisch gefeiert. Das Gleiche gilt für Auftritte von Jazz-Kapellen wie den Weintraubs Syncopators, die so manchen Ballsaal zum Kochen bringen. Varieté-Häuser wie das Nelson-Theater in Berlin –hier gastiert Anfang 1926 für einige Wochen die skandalumwitterte US-Tänzerin Josephine Baker – oder das Alkazar auf der Reeperbahn in Hamburg ziehen Scharen vergnügungswütiger Besucher an.
Von derartigem Glanz und Glamour sind die meisten Menschen im Freistaat Oldenburg 1926 weit entfernt. Viele landwirtschaftliche Betriebe der Region sind hoch verschuldet und kämpfen um ihre Existenz. Im Januar 1928, also fast zwei Jahre vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, kommt es deshalb auf dem Pferdemarkt in Oldenburg zu einer von der Landvolk-Bewegung organisierten Massen-Demonstration mit 30.000 bis 40.000 Teilnehmern. Die allgemeine Not auf den Höfen ist einer der Gründe, warum die einfache Lösungen anbietenden Nationalsozialisten („Nieder mit dem jüdischen Großkapital und den November-Verbrechern“) im Freistaat Oldenburg früher als anderswo massive Stimmengewinne erzielen und schließlich bei der Landtagswahl im Mai 1932 mit ihrem Spitzenkandidaten Carl Röver die absolute Mehrheit holen.
Als Reichspräsident Paul von Hindenburg acht Monate später mit der Ernennung des NSDAP-Führers Adolf Hitler zum Reichskanzler das Ende der Demokratie einleitet, besucht Heino bereits seit gut einem Jahr die Volksschule in Hurrel. Dort gehören mit Heino Drieling, Heino Pape, Heino Rüdebusch, Heino Schwarting und Heino Wieting gleich fünf in etwa gleichaltrige Dorfjungen mit demselben Vornamen zu seinen Mitschülern – was vermutlich innerhalb der Klasse immer wieder einmal zu Verwirrungen und Verwechslungen führt. Zumindest mit einem seiner Namensvettern – Heino Wieting – scheint Heino enger befreundet zu sein: Sowohl auf einem Klassen- als auch auf einem Tanzschulen-Foto aus jener Zeit stehen beziehungsweise liegen beide einträchtig nebeneinander. Mit Heino Rüdebusch wiederum verbindet ihn, dass beide gemäß Jüngstenrecht später den elterlichen Hof erben werden.
Kurz bevor dieses Thema aktuell wird, beginnt im September 1939 mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Nach und nach erhalten frühere Mitschüler wie Willi Schütte oder Werner Stöver ihre Stellungsbefehle zur Wehrmacht. Anders als Heino Rüdebusch fährt Heino nach Schulabschluss und Konfirmation im Frühjahr 1940 zweigleisig: Da seine Eltern nur eine Fläche von 9 Hektar bewirtschaften, geht er parallel zur Mitarbeit auf dem Spreen-Hof beim Altmoorhauser Zimmermeister Heinrich Mittwollen in die Lehre.
Nach seiner Freisprechung und einigen Monaten Arbeit als Geselle rückt auch Heino an die Front ab – Richtung Osten, wo inzwischen alle fünf Namensvettern aus der Volkschule Hurrel gegen die vorrückende Rote Armee kämpfen. Heino ist der einzige von ihnen, der das Kriegsende im Mai 1945 erlebt: Er gerät irgendwo zwischen Schwerin und Hagenow in Gefangenschaft. Im August 1945 wird er entlassen und schlägt sich über Malente bis nach Oldenburg durch, wo er sich von seiner dort wohnenden Schwester Martha ein Fahrrad leiht und so die restlichen 15 Kilometer bis nach Hurrel zurücklegt.
Einmal zurückgekehrt fügt sich Heino schnell wieder auf dem Hof ein. Auch als Zimmermann bekommt er in den folgenden Jahren reichlich zu tun: Als mit der Währungsreform im Sommer 1948 die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Neustart geschaffen sind, gibt es vieles wiederaufzubauen, zu renovieren und zu erweitern. Häufig arbeitet Heino in dieser Zeit mit Diedrich Schmidt zusammen, der seine Zimmerwerkstatt an der Hurreler Straße hat. Fest angestellt ist Heino in dessen Betrieb jedoch nie.
Gut möglich, dass Heino seine künftige Ehefrau Emma Harfst aus Nordenholzermoor bei einem der für Diedrich Schmidt absolvierten Arbeitseinsätze kennenlernt. Vielleicht begegnen sich beide aber auch auf einem der Tanzabende, die mehr oder weniger regelmäßig an den Wochenenden in den umliegenden Gaststätten abgehalten werden. Heino und Emma, die zuvor in einem Haushalt in Grüppenbühren in Stellung ist, heiraten am 12. Mai 1950. Aus der Ehe gehen mit Hilda (Februar 1953) und Wilfried (April 1957) zwei Kinder hervor. Kurz nach Wilfrieds Geburt erkrankt Emma jedoch an Leukämie, sie stirbt im Februar 1958 in einem Oldenburger Krankenhaus.
Zunächst helfen Heinos nach wie vor rüstigen Eltern bei der Betreuung seiner Kinder, während er arbeiten geht. Später kommt dafür die Haushälterin Irma Kehrer ins Haus, die ihre Tochter Irene mitbringt. Für Heino ist diese Konstellation jedoch kein Dauerzustand – er sucht eine neue Ehefrau und findet sie in Lisa Lohmüller aus Glüsing bei Berne, einer Kusine von Emma. Nach der Hochzeit im September 1959 zieht Lisa mit ihrer damals 12-jährigen Tochter Karin nach Hurrel.
Dem Tod von Heinos Vater Friedrich im Juni 1963 folgt der Auszug von Mutter Mathilde: Sie wohnt fortan im Haushalt seines Bruders Johann an der Bremer Straße (heute: Gunda Böseleger), wo sie 1968 stirbt. Neben Stieftochter Karin verlässt auch Tochter Hilda ihr Elternhaus früh: Sie wohnt und arbeitet ab 1968 bei Heinrich Imholze in Sandersfeld und heiratet im Juni 1980 Heinrich Hildebrand aus Huntlosen.
Noch im selben Jahr gibt Heino die Landwirtschaft auf. Als Zimmermann arbeitet er zunächst wie gewohnt auf Anfrage weiter, zudem fährt er für die Huder Möbelfabrik von Robert Vietor mit dem LKW Stoffe aus. Trotzdem bleibt ihm fortan mehr freie Zeit, so dass er und Lisa mit dem Reichsbund diverse Urlaubsfahrten – unter anderem nach Bayern und Österreich – unternehmen können. Im September 1984 feiern beide im Saal von Bodo und Ursel Mehrings (heute: Hajo und Dagmar Mehrings) Silberhochzeit.
Anfang der 90er Jahre baut Heino für sich und Lisa die ehemalige Diele des Spreen-Hofes zu Wohnraum um und ermöglicht so Sohn Wilfried – mittlerweile mit Karin Kähler aus Hemmelsberg verheiratet – die Rückkehr nach Hurrel. Mit deren Sohn Pascal kommt im Dezember 1992 nach Manuela (Juni 1988) sowie Hildas Töchtern Sabrina (Januar 1981) und Melanie (November 1985) ein viertes Enkelkind hinzu.
Lisas Krebstod im Dezember 1995 macht Heino ein zweites Mal zum Witwer. In seinem engeren Bekanntenkreis, der sich nach wie regelmäßig zu diversen Kaffee- und Ausflugsfahrten trifft, ist er damit fast schon eine Rarität: Dort steigt der Frauen-Überschuss wie in der entsprechenden Altersgruppe üblich von Jahr zu Jahr.
Seinen 80. Geburtstag feiert Heino 2005 bei guter Gesundheit abermals im Gasthof Mehrings. Im Jahr darauf erfordert eine Herzklappenentzündung allerdings einen längeren Krankenhaus-Aufenthalt mit anschließender Rehabilitation in Bad Fallingbostel. Danach muss Heino deutlich kürzer treten und gibt unter anderem auch das Autofahren auf. Nach kurzem Heim-Aufenthalt in Kirchhatten stirbt er am 27. Juli 2014 an Altersschwäche – sieben Monate nach der Geburt seines ersten Urenkelkindes. Beerdigt ist Heino vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.