Heino Pape – Biographie

Heino Pape wird am 20. Mai 1923 als zehntes Kind von Hinrich Pape und Gesine Pape auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Marlies und Markus Pape) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Klara Wachtendorf, Georg Pape, Johann Pape, Adolf Pape, Rudolf Pape, Arthur Pape, Ida Busemann, Frieda Pape und Rosa Westerholt und der ältere Bruder von Walter Pape. Daneben hat er mit Katharine Wieting, Anna Marie Eilers, Heinrich Pape, Karl Friedrich Pape, Friedrich Wilhelm Pape und den als Kindern verstorbenen Johanne Pape und Johann Pape noch sieben Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters und mit Wilhelm Engels einen älteren Halbbruder mütterlicherseits.

Eine Woche vor Heinos Geburt wird in Deutschland zum ersten Mal der Muttertag begangen. Seine Ursprünge hat dieser besondere Tag in den USA: Dort bemüht sich die in verschiedenen Wohltätigkeits-Organisationen aktive Pastorenfrau Ann Maria Reeves Jarvis nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, einen an pazifistischen Idealen orientierten Feiertag für alle Mütter zu etablieren – allerdings bis zu ihrem Tod im Mai 1905 ohne Erfolg. Ihre Tochter Anna Marie Jarvis kämpft weiter für die Idee und ist neun Jahre später am Ziel: US-Präsident Woodrow Wilson erklärt 1914 den jeweils zweiten Sonntag im Mai zum offiziell gefeierten „Mother’s Day“.

Während Jarvis ihre Initiative angesichts der zunehmenden kommerziellen Vereinnahmung durch die Blumen- und Geschenke-Industrie schon bald bedauert, tritt der Muttertag seinen Siegeszug um die Welt an. Über Großbritannien, die Schweiz und Skandinavien erreicht er schließlich Deutschland, wo der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber bereits seit Herbst 1922 mit einschlägigen Plakaten („Ehret die Mutter“) und anderen Werbeveranstaltungen Aufmerksamkeit zu erzeugen versucht.

Keine leichte Aufgabe, denn im Frühjahr 1923 sieht sich die erst viereinhalb Jahre zuvor ausgerufene Weimarer Republik nach dem gescheiterten Kapp-Putsch 1920 mit ihrer zweiten existenziellen Krise konfrontiert. Dieses Mal kommt die Bedrohung von außen – in der Gestalt französischer und belgischer Besatzungssoldaten, die seit Jahresbeginn neben großen Teilen des Rheinlands auch nahezu das gesamte Ruhrgebiet besetzt halten. Auf diese Weise wollen die ehemaligen deutschen Weltkriegs-Gegner die Zahlung der im Versailler Vertrag festgelegten Reparationen erzwingen. Frankreich strebt darüber hinaus einen aus linksrheinischen Gebieten gebildeten Pufferstaat zu Deutschland an.

Die deutsche Regierung in Berlin ruft zu passivem Widerstand gegen die Ruhrbesetzung auf. Dadurch verschlechtert sich die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage der Republik weiter. Die Papier-Mark verliert dramatisch an Wert: Müssen Ende 1922 für einen US-Dollar 7.300 Mark gezahlt werden, so sind es Anfang Mai 1923 bereits 32.000 Mark und Ende Mai 69.000 Mark. Bis November steigt der Umrechnungskurs auf 4,2 Billionen Mark.

Erst mit der Einführung der Rentenmark am 20. November 1923 nimmt der Spuk quasi über Nacht ein Ende. Gut möglich, dass – wie in vielen anderen Familien in Deutschland auch – die wertlos gewordenen, noch massenhaft vorhandenen alten Geldnoten Heino und seinen Geschwistern in den kommenden Jahren als Spielgeld dienen. Kaufen können sie sich davon freilich nichts, und angesichts der allein schon durch die selbst für die damalige Zeit hohe Zahl an Kindern finanziell stets angespannten Situation auf dem Pape-Hof lernt Heino früh, mit dem Nötigsten auszukommen.

Stellt in seinen ersten Lebensmonaten vor allem die schier unvorstellbare Masse an wertlosem Geld das Problem dar, so fehlt der vielbeschworene Schmierstoff der Wirtschaft schon bald nach Heinos Einschulung in die Volksschule Hurrel an allen Ecken und Enden. Die Weltwirtschaftskrise, ausgelöst durch den Börsenkrach an der New Yorker Wall Street im Oktober 1929, trifft bald auch Deutschland mit voller Wucht und führt auf direktem Weg in die nationalsozialistische Diktatur. Die von den neuen Machthabern für die Hitlerjugend ausgegebene Losung „Was sind wir? Pimpfe! Was wollen wir werden? Soldaten!“ macht bereits mehr als deutlich, was Heino und seine in etwa gleichaltrigen Klassenkameraden Heinrich Brinkmann, Gustav Drieling, Heino Drieling, Conrad Jung, Heino Rüdebusch, Willi Schütte, Bernhard Schwarting, Heino Schwarting, Heinrich Schwarting, Heino Spreen, Werner Stöver und Heino Wieting von diesem neuen Staat zu erwarten haben.

Wann genau Heino seine Einberufung zum Kriegsdienst erhält und wo sein erster Einsatz im 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkrieg erfolgt, ist nicht überliefert. Wie seine Brüder Johann und Adolf arbeitet er zuvor noch kurze Zeit auf einem Bauernhof in Brettorf. Seine Spur verliert sich Anfang 1945 in den Wirren der letzten Kriegsmonate an der ungarischen Front. Informationen der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht zufolge kommt Heino dort im März 1945 in der Nähe des Dorfes Péterfa ums Leben.

Über die Umstände und den Zeitpunkt von Heinos Tod gibt es keine exakten Informationen. Das in dieser Biographie genannte Datum 16. März 1945 hat eher symbolischen Charakter und bezieht sich auf das Ende der aus deutscher Sicht erfolglos verlaufenen Plattensee-Offensive. Sehr wahrscheinlich hat Heino an dieser Operation teilgenommen und ist bei einem der zahlreichen Rückzugsgefechte gefallen. Sein Leichnam wird erst fünf Jahrzehnte später – nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – geborgen und anhand der Erkennungsmarke identifiziert. Die letzte Ruhestätte findet Heino 1997 auf dem Soldatenfriedhof Veszprém (Block 6, Reihe 1, Grab 44 – 54).