Hans Georg Karl Meyer wird am 15. November 1910 als viertes Kind von Hans Meyer und Anna Meyer in Bremen-Schwachhausen geboren. Er ist der jüngere Bruder von Charlotte Kuckuck, Ludwig Meyer und Hein Meyer.
Drei Tage nach Hans‘ Geburt kommt es in London zu einem Ereignis, das als „Schwarzer Freitag“ der britischen Frauenrechtsbewegung in die Geschichte eingeht. Weil Premierminister Herbert Henry Asquith einen Gesetzentwurf zur Einführung des Frauenwahlrechts zum wiederholten Mal zu verschleppen droht, ziehen rund 300 als militant eingestufte Suffragetten unter Leitung von Emmeline Pankhurst vor das Parlament und begehren Einlass. Es entwickelt sich rasch eine wüste Prügelei mit der Polizei, bei der mehrere Frauen schwer verletzt werden. Drei von ihnen sterben in den folgenden Wochen, unter ihnen Pankhursts Schwester Mary Jane Clarke. Ob Hirnblutungen die Ursache sind oder die später im Gefängnis erlittene Zwangsernährung, dazu gibt es in den historischen Quellen unterschiedliche Angaben.
Überall auf der Welt kämpfen in jenen Jahren mutige Frauen um mehr Teilhabe am öffentlichen Leben. Seit auf Initiative von Kate Sheppard Neuseeland 1893 als erster Staat seinen Bürgerinnen das Wahlrecht eingeräumt hat, steht diese heute als selbstverständlich empfundene Errungenschaft im Mittelpunkt der Forderungen. Auch im Deutschen Reich, wo Anita Augspurg, Minna Cauer und Lida Gustava Heymann 1902 den Deutschen Verband für Frauenstimmrecht gegründet haben. In Hans‘ Heimatstadt Bremen engagieren sich unter anderem Auguste Kirchhoff, Rita Bardenheuer und Anna Stiegler für dessen Ziele – bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der in den beteiligten Ländern ab August 1914 zunächst sämtliche Emanzipationsbestrebungen abrupt zum Erliegen bringt, allerdings vergeblich.
Wie Hans‘ Familie die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts übersteht, ist nicht überliefert. Dass in seinem persönlichen Umfeld das Ende 1918 eingeführte Frauenwahlrecht ebenso begrüßt wird wie der vorangegangene Zusammenbruch des Kaiserreichs, darf jedoch als einigermaßen gesichert gelten: Hans Meyer Senior ist den Erinnerungen seiner Enkelkinder zufolge ein vergleichsweise fortschrittlich denkender und sozial engagierter Mann, der im knapp 15 Jahre später ausgerufenen Dritten Reich enge Verbindungen zu Oppositionellen wie Theodor Spitta oder Klaus Bücking unterhält.
Geht es um das heute ähnlich selbstverständliche Recht der freien Berufswahl, sieht es dagegen schon etwas anders aus. Hans Meyer Senior legt großen Wert darauf, dass sein jüngster Sohn wie er selbst das Gärtner-Handwerk erlernt. Obwohl dieser gern Kunstlehrer werden würde, nötigt er ihn deshalb, die nach der Volksschule an der Stader Straße besuchte Deutsche Aufbauschule (heute: Gymnasium an der Hamburger Straße) zu verlassen und in seine Fußstapfen zu treten. Hans gehorcht und absolviert Mitte der 20er Jahre unweit des väterlichen, in der Straße „An der Gete“ gelegenen Betriebs eine Gärtnerlehre. Danach arbeitet er als Angestellter seines Vaters und erlebt die schwierigen Jahre der Weltwirtschaftskrise mit, deren wohl größter Knall in Deutschland – die Zahlungsunfähigkeit des Bremer Nordwolle-Konzerns mit der anschließenden Pleite der Danat-Bank im Sommer 1931 – sich in seiner unmittelbaren Nähe abspielt.
Vor diesem Hintergrund erhalten die Nationalsozialisten auch in Bremen rasanten Zulauf: Bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 steigert die NSDAP ihren Stimmenanteil in der Hansestadt von 12,0 auf 30,4 Prozent. Nur sechs Monate später sitzt ihr Führer Adolf Hitler in Berlin in der Reichskanzlei – eine Entwicklung, die wie bereits beschrieben in Hans‘ Familie nicht unbedingt Begeisterung auslöst. Die Arbeit in der Gärtnerei läuft jedoch weiter wie bisher.
Am 8. April 1937 heiratet Hans seine drei Jahre jüngere Jugendfreundin Meta Berger, die er bereits aus gemeinsamen Tagen auf der Aufbauschule kennt. Beide beziehen eine Wohnung in der Tettenbornstraße und freuen sich im August 1938 über die Geburt von Tochter Ilse. Drei Monate später tobt in Bremen wie in allen größeren deutschen Städten der Mob durch die Straßen: Es ist Reichspogromnacht. Im Schnoor-Viertel brennt die Synagoge, auf dem nur wenige Kilometer von der Meyer‘schen Gärtnerei entfernt gelegenen jüdischen Friedhof an der Deichbruchstraße werden zahlreiche Gräber geschändet. Was Hans und Meta von den Ereignissen jener Nacht mitbekommen, die im Stadtgebiet fünf Todesopfer fordert, ist nicht überliefert.
Im folgenden Jahr gibt es weitere Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung. Spätestens mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 und den danach bewusst inszenierten Spannungen mit Polen zeichnet sich zudem ab, dass der Friede in Europa wohl nicht mehr lange halten wird. Als am 1. September der Zweite Weltkrieg beginnt, erhält Hans prompt seine Einberufung.
Nachdem Hans zunächst in Holland und dann in Frankreich stationiert ist, wird er bald nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 an die Ostfront abkommandiert. Im Oktober 1941 kommt mit Christa seine zweite Tochter zur Welt. Anfang 1944 gelingt es ihm während eines Heimaturlaubs, Meta und die beiden Kinder aus der von zahlreichen alliierten Luftangriffen heimgesuchten Stadt herauszuschaffen; sie finden in Schwarme im Landkreis Diepholz Unterschlupf. Dort wird im Juni 1945 Sohn Uli geboren.
Wann und wo genau Hans in den letzten Kriegsmonaten in englische Gefangenschaft gerät, ist in der Familie nicht bekannt – er selbst hat über diese Zeit und die Jahre davor nie viel gesprochen. Diesen wenigen Erzählungen zufolge gelingt es ihm jedoch bereits kurz nach der Festnahme zu flüchten und sich bis nach Schwarme durchzuschlagen. Angesichts der schlechten Versorgungslage im zerstörten Bremen bleibt er zunächst dort und pachtet im Ort einen kleinen Bauernhof.
Weil sein Vater ihn zum Nachfolger bestimmt, kehrt Hans 1950 eher widerwillig nach Schwachhausen zurück und quartiert sich mit Meta und den drei Kindern in zwei notdürftig hergerichteten Zimmern seines Elternhauses ein. Die dort angegliederte Gärtnerei wirft jedoch nur noch wenig ab. Als es 1954 nach dem Tod des Vaters zu Erbstreitigkeiten mit den Geschwistern kommt, nimmt Hans diese zum Anlass, den Betrieb zu verkaufen. Die Familie zieht daraufhin in den nordwestlich gelegenen Stadtteil Lesum, wo Meta bereits seit längerem in ihrem gelernten Beruf als Kindergärtnerin arbeitet. Hans wiederum nimmt eine Stelle auf dem städtischen Jugendamt an.
Im Frühjahr 1962 bekommt Hans das Angebot, als Hausvater zum Jugendhof Steinkimmen zu wechseln. In dieser Funktion unterstützt er den damaligen Leiter des Jugendhofs, Hermann Giesecke, bei der Verwaltung der ursprünglich von den alliierten Besatzungsmächten angestoßenen Einrichtung. Nebenbei gibt er regelmäßig Kurse zu den Themen Werken und Fotografieren. Damit verbunden ist ein erneuter – dieses Mal außer von Meta nur noch von Uli begleiteter – Umzug in eine Wohnung auf dem Gelände des Jugendhofs.
Der mit öffentlichen Geldern geförderte Jugendhof Steinkimmen macht sich in jenen Jahren einen Namen als Institution, die „politische Bildung geschickt mit musischer Arbeit koppelt“ („Nordwest-Zeitung“ vom 7. Juni 1962). Zum Angebot gehören Kurse für Jugendgruppenleiter aus der Region genauso wie Tagungen der verschiedensten Organisationen oder Diskussionsabende mit prominenten Referenten. Daneben treffen sich in Steinkimmen regelmäßig gesellschaftspolitische Vordenker wie der Philosoph Jürgen Habermas oder der Psychiater Klaus Dörner zum Gedankenaustausch.
So sehr Hans seine Arbeit in jenen vom revolutionären Geist der 68er-Generation geprägten Jahren auch ausfüllt – spätestens mit Beginn des neuen Jahrzehnts beginnt er sich Gedanken darüber zu machen, wie und vor allem wo er mit Meta den nicht mehr allzu weit entfernten Ruhestand verbringen soll. Dabei gewinnt der Wunsch die Oberhand, als Rentner weiter die Vorzüge des Landlebens zu genießen. Auf der Suche nach einem passenden Domizil stößt Hans 1973 auf den in Hurrel zum Verkauf stehenden Resthof der Familie von Anna Rüdebusch (heute: Birgit Ganteföhr). Die Gebäude des 1521 erstmals erwähnten Hofes sind zwar stark renovierungsbedürftig, doch davon lässt er sich nicht abschrecken und unterzeichnet bald nach der ersten Besichtigung den Kaufvertrag.
Zusammen mit Sohn Uli und anderen freiwilligen Helfern nimmt Hans das Projekt in Angriff – um am Ende festzustellen, dass das Hauptgebäude als Altersruhesitz letztlich viel zu groß ist. Deshalb beschließt er, auch noch den angrenzenden Schweinestall zum Wohnhaus (heute: Thomas und Tanja Imhoff) umzubauen und dort mit Meta einzuziehen. Anfangs wohnt auch Uli dort, zieht aber 1978, als Hans das Haupthaus nach zwischenzeitlicher Vermietung an Klaus Köster und Susan Pringsheim an Werner Ganteföhr verkauft, nach Leer.
Nach der abgeschlossenen Renovierung lässt Hans es etwas ruhiger angehen. Da er nun die nötige Zeit hat, macht er sich aber auch auf vielen Baustellen in der Nachbarschaft nützlich. In diesem Eifer wird er jedoch schon bald durch eine sich rasch verschlimmernde Makula-Degeneration gebremst – innerhalb weniger Jahre verliert er den größten Teil seiner Sehkraft und kann nur noch aus den Augenwinkeln heraus schemenhaft Dinge und Personen erkennen. In dieser Situation erleidet Hans im Mai 1981 einen schweren Unfall, als er am Rande der Bremer Straße spazieren geht und dabei von einem Auto erfasst wird. Bis er vollständig genesen ist, vergehen viele Monate.
Nicht nur die eigene Behinderung bestimmt in den folgenden Jahren Hans‘ Leben. Auch Meta geht es gesundheitlich zunehmend schlechter: Ein Lungenemphysem macht häufige Krankenhausaufenthalte notwendig und zwingt sie bis zu ihrem Tod im März 1991 auch zu Hause regelmäßig an ein Sauerstoff-Gerät.
Eine harte Zeit für Hans, von der er sich aber in der Folge noch einmal erholt. Zu seiner Unterstützung kehrt Uli aus Ostfriesland zurück und arbeitet vom hinteren Teil des Hauses aus freiberuflich als Architekt. Hans stirbt schließlich am 3. Dezember 1996, beerdigt ist er wenige Tage später auf dem Waldfriedhof Ofenerdiek in Oldenburg.