Hans-Helmut von Kempen wird am 6. Mai 1928 als fünftes Kind von Heinrich von Kempen und Bertha von Kempen geboren. Er ist der jüngere Bruder von Werner von Kempen, Gertrud von Kempen, Rudolf von Kempen und Anneliese von Kempen und der ältere Bruder von Lorenz von Kempen, Robert von Kempen und Grete Roder. Darüber hinaus hat er mit Enno von Kempen und Wilma Kloberdanz zwei Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters.
Als Hans-Helmut zur Welt kommt, läuft in Deutschland der Wahlkampf auf vollen Touren: Knapp zwei Wochen vor der vierten Reichstagswahl der Weimarer Republik buhlen mehr als 40 Parteien und Interessenverbände um Aufmerksamkeit und Stimmen. Es siegt die SPD mit 29,8 Prozent, was einem Zuwachs von fast 4 Prozentpunkten entspricht. Demgegenüber fällt die rechtsgerichtete, bislang zusammen mit DVP, Zentrum und der Bayerischen Volkspartei die Regierung bildende DNVP von 20,5 auf 14,2 Prozent zurück. Die von Adolf Hitler geführte NSDAP bleibt mit 2,6 Prozent knapp hinter dem Ergebnis vom Dezember 1924 zurück. Am Ende steht eine vom neuen Reichskanzler Hermann Müller geführte große Koalition aus SPD, DDP, DVP, Zentrum und Bayerischer Volkspartei.
Das Wahlergebnis spiegelt – neuneinhalb Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs und viereinhalb Jahre nach dem Höhepunkt der Hyperinflation – die zunehmende Normalisierung des deutschen Alltags wider. Der Wirtschaft geht es gut, auch wenn die Zahl der Arbeitssuchenden mit 1,4 Millionen Menschen noch immer vergleichsweise hoch ist und einzelne Branchen wie die Landwirtschaft mit Sonder-Problemen wie sinkenden Schweinepreisen kämpfen. Vor allem in der Schwerindustrie jedoch boomt es; die Produktionszahlen bei Kohle, Stahl, Eisen und Kali liegen weit über jenen der Vorkriegszeit.
Eine Normalisierung nach turbulenten Jahren ist vermutlich auch das, was sich Hans-Helmuts Eltern 1928 am meisten wünschen. Nach der Hochzeit im Januar 1921 – Heinrich von Kempen war zuvor mit Bertas älterer, im März 1920 verstorbener Schwester Martha verheiratet – haben sie drei ihrer vier ersten Kinder bereits im Säuglingsalter verloren. Lediglich Sohn Rudolf ist am Leben geblieben und hat zusammen mit den Stiefgeschwistern Enno und Wilma den 1926 vollzogenen Umzug von Vielstedt nach Hurrel mitgemacht. Dort macht Hans-Helmut im von seinen Eltern neu erbauten Siedlungshaus (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert) in unmittelbarer Nähe des Bauernhofs seiner Großeltern Diedrich und Katharine Timmermann (heute: Thomas und Kerstin Schwantje) die ersten Schritte.
In der Familie tritt die gewünschte Normalisierung zunächst ein: Hans-Helmut übersteht die trotz der deutlich niedrigen Säuglingssterblichkeit als in den Jahrzehnten zuvor noch immer als kritisch geltenden ersten zwölf Monate seines Lebens, dasselbe gilt für die im Mai 1929 und im November 1930 geborenen Brüder Lorenz und Robert.
Außerhalb der kleinen Schneiderwerkstatt, die sich Vater Heinrich von Kempen im Haus eingerichtet hat, droht die Welt jedoch mehr und mehr aus den Fugen zu geraten. Die sich von den USA rasch ausbreitende Weltwirtschaftskrise lässt auch in Deutschland Millionen Menschen verarmen. Und sie sorgt für eine zunehmende politische Radikalisierung: Aus der Wahl zum sechsten Reichstag am 31. Juli 1932 gehen die Nationalsozialisten mit 37,3 Prozent als Sieger hervor, die ebenfalls die Republik bekämpfende KPD kommt auf 14,3 Prozent der Stimmen. Die nach der Wahl im Amt bleibende Regierung von Reichskanzler Franz von Papen regiert fast nur noch mit Notverordnungen.
Am 12. September 1932 ist der Spuk zunächst vorbei. Nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum gegen seine Regierung lässt von Papen den Reichstag auflösen. Die daraufhin von Reichspräsident Paul von Hindenburg auf den 6. November gelegte Neuwahl des Reichstages erlebt Hans-Helmut nicht mehr mit: Er stirbt am 24. September 1932 – knapp vier Monate nach der Geburt der jüngsten Schwester Grete – an einer Lungenentzündung. Beerdigt ist er wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.