Johanne Münstermann – Biographie

Johanne Sophie Münstermann – Rufname Hanna – wird am 21. September 1913 als erstes Kind von Johann Mönnich und Anna Mönnich auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Werner und Christa Schnell) geboren. Sie ist die ältere Schwester von Sophie Schnell.

Im Jahr 1913 – das letzte vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs – präsentieren sich die europäischen Monarchien noch einmal in all ihrem Glanz und Gloria. Im März zelebriert Russlands Zar Nikolaus II. das 300-jährige Bestehen der Herrscher-Dynastie Romanow, in Berlin feiert Wilhelm II. am 15. Juni sein 25-jähriges Regierungs-Jubiläum und der österreichische Kaiser Franz Josef I. sitzt im Dezember seit 65 Jahren auf dem Thron.

Gleichzeitig häufen sich die Konflikte: Ende Juni beginnt nur einen Monat nach dem Friedensschluss von London der Zweite Balkankrieg. Auch zwischen den Großmächten verhärten sich die Fronten weiter. Ebenfalls Ende Juni beschließt der Reichstag in Berlin das umfangreichste Rüstungsprogramm seit Gründung des Deutschen Reiches. Der immer unverhohlener zur Schau getragene wilhelminische Militarismus findet seinen Höhepunkt im Herbst bei den Feierlichkeiten zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig, das an den Sieg der verbündeten preußischen, russischen und österreichischen Truppen über die Grande Armée von Napoleon I. im Oktober 1813 erinnern soll.

Als aus den Machtspielen Anfang August 1914 blutiger Ernst mit am Ende mehr als 17 Millionen Toten wird, beginnt Hanna auf dem elterlichen Hof vermutlich gerade zu laufen. Ihren im Dreikaiserjahr 1888 geborenen Vater sieht sie in den folgenden Jahren nur sporadisch – und beinahe überhaupt nicht wieder: Johann Mönnich gilt im Frühjahr 1918 mehrere Wochen lang als vermisst, kehrt aber im November 1918 letztlich doch unversehrt nach Hause zurück. Zwölf Monate später kommt Hannas jüngere Schwester Sophie zur Welt.

Ab Frühjahr 1920 besucht Hanna die Volksschule in Hurrel, wo unter anderem Henny Barkemeyer, Anni Bleckwehl, Erna Lange, Adele Stolle und Henny Wilkens zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen gehören. Nach dem Abschluss geht sie in mehreren Haushalten in der näheren Umgebung in Stellung und arbeitet unter anderem auch im Delmenhorster Geflügelzuchtbetrieb Schofeld.

Wann genau Hanna Heinrich Münstermann aus Almsloh kennenlernt, ist nicht überliefert. Noch bevor die beiden heiraten können, bricht der Zweite Weltkrieg aus, an dem Heinrich als Soldat teilnimmt. Bis wenige Tage vor der am 15. April 1941 gefeierten Hochzeit ist nicht klar, ob Heinrich Heimaturlaub bekommt und die Trauung wie geplant vollzogen werden kann. Mit der im August 1941 geborenen Tochter Almuth wohnt Hanna in den folgenden drei Jahren auf dem Hof ihrer Schwiegereltern Georg und Anna Münstermann in Almsloh.

Das für alle Deutschen schicksalhafte Jahr 1945 beginnt für Hanna bei ihren Eltern in Hurrel. Dort erreicht sie in den letzten Kriegswochen ein am 6. März 1945 von Heinrich verfasster und in Kurland abgeschickter Brief, in dem dieser auf seine baldige Heimkehr hofft. Es ist das letzte Lebenszeichen von ihrem Ehemann, er gilt seither als verschollen und taucht anders als 1918 Hannas Vater nie wieder auf.

Die folgenden Jahre auf dem Mönnich-Hof sind, wie überall im Dorf, gekennzeichnet von Besatzung, einem Jahrhundert-Winter und Mangel an allem Nötigen. Erst mit der Währungsreform im Juni 1948 bessert sich die Lage etwas. Dafür spielt sich Anfang 1949 in Hannas unmittelbarer Nachbarschaft eine weitere Tragödie ab: Schulfreundin Anni Bleckwehl, die erst im Jahr zuvor ihren aus amerikanischer Gefangenschaft zurückgekehrten Ehemann Johann Diers in die Arme schließen konnte, stirbt bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Marlene. Daraufhin bittet Johann seine Nachbarin, ihn bei Marlenes Versorgung zu unterstützen. Hanna willigt ein, und so wird der bis 1947 von Annis Vater Johann Bleckwehl bewirtschaftete Diers-Hof (heute: Andrea Mielke-Rüscher) für Hanna und Almuth zum neuen Zuhause.

Die Erziehung der beiden Kinder, die Hofarbeit und nicht zuletzt der liebevoll gepflegte Garten nehmen Hanna in den kommenden Jahren voll in Anspruch. Doch auch als Tochter Almuth 1964 nach ihrer Hochzeit mit Wolfgang Schmalriede nach Oldenburg und später nach Petersfehn zieht und Johann Anfang der 70er Jahre die Landwirtschaft aufgibt, kommt keine Langeweile auf. Mit ihrem Kegelclub „Zur Fröhlichen Runde“, zu dem noch elf weitere Frauen aus der Nachbarschaft gehören, erlebt Hanna manch nette Stunde, zudem sind Johann und sie oft mit dem Reichsbund unterwegs. Ab 1986 verreist sie zudem einmal im Jahr mit Almuth und lernt so unter anderem Mallorca, Meran und Lugano kennen.

Nach Johanns Tod im Februar 1990 wohnt Hanna zunächst weiter bei Marlene und ihrem Ehemann Wilhelm Voß in Hurrel. Als es ihr gesundheitlich zunehmend schlechter geht, zieht sie allerdings Anfang 1999 zu Almuth und Wolfgang nach Petersfehn. Dort stirbt Hanna am 29. August 1999, wenige Wochen vor ihrem 86. Geburtstag. Beerdigt ist sie vier Tage später auf dem Friedhof der Kirchengemeinde Eversten.