Gustav Drieling – Biographie

Gustav Drieling wird am 25. Januar 1923 als zweites Kind von Johann Drieling und Alma Marie Drieling auf einem von seinen Eltern gepachteten Hof an der Hurreler Straße in Vielstedt (heute: Klaus Boehnke) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Herbert Drieling und der ältere Bruder von Heino Drieling, Anita Kähler, Bertha Paradies, Hans Drieling und Gisela Wiemken.

Den ganzen Januar des Jahres 1923 hindurch hält die Besetzung des Ruhrgebiets Deutschland in Atem. Am 11. Januar waren rund 60.000 französische und belgische Soldaten mit Artillerie und Panzern in das wichtigste deutsche Industriegebiet einmarschiert und hatten zunächst das Gebiet um Essen, Bochum und Gelsenkirchen abgeriegelt. Damit reagierten die beiden Länder auf einen Rückstand der deutschen Holz- und Kohle-Reparationen an die Sieger des Ersten Weltkriegs. Die Regierung in Berlin unter Reichskanzler Wilhelm Cuno stellt daraufhin zwei Tage später sämtliche Reparationsleistungen ein und ruft zum passiven Widerstand auf.

Der sich anschließende Generalstreik legt sowohl die Industrie als auch die Verwaltung lahm. Um den Widerstand zu unterstützen, zahlt die Regierung die fälligen Löhne der Arbeiter mit frisch gedrucktem Geld – was die ohnehin seit Jahren anziehende Inflation weiter befeuert. Derweil weisen die französischen Besatzungsbehörden Widerstand leistende Beamte mitsamt ihren Familien aus und besetzen deren Stellen mit Separatisten, die für ein von Deutschland unabhängiges Rheinland kämpfen. Dagegen regt sich selbst aus dem Ausland Protest: Am Tag von Gustavs Geburt veröffentlicht die britische Labour Party ein Manifest gegen die Ruhrbesetzung, dem sich am 26. Januar die in Amsterdam tagende Konferenz des Internationalen Gewerkschaftsbundes anschließt. Am selben Tag sterben in Trier und Duisburg mehrere Menschen, als französische Kavalleristen brutal gegen Demonstranten vorgehen.

Durch die Ruhrbesetzung erhalten radikale Gruppierungen deutlichen Zulauf – zum Beispiel die 1919 gegründete NSDAP, die vom 27. bis zum 29. Januar 1923 in München ihren ersten Reichsparteitag abhält. Dort polemisiert ihr Vorsitzender Adolf Hitler vor tausenden aufgeputschten Anhängern derart aggressiv gegen die Regierung der „Novemberverbrecher“, dass die in Berlin erscheinende „Vossische Zeitung“ prompt die Frage stellt, ob ein Hitler-Putsch unmittelbar bevorstehe. Zu dem kommt es dann tatsächlich im November 1923. Er wird allerdings niedergeschlagen, die NSDAP anschließend verboten.

Stürmische Zeiten also, in die Gustav hineingeboren wird. Zwar beruhigt sich die Lage 1924 etwas, als es mit der Einführung der Rentenmark gelingt, die Wirtschaft zu stabilisieren und der Dawes-Plan Bewegung in die festgefahrene Reparations-Debatte bringt. Nur wenige Monate nach Gustavs Einschulung in die Volksschule Hude im Frühjahr 1929 bricht jedoch die Weltwirtschaftskrise aus und treibt der längst wieder zugelassenen NSDAP in den folgenden Jahren Millionen neuer Wähler zu.

Auch im Hause Drieling ist das Geld in jener Zeit knapp. Gustavs Vater hat allerdings das Glück, 1932 ausgerechnet auf dem Höhepunkt der weltweiten Krise auf der Ziegelei in Munderloh einen vergleichsweise sicheren Arbeitsplatz angeboten zu bekommen. Um die tägliche Fahrt mit dem Fahrrad abzukürzen, zieht Johann Drieling mit seiner Familie kurz vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler in ein zum Hof von Heinrich Sparke gehörendes Heuerhaus in Hurrel (heute: Elfriede Sparke). In der Folge wechselt Gustav auf die örtliche Volksschule, wo unter anderem Heinrich Brinkmann, Heino Pape, Bernhard Schwarting, Heino Schwarting, Heinrich Schwarting und Werner Stöver zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören.

Welchen Beruf Gustav nach Konfirmation und Schulabschluss ergreift, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen – Vermutungen in der Familie gehen jedoch dahin, dass er ähnlich wie später sein jüngerer Bruder Heino eine Bäckerlehre aufnimmt. Und diese dann trotz des im September 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkriegs auch zu Ende bringt. Danach dürfte es nur noch kurze Zeit dauern, bis er seinen Stellungsbefehl zur Wehrmacht erhält. Einzelne Stationen liegen heute aber ebenso im Dunkeln wie die Umstände, die am 15. April 1944 rund 30 Kilometer südwestlich der russischen Stadt Pleskow zu seinem Tod führen. Wo genau sich Gustavs Grab befindet, ist Informationen der Deutschen Kriegsgräberfürsorge zufolge bislang nicht eindeutig geklärt.