Anna Margarete Meyer – Rufname Grete – wird am 14. Mai 1909 als einziges Kind von Franz Hahmann und Anna Hahmann in Brandenburg an der Havel geboren.
In den Wochen vor Gretes Geburt steigert sich in Großbritannien die Furcht vor einer deutschen Invasion zu einer regelrechten Massenpanik. Fast täglich erscheinen in britischen Zeitungen Berichte über an den Küsten gesichtete feindliche Luftschiffe, die sich aber letztlich alle als gegenstandslos erweisen. Geschürt wird die Angst unter anderem vom britischen Schriftsteller William Le Queux, der mit seinem 1906 veröffentlichten Roman-Bestseller „Die Invasion von 1910“ eine Millionenauflage erzielt. Seine im Nachfolge-Roman „Die Spione des Kaisers“ aufgestellte Behauptung, in Großbritannien seien zehntausende deutsche Agenten unterwegs, bringt so manchen unbescholtenen Brieftaubenzüchter in Erklärungsnot und führt schließlich im Oktober 1909 zur Gründung der Geheimdienste MI5 und MI6.
Ein – realer – Hintergrund für die auch unter dem Namen Naval Scare bekanntgewordene Invasions-Hysterie von 1909 ist der von Admiral Alfred von Tirpitz immer wieder geforderte und von Kaiser Wilhelm II. bereitwillig genehmigte Ausbau der deutschen Hochseeflotte. Die zu diesem Zweck erlassenen Flottengesetze lösen bereits zu Beginn des Jahrhunderts ein Deutsch-Britisches Wettrüsten aus, das als eine der Ursachen des Ersten Weltkriegs gilt. Kurz bevor dieser lange in der Luft liegende Krieg im August 1914 tatsächlich ausbricht, wird Gretes in Brandenburg als Schutzmann arbeitender Vater nach Bremen versetzt. In der damals rund 250.000 Einwohner zählenden Hansestadt bekommt Grete ihn nur noch selten zu Gesicht: Franz Hahmann kämpft an der Westfront und gilt dort seit Herbst 1917 als vermisst.
In Bremen besucht Grete die Remberti-Schule. In dieser Zeit erlebt sie mit ihrer Mutter nicht nur das Kriegsende im November 1918, sondern auch die Zerschlagung der Bremer Räterepublik im Februar 1919 und die bitteren Jahre der Hyperinflation. Nach ihrer Schulentlassung beginnt Grete eine Ausbildung zur Hutmacherin – ein Beruf, in dem sie auch nach Lehrabschluss weiterarbeitet. Die Weimarer Republik hat sich mittlerweile gefestigt, die Goldenen Zwanziger sind angebrochen und lassen nicht nur bei Grete die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufkeimen.
Eine Hoffnung, die ab 1930 die rasch auf Deutschland übergreifende Weltwirtschaftskrise brutal zerstört. Auch in Bremen beginnt daraufhin der Aufstieg der Nationalsozialisten – wenn auch längst nicht so stark wie beispielsweise im benachbarten Freistaat Oldenburg. Bei der letzten Reichstagswahl vor der schrittweisen Abschaffung der Demokratie im März 1933 kommt die SPD in Bremen noch auf 30,4 Prozent und holt damit nur 2 Prozentpunkte weniger als die NSDAP.
Wann genau Grete in diesem nationalistisch aufgeheizten Umfeld auf einem Festball den Gärtner Johannes Meyer kennenlernt, ist nicht überliefert. Beide heiraten im April 1937 und wohnen anschließend in einem Reihenhaus in der Ruhrstraße zur Miete. Kurz nach der Geburt von Sohn Hans-Peter im Juli 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg, zu dem Johannes bald eingezogen wird. Grete bleibt zunächst in Bremen und arbeitet im späteren Verlauf des Krieges als Krankenschwester. Erneut schwanger, flüchtet sie Ende 1944 vor den sich häufenden Angriffen alliierter Bomber zu Verwandten nach Brandenburg und bringt dort im Februar 1945 Sohn Kurt zur Welt. Er stirbt allerdings nur vier Monate später.
Als Grete im Juni 1945 mit Hans-Peter nach Bremen zurückkehrt, liegen weite Teile der Stadt in Schutt und Asche. Auch das Wohnhaus in der Ruhrstraße hat mehrere Bombentreffer davongetragen, ist aber zumindest in Teilen noch bewohnbar. Dort wartet Grete auf die Rückkehr von Johannes aus englischer Kriegsgefangenschaft. Aufgrund der nach wie vor schlechten Versorgungslage und weil sie noch immer kein richtiges Dach über dem Kopf haben, beschließen beide im Sommer 1948 aufs Land zu ziehen – nach Sandersfeld, wo mit dem Gastwirt Wilhelm Imholze ein Freund der Familie lebt.
Im Gasthof Sandersfeld (heute: Haus Sandersfeld) lebt Grete mit ihrer Familie zehn Jahre lang. Während Johannes jeden Tag zu seiner Arbeitsstelle nach Bremen pendelt und Hans-Peter die Volksschule in Hurrel besucht, hilft sie im Haushalt von Wilhelm Imholze und in der parallel zum Gasthof betriebenen Landwirtschaft. Als Johannes 1958 einen Bandscheibenvorfall erleidet und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, nimmt er im Bremer Stadtteil Lesum eine Stelle als Hausmeister an. Damit verbunden ist ein Umzug der Familie in eine von der Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung gestellte Hausmeisterwohnung.
Im Januar 1963 wird Grete mit der Geburt von Hans-Peters Sohn Bernd zum ersten Mal Großmutter. Bis Juni 1971 kommen mit Sven (Dezember 1965) und Ute zwei weitere Enkelkinder hinzu. Sechs Jahre später stirbt Johannes, woraufhin Grete in eine kleinere Wohnung nach Schwachhausen zieht und dort noch einige Jahre in der Altenbetreuung arbeitet. Sie selbst stirbt am 5. November 1989 an Altersschwäche und wird vier Tage später – wenige Stunden, bevor die Berliner Mauer fällt – auf dem Osterholzer Friedhof beerdigt.