Grete Birth wird am 11. April 1920 als zweites Kind von Wilhelm Fenske und Minna Fenske in Eichort im Kreis Saatzig in Pommern geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Erich Fenske und die ältere Schwester von Irmgard Reuter.
In den Wochen vor Gretes Geburt durchlebt die nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg gegründete Weimarer Republik ihre bis dahin größte Krise. Sie beginnt am 13. März 1920 mit dem als Kapp-Putsch in die Geschichtsbücher eingehenden Marsch der Marine-Brigade Ehrhardt auf die Reichshauptstadt Berlin. Der kurz zuvor von Reichswehrminister Gustav Noske entlassene Oberbefehlshaber der Brigade, General Walther von Lüttwitz, weigert sich wie viele andere Offiziere der nach Kriegsende entstandenen Freikorps, die im Versailler Vertrag fixierte Reduzierung der neu aufgestellten Armee auf 100.000 Mann zu akzeptieren. An die Stelle des mit seinem Kabinett Richtung Stuttgart geflohenen Reichskanzlers Gustav Bauer tritt noch am selben Tag Wolfgang Kapp, Generallandschaftsdirektor von Königsberg und neben Weltkriegs-General Erich Ludendorff einer der führenden Köpfe der republikfeindlichen Organisation Nationale Vereinigung.
Zwar bricht der Putsch nach der Ausrufung eines Generalstreiks innerhalb weniger Tage zusammen. Ruhe kehrt damit jedoch noch lange nicht ein. Denn im Westen der Republik kommt es zum Ruhraufstand – Arbeiter, die von Gewerkschaften, KPD und USPD zunächst zum Kampf gegen die Kapp-Anhänger mobilisiert worden waren, wenden sich ihrerseits gegen die Regierung und kämpfen mit der zeitweise mehr als 50.000 Bewaffnete zählenden Roten Ruhrarmee für eine Räte-Republik nach sowjetischem Vorbild. Nach Zusammenstößen mit Freikorps und der regulären Reichswehr wird der Aufstand in den ersten beiden Aprilwochen äußerst brutal niedergeschlagen. Insgesamt kommen dabei in den ersten beiden Aprilwochen mehr als tausend Menschen ums Leben.
Bei der Niederschlagung des Aufstandes gerät die inzwischen von Hermann Müller geführte Reichsregierung mit der Vorgabe des Versailler Vertrags in Konflikt, dass sich in einer 50 Kilometer breiten Zone östlich des Rheins kein deutsches Militär aufhalten darf. Zwischen dem 6. April und dem 17. Mai 1920 hält deshalb Frankreich die fünf Städte Darmstadt, Dieburg, Frankfurt, Hanau und Bad Homburg besetzt. Auch in anderen Regionen muss Deutschland, das im Vergleich zu 1914 neben sämtlichen Kolonien bereits mehr als ein Zehntel des Staatsgebiets eingebüßt hat, um seine Hoheitsrechte fürchten: Im Juli 1920 stehen in mehreren Kreisen Ost– und Westpreußens Abstimmungen über die weitere staatliche Zugehörigkeit an. Mit Ergebnissen von teilweise mehr als 95 Prozent fällt das Votum der Bevölkerung für einen Verbleib im Deutschen Reich jedoch eindeutig aus.
Vor allem das Abstimmungsergebnis im weiter zu Ostpreußen gehörenden Kreis Ortelsburg ist für Gretes weiteren Lebensweg von Bedeutung: Dort nämlich – im rund 600 Einwohner zählenden Dorf Wilhelmshof – leben ihre Großeltern Johann Maciejewski und Luise Maciejewski, zu denen Familie Fenske 1923 kurz nach der Geburt des jüngsten Kindes Irmgard zieht. In Wilhelmshof arbeitet Vater Wilhelm als Fuhrmann für eine Ziegelei, Grete besucht wahrscheinlich ab 1926 die nahegelegene Volksschule in Friedrichshof. Noch bevor sie dort ihren Abschluss macht, ist die in ihrem Geburtsjahr so verbissen umkämpfte Weimarer Republik schon wieder Geschichte: Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 beginnt das Dritte Reich.
Nach der Schulentlassung geht Grete auf mehreren Gütern der näheren Umgebung in Stellung. Durch ihren Bruder, der nach einer Schmiedelehre bei der Ostdeutschen Maschinenfabrik Rudolf Wermke in Heiligenbeil arbeitet, lernt sie ihren späteren Ehemann Hans Birth kennen. Grete und Hans heiraten am 26. September 1942 in Friedrichshof. Anschließend leben beide in Heiligenbeil in der Nähe des Frischen Haffs, wo Hans im seit mehr als drei Jahren tobenden Zweiten Weltkrieg hilft, die Flugzeuge der deutschen Luftwaffe zu reparieren. Am 3. Juli 1943 wird dort Sohn Manfred geboren.
Nachdem Gretes Bruder Erich bereits 1939 im Polen-Feldzug gefallen ist, überschlagen sich im sechsten Kriegsjahr die Ereignisse. Ende 1944 erhält Hans seine Einberufung zur Unteroffiziersschule in Kolberg, woraufhin Grete mit Manfred zu ihren Eltern nach Wilhelmshof zurückzieht. Kaum angekommen, bricht der Kontakt zu Hans ab: Er gilt seit Anfang Februar 1945 als verschollen. Gretes Vater wiederum wird kurz vor ihrer Ankunft zum Volkssturm abkommandiert.
Als die Front immer näher rückt, flüchten Grete und Ihre Familie – neben der Mutter und Sohn Manfred noch Schwester Irmgard und deren Kinder Siegfried und Brigitte – mit sechs Pferdewagen Richtung Westen. Die sowjetischen Soldaten sind jedoch schneller und überholen den Tross nach rund 80 Kilometern in der Nähe von Heilsberg. Weil sie die Pferde an sich nehmen, kehrt die Familie mit einem unterwegs gefundenen Handwagen bei strengen Wintertemperaturen auf den Bauernhof der Eltern zurück. Dort erlebt Grete im Mai 1945 das Kriegsende.
In der Folgezeit ist die Familie wie die übrigen im Dorf verbliebenen Deutschen den sowjetischen Besatzern ausgeliefert – wobei es regelmäßig zu Schikanen, Plünderungen und Misshandlungen kommt. Im Spätsommer 1947 klopft schließlich ein Pole an die Tür und teilt ihnen mit, dass er der neue Besitzer sei und sie den Hof verlassen müssten. Mit dem nächsten Aussiedlerzug fahren daraufhin alle zusammen nach Deutschland, wo Grete, ihre Mutter und Manfred nach einem kurzen Aufenthalt in einem Barackenlager bei Berlin in der Nähe von Weißenfels Unterkunft finden.
Durch den Suchdienst des DRK erfährt Gretes Mutter, dass Ehemann Wilhelm inzwischen auf dem Hof von Hinrich Janzen in Hurrel (heute: Daniela und Hans Mertsch) lebt. Daraufhin überqueren Grete, Minna und Manfred bei Wittingen die Zonengrenze und fahren von dort aus mit dem Zug nach Hude, wo Wilhelm sie im Frühjahr 1948 mit einem von Hinrich Janzen geliehen Pferdewagen in Empfang nimmt.
Während Grete mit ihrem Vater auf dem Janzen-Hof unterkommt, wohnen Minna Fenske und Manfred zunächst nebenan bei Gesine Grummer und ihrer Tochter Alwine (heute: Hans Heinemann). Als 1949 eine zunächst auf dem Hof von Georg Tönjes (heute: Heiko Pflug) stehende Wehrmachtsbaracke ausgedient hat, wird diese abgebrochen und auf einem gemeindeeigenen Grundstück an der Bremer Straße wieder aufgestellt. Dort findet Grete mit ihren Eltern, Manfred und der aus Pommern stammenden Familie von Kurt Klingbeil eine neue Bleibe.
In den folgenden 20 Jahren arbeitet Grete als Tagelöhnerin bei verschiedenen Bauern in Hurrel und als Saison-Kraft auf den Tabakfeldern von Adolf Stöver in Lintel. Zeitweise führt sie auch den Haushalt des Hurreler Schulleiters August Meyer und reinigt die Backstube von Otto Mehrings, bevor sie 1969 zu ihrem Sohn Manfred nach Gifhorn zieht. Dort kümmert sie sich unter anderem in deren letzten Lebensjahren um ihre Mutter und ist zudem sehr aktiv in der Senioren-Arbeit der evangelischen Kirchengemeinde. Als Ende 1989 der Eiserne Vorhang fällt, sieht Grete noch einmal die alte ostpreußische Heimat wieder – kehrt aber angesichts des vom Verfall bedrohten Elternhauses eher deprimiert als erleichtert nach Gifhorn zurück, wo sie am 11. März 1991 stirbt. Beerdigt ist sie wenige Tage später auf dem städtischen St.-Nikolai-Friedhof.