Georg von Seggern wird am 19. Januar 1883 als viertes Kind von Hinrich von Seggern und Anna Catharine von Seggern auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Erwin und Christa Haverkamp) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Meta Ertel, Johann Hinrich von Seggern und Annchen Sparke.
Am Tag von Georgs Geburt ereignet sich knapp 40 Kilometer nördlich der Nordsee-Insel Borkum die bis heute größte deutsche Schiffskatastrophe in Friedenszeiten. Gegen 2 Uhr morgens kollidiert dort bei dichtem Nebel das Auswandererschiff „Cimbria“ mit einem englischen Kohledampfer. Der Rumpf des Dampfers reißt dabei ein großes Loch in die Backbord-Seite der „Cimbria“, die innerhalb von nur 15 Minuten sinkt.
Insgesamt kommen bei dem Unglück 437 Menschen ums Leben, darunter fast 160 Frauen und Kinder. Die meisten von ihnen sind mittellose Auswanderer aus Preußen, Russland und anderen Regionen Osteuropas, die sich in Nordamerika ein besseres Leben erhofften. Doch auch einige besser situierte und sogar prominente Passagiere finden in jener Nacht den Tod – etwa die unter ihrem Künstlernamen „Schwäbische Singvögel“ über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Geschwister Kathinka, Auguste und Georg Rommer aus Biberach. Neben den Insassen zweier Rettungsboote überleben einige wenige Schiffbrüchige, indem sie sich rechtzeitig in die später aus den eisigen Wellen ragenden Masten des Schiffes flüchten. Dort harren sie elf Stunden lang bis zu ihrer Rettung aus.
Der ebenfalls schwer beschädigte Kohledampfer setzt unbeirrt seinen Weg fort und läuft am nächsten Tag im Zielhafen Hamburg ein. Dort sieht sich der Kapitän mit dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung konfrontiert, den er allerdings von sich weist: Von der akuten Notlage der „Cimbria“ habe er im Nebel nichts mitbekommen, er sei voll und ganz mit den eigenen Lecks beschäftigt gewesen. Überdies treffe ihn und seine Mannschaft an der Kollision keinerlei Schuld. Nach Abschluss der Untersuchungen stellt das Hamburger Seeamt fest, dass beide Schiffsführungen letztlich zu wenig taten, um den Zusammenstoß zu vermeiden. In der Meinung der deutschen Öffentlichkeit gibt es freilich nur einen Verantwortlichen, und auch in der Politik sorgt das Unglück über Monate hinweg für Verstimmungen im deutsch-britischen Verhältnis.
Am Auswanderer-Strom Richtung Nordamerika ändert der Untergang der „Cimbria“ freilich nichts. Die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts sind das Jahrzehnt, in dem in absoluten Zahlen die meisten Deutschen ihre Heimat Richtung USA verlassen – insgesamt mehr als 1,4 Millionen Menschen. Das ist mehr als in den 70er und 90er Jahren zusammen. Aus Hurrel sind bis 1883 unter anderem mehrere Mitglieder aus der Familie von Anna Sophie Tönjes und von Gerd Hinrich Haverkamp dabei sowie Hermann Brockshus, der 1880 mit dem Rest der Familie den bereits zuvor ausgewanderten Söhnen folgt.
Für Georg dürfte ein solcher Schritt nie eine ernsthafte Option sein, steht er doch als jüngster und letztlich einziger Sohn – der ältere Bruder Johann Hinrich stirbt 1895 kurz vor seinem 20. Geburtstag – frühzeitig als Erbe des elterlichen Hofes am Vossbarg fest. Bevor es so weit ist, besucht er zusammen mit den anderen Hurreler Kindern die Volksschule in Lintel, die er sehr wahrscheinlich im Frühjahr 1897 abschließt. Zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern in diesen Jahren gehören unter anderem Heinrich Ahrens, Georg Barkemeyer, Friedrich Lange, Meta Katherine Mönnich, Frieda Rüdebusch, Heinrich Rüdebusch, Dietrich Schütte und Hinrich Wilkens.
Der Zeitpunkt der Hofübernahme kommt früher als erwartet, denn kurz nach Georgs 16. Geburtstag stirbt im Februar 1899 Vater Hinrich. Die folgenden, vermutlich mit viel Arbeit ausgefüllten Jahre wird Georg deshalb auf dem elterlichen Hof verbringen. Welche konkreten Zukunftspläne er darüber hinaus hegt und ob er beispielsweise verlobt ist, liegt heute im Dunkeln. Fest steht nur: Der am 1. August 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg verändert sein Leben von Grund auf. Er folgt – mit welcher Begeisterung, lässt sich rückwirkend kaum beurteilen – dem Ruf Kaiser Wilhelms zu den Waffen und landet beim in Hildesheim und Hameln aufgestellten Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 77, das ihn an die Westfront nach Nordfrankreich führt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach nimmt Georg unter anderem an der sich von Frühjahr bis Sommer 1915 mehrere Monate lang hinziehenden und weitgehend ergebnislos verlaufenden Loretto-Schlacht teil. In deren Verlauf wird er dem Eintrag im Kirchenbuch der Gemeinde Hude zufolge am 17. Juli 1915 nahe der französischen Ortschaft Salomé bei einem heftigen Artilleriefeuer so schwer verwundet, dass er nur wenige Minuten später stirbt. Ob sein zunächst nur provisorisch beerdigter Leichnam später auf den im Januar 1916 angelegten Soldatenfriedhof Salomé überführt wird, ist nicht überliefert.