Georg Karl Stolle wird am 4. Februar 1915 als viertes Kind von Gerhard Hinrich Stolle und Anna Stolle auf dem elterlichen Pachthof in Hurrel (heute: Hartmut und Ute Stolle) in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Stolle, Gustav Stolle und Adele Schweers und der ältere Bruder von Gerhard Stolle. Ein weiterer Bruder ist im März 1907 unmittelbar nach Geburt verstorben und deshalb namenlos geblieben.
Drei Tage nach Georgs Geburt beginnt an der Ostfront des Ersten Weltkriegs die Winterschlacht in Masuren. Dabei rückt die deutsche Armee mit 15 Divisionen gegen russische Streitkräfte vor, die trotz der Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg Ende August 1914 noch immer Teile Ostpreußens besetzt halten. Die Operation hat Erfolg – nach zwei Wochen ist die gesamte Provinz wieder in deutscher Hand und es existiert ein ausreichend großer Puffer gegen etwaige neue Angriffe. Vier russische Divisionen mit fast 100.000 Mann, die nicht rechtzeitig fliehen können, werden überdies gefangengenommen.
Trotz allem hat die Oberste Heeresleitung ihr erklärtes Ziel, den Gegner vollständig zu schlagen, nicht erreicht und steckt weiter im Zwei-Fronten-Krieg fest. Die seit Dezember tobende Schlacht in den Karpaten läuft sich im März fest, dort müssen deutsche Truppen immer wieder für die unter hohen Verlusten leidende Armee des Bündnispartners Österreich-Ungarn in die Bresche springen. Auch im Westen gibt es keinerlei Fortschritte: Hier ist die Front im November 1914 in einem zermürbenden Grabenkrieg erstarrt. Immerhin: Eine am 16. Februar gestartete französische Offensive in der Champagne kann bis Mitte März 1915 zurückgeschlagen werden.
Wie die Menschen in Hurrel all diese Nachrichten aufnehmen, lässt sich nur vermuten. Mit Enno Schmidt kommt fünf Tage nach Georg in der unmittelbaren Nachbarschaft ein weiterer Junge zur Welt, dessen Vater durch den Krieg aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen wurde. Und mit Herbert Meyer genannt Schumacher ist wiederum nur zwei Tage später schon der zweite Hurreler Kriegstote zu beklagen. Sollte im August 1914 auch hier die vor allem in größeren Städten zu beobachtende Kriegsbegeisterung um sich gegriffen haben, so dürfte diese inzwischen weitgehend verflogen sein.
Wie der Vater von Enno Schmidt kehrt auch Gerhard Hinrich Stolle Ende 1918 heil aus dem Krieg zurück. Georg erlebt diesen Moment allerdings nicht mehr: Er stirbt bereits am 17. April 1916, ohne dass das örtliche Kirchenbuch eine Todesursache nennt. Beerdigt ist Georg drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.