Friedrich Lange wird am 7. Dezember 1885 als erstes Kind von Johann Lange und Marie Lange in Hurrel geboren. Er ist der ältere Bruder von Katharine Claußen, Johann Lange, Georg Lange, Wilhelm Lange, August Lange und Martha Parisius. Eine weitere, namenlos gebliebene Schwester stirbt 1893 bereits am Tag ihrer Geburt.
Vier Tage nach Friedrichs Geburt treffen sich im „Englischen Haus“ in Berlin rund 200 Mitglieder der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zur offiziellen Gründungsversammlung. Ziel der Vereinigung ist es, neue Erkenntnisse in der Land- und Ernährungswirtschaft möglichst rasch und flächendeckend in die Praxis umzusetzen. Zum Vorstandschef wählt die Versammlung den Landwirt und preußischen Landtagsabgeordneten Adolf Kiepert, als „geschäftsführendes Mitglied des Direktoriums“ fungiert der Ingenieur und Schriftsteller Max Eyth, der die Gründung im Vorfeld maßgeblich vorangetrieben hatte.
Impulsgeber Eyth hatte nach dem Maschinenbau-Studium mehr als 20 Jahre lang für den englischen Dampfpflug-Hersteller John Fowler & Co. in Leeds gearbeitet und war in dessen Auftrag viel in der Welt herumgereist. Daher kannte er die Probleme der Landwirtschaft aus eigener Anschauung und registrierte zudem schnell, dass sowohl Briten als auch Amerikaner den Deutschen in diesem Wirtschaftszweig weit voraus waren. Nach seiner Rückkehr 1882 setzte er deshalb alles daran, den Rückstand aufzuholen – anfangs gegen den erklärten Widerstand der zahlreichen regionalen Landwirtschaftsverbände, die in der Gründung einer deutschlandweit tätigen Gesellschaft eher Bedrohung als Chance sahen. Mit innerhalb des Berufstandes hoch angesehenen Mitstreitern wie Albert Schultz-Lupitz, Wilhelm Rimpau oder Hugo Thiel scharte Eyth jedoch immer mehr Befürworter einer Modernisierungs-Kampagne um sich. Ende September 1885 hatte er sein selbstgestecktes Ziel, schon vor der offiziellen Gründung 2.500 Mitglieder zu gewinnen, erreicht.
In den folgenden Jahren macht sich die DLG mit Publikationen wie der „DLG-Düngefibel“ rasch einen Namen. Zum Aushängeschild werden freilich ihre regelmäßig veranstalteten Wanderausstellungen. An jeweils wechselnden Orten präsentiert die DLG neben den jeweils modernsten Maschinen die neuesten Errungenschaften aus Ackerbau, Pflanzenschutz und Tierzucht und bringt ganz nebenbei Praktiker mit Wissenschaftlern und Kleinbauern mit Großgrundbesitzern ins Gespräch. Um die im internationalen Vergleich bis dato eher mäßigen Zuchtleistungen zu verbessern, initiiert die DLG zudem von Beginn an reichsweit Tierschau-Wettbewerbe.
Ob die DLG im Einzugsgebiet der 1818 gegründeten Oldenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft zunächst argwöhnisch beäugt wird oder ob ihre Aktivitäten von Beginn an auf fruchtbaren Boden fallen, lässt sich heute nur noch schwer abschätzen. Tatsache ist jedoch: Mit Konkurrenz- und Kirchturm-Denken ist den Landwirten der Region am Ausgang des 19. Jahrhunderts nicht gedient – zumal sich die eingangs geschilderten Probleme der Branche angesichts drastisch fallender Getreide- und Milchpreise ab 1890 noch einmal massiv verschärfen. Davon dürften auch Friedrichs Eltern betroffen sein, die sich kurz vor seiner Geburt in Hurrel angesiedelt und 1887 den heute von Helmut und Linda Braun an der Pirschstraße bewirtschafteten Hof gekauft haben.
Dort wächst Friedrich auf und besucht wie die zwei nächstgeborenen Geschwister zunächst die gemeinsam mit dem Nachbardorf betriebene Volksschule in Lintel. Die letzten drei Jahre seiner Schulzeit absolviert er dann in der 1897 neu errichteten, im Zentrum des Dorfes gegenüber der Gastwirtschaft von Carl Busch (heute: Hajo und Dagmar Mehrings) gelegenen Volksschule Hurrel.
Angesichts von vier jüngeren Brüdern dürfte Friedrich relativ rasch klar sein, dass seine Zukunft nicht auf dem elterlichen Hof liegt. Er erlernt deshalb nach der Schule das Handwerk des Stellmachers. Wo, ist in der Familie nicht mehr bekannt – ebenso wenig, wann genau er sich in einem 1903 von seinem Vater gekauften, rund 300 Meter vom Lange-Hof gelegenen Heuerhaus an der Ortstraße (heute: Alfred Voigt und Insa Minnemann) selbstständig macht. Dies dürfte jedoch vor dem 18. April 1911 geschehen sein: An diesem Tag heiratet Friedrich Amalie Osterloh aus Pfahlhausen.
Knapp elf Monate nach der Hochzeit kommt am 8. März 1912 als erstes Kind Tochter Erna zur Welt, noch einmal 21 Monate später folgt die zweite Tochter Adele. Darüber hinaus nehmen Friedrich und Amalie Anna Osterloh bei sich auf, die 1908 unehelich geborene Tochter von Amalies Schwester Anna Johanne Osterloh.
Das Jahr 1914 steht für die junge Familie unter keinem guten Stern: Am 27. Juli stirbt Adele, und nur fünf Tage später befindet sich das Deutsche Reich mit halb Europa im Krieg. Ein Krieg, der auf Friedrichs Mitwirkung nicht verzichten kann. Ob er sich wie so viele andere seiner Generation freiwillig meldet oder später gegen den eigenen Willen eingezogen wird, ist nicht überliefert – ebenso wenig, was er in den folgenden Jahren an Schrecklichem sieht und erlebt. Gut möglich, dass Friedrich in dieser Zeit seine bis ins hohe Alter anhaltende Leidenschaft für den Genuss von Kautabak entwickelt.
Als der Erste Weltkrieg im November 1918 zu Ende geht, besteht Friedrichs Familie bereits wieder aus fünf Mitgliedern: Am 15. September 1915 ist Sohn Johann hinzugekommen. Bis Dezember 1923 folgen mit Heinrich und Herta zwei weitere Kinder. Seine Arbeit als Stellmacher hat Friedrich in dieser vor allem durch den dramatischen Verfall der deutschen Währung geprägten Zeit längst wieder aufgenommen. Darüber hinaus verdient er sich als Besitzer eines der wenigen noch vorhandenen Rauchhäuser im Dorf ein Zubrot, indem er für seine Nachbarn Schinken, Würste und andere Fleischwaren konserviert. Diese Möglichkeit hilft Friedrich auch in der 1929 ausbrechenden Weltwirtschaftskrise, der Anfang 1933 die Machtübernahme der Nationalsozialisten folgt.
Die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs übersteht Friedrichs Familie ohne Verluste. Zum Schluss kommen diese jedoch wie bei vielen Nachbarn gebündelt: Zunächst reißt im Spätsommer 1944 der Kontakt zu Heinrich Schütte ab – der Ehemann von Friedichs ältester Tochter Erna gilt seither als verschollen. In den letzten Kriegswochen fällt dann auch noch Sohn Johann den Kämpfen zum Opfer.
Den schwierigen Nachkriegsjahren folgt mit der Währungsreform vom Juni 1948 überall in Deutschland ein spürbarer Wirtschaftsaufschwung. Davon profitiert Friedrich aber nur unterdurchschnittlich, denn die Stellmacherei entpuppt sich schon bald als aussterbender Beruf. Friedrich bekommt nur noch sporadisch Aufträge, steht aber davon unbeirrt weiter täglich in seiner Werkstatt. Bis zum 30. August 1951: Am Abend jenes Donnerstags schlägt im Laufe eines heftigen Gewitters ein Blitz in das alte Rauchhaus ein, es brennt bis auf die Grundmauern nieder. Die folgenden Monate verbringen Friedrich und Amalie in einer Baracke auf dem Hof von Diedrich Schwarting, die zuvor bereits dessen Familie nach einem von einem Tieffliegerangriff in den letzten Kriegswochen verursachten Großbrand als Notunterkunft gedient hatte.
Im Dezember 1951 ist der vom Wüstinger Bauunternehmer Bernhard Parisius – Friedrichs Schwager – erstellte Nachfolge-Bau bezugsfertig. Dort gibt es keine Werkstatt mehr, aber zusätzliche Zimmer, so dass Anfang 1952 als weitere Bewohner Friedrichs Tochter Erna und die beiden Enkelinnen Gerda und Helma einziehen können. Mit ihnen und Amalie verbringt Friedrich seine letzten Lebensjahre: Er stirbt am 4. Februar 1964 im Alter von 78 Jahren und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St. Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.