Friedrich Edo Stöver – Biographie

Friedrich Edo Stöver wird am 2. Juli 1914 als fünftes Kind von Friedrich Georg Stöver und Marie Stöver auf einem von seinen Eltern gepachteten Bauernhof in Neustadt bei Ovelgönne geboren. Er ist der jüngere Bruder von Frieda Stöver, Heino Stöver, Erich Stöver und Johanne Strodthoff und der ältere Bruder von Martha Broers-Krumland, Johannes Helmuth Stöver und Werner Stöver.

Während Friedrichs Eltern sich über ihr fünftes Kind sicher genauso freuen wie über die anderen zuvor, kennt die Welt um sie herum nur ein Thema: das vier Tage zuvor verübte Pistolen-Attentat des serbischen Nationalisten Gavrilo Princip auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie in Sarajevo. In Europas Fürstenhäusern und Regierungszentralen löst die Todesnachricht hektische Betriebsamkeit aus – Deutschlands Kaiser Wilhelm II. etwa beendet seinen Aufenthalt auf der Kieler Woche vorzeitig und reist zurück nach Berlin.

Am Tag von Friedrichs Geburt sagt Wilhelm die zunächst avisierte Teilnahme am Begräbnis Franz Ferdinands ab. Offiziellen Verlautbarungen zufolge hindert ein Hexenschuss den Monarchen daran, wie geplant per Sonderzug von Berlin nach Wien zu reisen. Dieser Grund ist aber nur vorgeschoben: Aus mehreren Quellen hat Wilhelm die Warnung erhalten, dass er bei der Trauerfeier am nächsten Tag das Opfer eines weiteren, wiederum von serbischen Attentätern ausgeführten Anschlags werden könnte. Wie konkret die Mordpläne tatsächlich sind, kommt letztlich nie ans Licht. Sie verstärken allerdings die Neigung des Kaisers, eine mögliche Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien ungeachtet aller damit verbundenen Konsequenzen zu unterstützen.

Parallel zur Trauerfeier in Wien findet am 3. Juli auch in Berlin eine Gedenkstunde für Franz Ferdinand statt. Im Anschluss daran berät sich Wilhelm mit führenden Militärs. Zwar weilt Helmuth von Moltke, Chef des Großen Generalstabs, zur Kur in Karlsbad. Dessen Oberquartiermeister Georg von Waldersee lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass Moltke für einen Präventivkrieg gegen Russland und Frankreich plädiert – ehe ein solcher Feldzug angesichts der Aufrüstung beider Gegner nicht mehr zu gewinnen sei. Am 5. Juli dann empfängt Wilhelm den Wiener Sondergesandten Alexander Graf Hoyos, der sich eine bedingungslose Rückendeckung für die Serbien-Politik seiner Regierung erhofft. Ob Wilhelm im Laufe des unter vier Augen geführten Gesprächs die gewünschte „Blanko-Vollmacht“ tatsächlich erteilt, darüber streiten Historiker bis heute. Wie auch immer: Nach Scheitern aller Krisen-Diplomatie beginnt vier Wochen später der Erste Weltkrieg.

Am sich bis Ende 1918 hinziehenden Krieg nimmt auch Friedrichs Vater teil, so dass er diesen in den ersten Lebensjahren nur selten zu Gesicht bekommt. Kurz vor Friedrichs Einschulung siedelt die Familie nach Rastede um, wo seine Eltern fortan einen eigenen Hof bewirtschaften. Ein Umzug, der jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern steht: Friedrichs im Juni 1920 in Rastede geborener Bruder Johannes Helmuth stirbt nur ein halbes Jahr später, und die sich nach Kriegsende rasch beschleunigende Abwertung der Papiermark gipfelt im Herbst 1923 in der Hyperinflation. Umstände, die es Friedrichs Eltern letztlich unmöglich machen, den Hof zu halten – sie verkaufen ihn im Laufe des Jahres 1924 und ziehen mit den Kindern weiter nach Hurrel. Dort lässt sich die Familie als Pächter auf dem ältesten noch bestehenden Hof des Dorfes (heute: Ursula Schlake) nieder.

In Hurrel besucht Friedrich vermutlich noch vier Jahre lang die nur 400 Meter von seinem neuen Zuhause gelegene Volksschule. Dorth gehören unter anderem Johann Heinemann, Johann Lange, Arthur Pape, Gustav Rüdebusch, Diedrich Schweers, Adolf Sparke, Friedel Timmermann und Georg Wieting zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern. Ob er nach Abschluss der Schule weiter auf dem Hof seiner Eltern mithilft oder woanders in Stellung geht, ist nicht überliefert. Deshalb liegt auch der genaue Zeitpunkt, an dem Friedrich Hurrel verlässt, im Dunkeln. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, dass er seine Eltern begleitet, als diese irgendwann zwischen Sommer 1936 und Frühjahr 1937 nach Oldenburg ziehen und an der Cloppenburger Straße einen anderen Betrieb pachten (heute: Esso-Tankstelle an der Kreuzung zum Niedersachsendamm). Kurz darauf stirbt im Juni 1937 Schwester Frieda bei einem Verkehrsunfall.

Wie seine drei Brüder wird auch Friedrich zum ab September 1939 tobenden Zweiten Weltkrieg eingezogen. Zu konkreten Einsatzorten sind in der Familie keine Informationen mehr vorhanden – anders als Heino und Werner, die beide im Frühjahr 1945 unter bis heute ungeklärten Umständen ihr Leben verlieren, kehrt Friedrich jedoch nach Hause zurück und arbeitet in den folgenden Jahren wieder auf dem elterlichen Pachtbetrieb. Als die Schrecken des Krieges allmählich verblassen, verlobt er sich im Januar 1950 mit Klara Rüdebusch, der Witwe seines 1943 gefallenen Schulkameraden Gustav Rüdebusch.

Bei den Hochzeitsvorbereitungen kommt es dann am 17. Juni 1950 zu einem tragischen Unglück: Als sich beim Binden der Kränze auf der elterlichen Diele herausstellt, dass zu wenig Grünes vorhanden ist, besteigt Friedrich kurzerhand einen auf dem Hof stehenden Baum, um für Nachschub zu sorgen. Dabei rutscht er ab und bricht sich beim anschließenden Sturz das Genick. Beerdigt ist er am 21. Juni 1950 – an jenem Tag, der sein Hochzeitstag hätte sein sollen – auf dem Neuen Osternburger Friedhof.