Frieda Marie Sophie Rüdebusch wird am 6. Februar 1891 als drittes Kind von Diedrich Christian Burhop und Helene Margarethe Burhop in Seefeld in der Nähe des Jadebusens geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Heinrich Burhop und Anna Helene Burhop und die ältere Schwester von Johann Georg Burhop und Bertha Schuhmacher. Darüber hinaus hat sie mit Johann Hinrich Burhop, Jürgen Diedrich Christian Burhop, Friedrich Hermann Burhop, Diedrich Hermann Burhop, Johanne Margarethe Christine Burhop und Martha Sophie Burhop noch sechs ältere Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihres Vaters mit Johanne Juliane Helene Backhaus.
Das Jahr 1891 beginnt im Deutschen Reich mit gleich zwei historisch bedeutsamen Ereignissen. So tritt am 1. Januar das „Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung“ in Kraft. Es bildet neben der staatlichen Unfall– und Krankenversicherung die dritte Säule der vom 1890 zurückgetretenen Reichskanzler Otto von Bismarck initiierten Sozialgesetze. Alle über 70-Jährigen, die in den drei Jahren zuvor durchgehend gegen Lohn gearbeitet haben, erhalten fortan eine Altersrente. Dabei handelt es sich allerdings um eine Übergangsregelung: Um Ansprüche zu erwerben, müssen künftige Generationen mindestens 30 Jahre lang Beiträge in die Rentenkasse einzahlen.
Ebenfalls am 1. Januar 1891 wird Deutsch-Ostafrika offiziell deutsche Kolonie. Mit einer Fläche von rund einer Million Quadratkilometern ist das neue „Schutzgebiet“ fast doppelt so groß wie das Mutterland. Um den angestrebten „Platz an der Sonne“ neben den seit mehr als einem Jahrhundert etablierten Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich zu erreichen, hat das Kaiserreich ab Mitte der 1880er Jahre schon diverse Gebiete in Südwest-Afrika und Westafrika in Besitz genommen. Später kommen noch Deutsch-Neuguinea und Deutsch-Samoa hinzu.
Für Friedas Eltern, die als in der Landwirtschaft Beschäftigte nicht der Rentenversicherungspflicht unterliegen, dürften beide Ereignisse ohne jede praktische Bedeutung sein. Sie pachten kurz nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes Johann Georg im Juni 1893 einen Hof in Alse bei Schwei, wo letzterer im Oktober 1895 stirbt. Zu diesem Zeitpunkt leben auch die beiden Halbschwestern aus der ersten Ehe von Diedrich Christian Burhop nicht mehr – sie hat Frieda nie kennengelernt. Ihre vier Halbbrüder wiederum sind 1895 bereits erwachsen und dürften den Umzug nach Alse nicht mehr mitgemacht haben.
In Alse bewirtschaftet Friedas Familie auch schwierige Böden. Zum Beispiel eine Heuweide an der Außenweser, also auf der Flussseite des Deichs, wo sie den Gezeiten ausgesetzt ist. Friedas späteren Erzählungen zufolge nimmt dort in einem Sommer eine Springflut die gesamte Ernte mit. Später zieht Frieda mit ihren Eltern und den Geschwistern auf einen Pachthof in Hiddigwardermoor, der einer Familie Burhop aus Süderschwei gehört. Wegen der Namensgleichheit darf man annehmen, dass es Verwandte sind. 1911 kann Friedas Vater schließlich einen eigenen Hof in Vielstedt kaufen, der allerdings zehn Jahre später wieder verkauft wird.
In der neuen Heimat lernt Frieda ihren künftigen Ehemann kennen, Heinrich Rüdebusch aus Nordenholzermoor bei Hude. Er hat dort den Hof seines Vaters geerbt und geht wie viele Moorbauern einem Nebenerwerb nach. Unter anderem arbeitet er bei der Firma Rüdebusch in Hude (heute: RBK Bauelemente Rüdebusch). Auch liefert er Steinkohle und Briketts aus. Im Juni 1912 heiraten sie. Frieda ist 21 Jahre alt, Heinrich 30 Jahre. Am 30. November 1912 wird Tochter Gretchen geboren, am 24. Januar 1914 Sohn Christel.
Heinrich kehrt unverletzt aus dem Ersten Weltkrieg zurück, beide arbeiten danach wieder gemeinsam auf ihrem Hof. Ein Foto aus den 1920er Jahren zeigt die Familie stolz mit Pferd und Knecht auf dem Hofplatz. Im März 1936 heiratet Tochter Gretchen Gerhard Janzen und zieht zu ihm auf seinen Hof nach Hurrel. Drei Jahre später stirbt Heinrich im Alter von nur 56 Jahren an einer nicht behandelten Diabetes-Erkrankung.
Sohn Christel übernimmt den Betrieb, wird aber schon bald – im September 1939 hat der Zweite Weltkrieg begonnen – zur Wehrmacht einberufen. Während des Krieges lebt Frieda deshalb allein auf dem Hof. Für die Arbeit in der Landwirtschaft hat sie Hilfe von einem Jungen aus der Nachbarschaft, aus der Familie Barkemeyer aus der Königstraße. Christel überlebt den Krieg, kommt aber aus der russischen Gefangenschaft nicht zurück. Er stirbt 1947 an Lungenentzündung, wie ein Kriegsheimkehrer der Familie berichtet.
Friedas Enkelsohn Walter Janzen erzählt, dass er als kleiner Junge während des Krieges für einige Zeit bei seiner Oma in Nordenholzermoor gelebt hat. Warum eigentlich? Wahrscheinlich will Frieda die Tochter angesichts ihrer mittlerweile vier kleinen Söhne Heinz, Walter, Enno und Gerold entlasten und nimmt deshalb eines der Kinder zu sich. Der Junge ist ja viel zu klein, um die Oma zu beschützen, es ist die Mutter, die ihrer Tochter hilft. Frieda hat Verwandte in Hahnermoor bei Rastede, die sie manchmal besucht. Eine Fahrt mit dem Zug dorthin kostet einiges Geld, das man sparen kann, wenn man das Fahrrad nimmt! So erinnert sich Walter, dass seine Oma Frieda mit ihm dorthin fährt, er auf dem Gepäckhalter sitzend. Das ist gewiss sehr anstrengend für beide.
Walter, der am 27. November 1957 mit dem Schiff SS United States von Bremerhaven nach New York fährt, um nach Nebraska auszuwandern, fühlt sich seiner Großmutter auch später noch sehr verbunden. Als er in den 1960er Jahren auf dem Dachboden seiner Eltern die ergreifenden Briefe findet, die sein Onkel Christel an Frieda aus der Gefangenschaft geschrieben hat, nimmt er sie mit sich nach Amerika, weil sie ihm viel bedeuten.
Frieda verpachtet den Hof schließlich, wohnt aber noch dort. Seit 1949 gehört der Hof in Nordenholzermoor ihrer Tochter Gretchen und deren Ehemann Gerhard Janzen. In den frühen 1950er Jahren zieht Frieda zu Gretchen und Gerhard auf deren Hof nach Hurrel, sehr zur Freude ihrer fünf Enkel Heinz, Walter, Enno, Gerold und Werner. Hier arbeitet sie in Haus, Garten und Landwirtschaft mit und betreut später auch die ersten Urenkelkinder. Der Hof in Nordenholzermoor wird verpachtet, zunächst an Familie Asshauer, dann an Böseleger, bis Enkelsohn Enno und seine Frau Hilde ihn 1966 übernehmen.
Am 20. Mai 1967, mit 76 Jahren, erleidet Frieda einen Schlaganfall, als sie gemeinsam mit Gretchen auf der Diele das Vieh füttert. Sie sagt noch „Son Schiet, nu geit dat los“ und stirbt zwei Tage später in Hurrel. Beerdigt wird Frieda am 25. Mai 1967 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.
© Dörte Janzen/Egon Wachtendorf