Emma Mathilde Bleckwehl – Biographie

Emma Mathilde Bleckwehl wird am 16. Juni 1909 als fünftes Kind von Johann Bleckwehl und Sophie Bleckwehl auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Angelika Mielke) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Hinrich Bleckwehl, Martha Osterthun und Alma Rüdebusch und die ältere Schwester von Anni Diers. Darüber hinaus hat sie noch eine 1905 geborene Schwester, die aber am Tag ihrer Geburt namenlos verstorben ist.

In Großbritanniens Hauptstadt London nimmt im Frühsommer 1909 der Kampf um das Frauenstimmrecht eine neue Dimension an. Zunächst versuchen am 29. Juni mehrere hundert Suffragetten, das Unterhaus zu stürmen. Es kommt zu einer regelrechten Straßenschlacht, an deren Ende die Polizei 115 Frauen verhaftet. Sie werden kurz darauf von einem Gericht zu Geldstrafen verurteilt und, weil sie die Zahlung verweigern, in das Frauengefängnis Holloway überstellt.

Aus Protest dagegen, dass sie dort nicht als politische Gefangene, sondern wie gewöhnliche Kriminelle behandelt werden, treten einige der Frauen in einen Hungerstreik – wie zuvor bereits ihre wegen eines anderen Delikts einsitzende Mitstreiterin Marion Wallace-Dunlop, die am 9. Juli 1909 nach 91 Stunden ohne Nahrungsaufnahme vorzeitig aus Holloway entlassen wurde. Um etwaige Todesfälle und eine damit unweigerlich verbundene öffentliche Empörung zu vermeiden, gibt Premierminister Herbert Asquith auch dieses Mal nach und lässt die Hungerstreikenden schließlich auf freien Fuß setzen.

Fortan erhebt die von Emmeline Pankhurst geführte Women’s Social and Political Union den Hungerstreik zur offiziellen Politik. Als sich die Fälle häufen, schlägt die Regierung zurück: Im Oktober 1909 verfügt Innenminister Herbert Gladstone, dass künftig alle in der Haft hungernden Frauen zwangsernährt werden sollen. Dabei schiebt das Gefängnispersonal oft mit brutaler Gewalt Schläuche durch Nase oder Mund und führt so die verweigerten Nährstoffe zu. Mutmaßlich mehr als tausend Frauen erleiden in den folgenden Jahren diese erniedrigende und schmerzhafte Tortur, bis das britische Parlament im April 1913 ein neues, „Cat and Mouse Act“ genanntes Gesetz verabschiedet. Danach werden hungerstreikende Gefangene entlassen, wenn ihre Gesundheit bedroht ist, und wieder eingesperrt, sobald sie sich erholt haben.

Als der „Cat and Mouse Act“ in Kraft tritt, ist Emma Mathilde bereits seit mehr als zwei Jahren tot: Sie stirbt am 5. Februar 1911 an den Folgen einer Lungenentzündung und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.