Edo Gramberg – Biographie

Edo Wilfried Gramberg wird am 22. Juni 1941 als fünftes Kind von Diedrich Gramberg und Martha Gramberg in Oldenburg geboren. Er ist der jüngere Bruder von Heinrich Gramberg, Hilde Heyne, Werner Gramberg und Ewald Gramberg.

Am Tag von Edos Geburt bestreiten Schalke 04 und Rapid Wien im Olympiastadion von Berlin das 33. Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Vor 95.000 Zuschauern sieht zunächst alles nach einem Sieg der favorisierten Schalker aus, die seit 1934 fünf Meisterschaften errungen haben: Durch Tore von Heinz Hinz und Hermann Eppenhoff steht es nach nur sieben Minuten 2:0. Nach der Halbzeitpause erhöht Hinz sogar auf 3:0. Dann jedoch drehen die Wiener innerhalb von zehn Minuten die Partie, wobei Mittelstürmer Franz Binder nach dem Anschlusstor von Georg Schors drei Treffer beisteuert.

Es ist das erste und einzige Mal, dass ein Verein aus dem 1938 ans Deutsche Reich angeschlossenen Österreich deutscher Fußballmeister wird. Bis heute ranken sich Verschwörungstheorien um das Spiel: So mutmaßen manche Schalker Anhänger, dass die Nationalsozialisten unbedingt einen Meister aus der „Ostmark“ gewollt hätten, um das Zugehörigkeitsgefühl der durch Adolf Hitler in den Zweiten Weltkrieg hineingezogenen Österreicher zu stärken. Andere wiederum deuten den Sieg der Wiener als patriotischen Akt des Widerstands gegen das Dritte Reich, da die Sympathien der Nazi-Oberen auf Seiten der Schalker gewesen seien. So soll Hitler nach dem Schlusspfiff vor Zorn getobt und der Namenszug Schalke 04 schon vor Spielbeginn den Siegerpokal geziert haben. Belastbare Beweise gibt es weder für die eine noch für die andere Sichtweise.

Letztlich ist der Wiener Triumph in Berlin nur eine winzige Fußnote jenes Tages, der durch ein anderes Ereignis in die Weltgeschichte eingeht: Seit den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 greift die Wehrmacht auf einer 2.130 Kilometer breiten Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer den bisherigen Bündnispartner Sowjetunion an. Der Anfang vom Ende gewissermaßen, denn nach anfänglichen Erfolgen mündet die Aktion in die totale Niederlage Hitler-Deutschlands. Als sie Anfang Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation besiegelt wird, steht Edo kurz vor seinem vierten Geburtstag – und kann sich glücklich schätzen, in diesem für heutige Generationen unvorstellbaren Inferno weder Eltern noch Geschwister verloren zu haben.

Edos bald darauf beginnende Zeit in der Volksschule Hurrel ist geprägt von den nach dem Zweiten Weltkrieg typischen Mängeln. Letztlich gehört er jedoch auch dort eher zu den privilegierten Schülern – weiß er doch als jüngster Sohn frühzeitig, dass er eines Tages den elterlichen Hof übernehmen wird. Auf dem damals 18 Hektar großen Betrieb (heute: Enno und Rita Gramberg) hilft er seit seiner frühen Kindheit begeistert mit und kann sich wie viele seiner Klassenkameraden keinen schöneren Beruf als den des Landwirts vorstellen.

Überschattet wird Edos Jugendzeit durch den plötzlichen Tod seines Bruders Werner, der nach den typischen Anzeichen eines Gehirntumors Anfang April 1957 stirbt. Ein Schock für die gesamte Familie, der jedoch für Edo schon bald durch eine andere Erfahrung in den Hintergrund tritt: Auf der landwirtschaftlichen Berufsschule in Delmenhorst lernt er seine zukünftige Frau Hildegard Steffen aus Bergedorf kennen.

Edo und Hildegard heiraten am 14. September 1963, einem Samstag. Ursprünglich wollten beide einen Tag früher vor den Standesbeamten treten, doch gegen eine Hochzeit an einem Freitag, den 13. hatten gleich mehrere Verwandte Bedenken angemeldet. Vielleicht zu Recht – gerade in einer solch wichtigen Angelegenheit sollte man die Glücksgöttin Fortuna nicht ohne Not herausfordern.

Auch wenn die Wahl des Hochzeitstages darauf vermutlich keinen Einfluss hat: Im Juni 1964, im Mai 1967 und im Juni 1968 kommen mit Enno, Heidrun und Rainer drei gesunde Kinder zur Welt, die fortan der ganze Stolz ihrer Eltern sind. Ein Jahr nach Rainers Geburt – Vater Diedrich hat mittlerweile das Rentenalter erreicht – übernehmen Edo und Hildegard auch ganz offiziell den in den Jahren zuvor Schritt für Schritt an die Erfordernisse moderner Landwirtschaft angepassten Gramberg-Hof.

Die folgenden Jahrzehnte stehen für Edo – neben der täglichen Arbeit im eigenen Betrieb – ganz im Zeichen von Familie und Ehrenamt. Als begeisterter Schütze ist er sowohl im Schützenverein Hurrel als auch im Schützenverein Sandersfeld aktiv, wobei letzterer für ihn klar Priorität genießt. In Sandersfeld wird Edo 1970 zum ersten und 1988 zum zweiten Mal Schützenkönig. Dort engagiert er sich zudem von 1970 bis 1997 im Vorstand, den er von 1976 an insgesamt 21 Jahre als erster Vorsitzender führt. So verleiht er nicht nur der 1994 begangenen 100-Jahr-Feier des Vereins einen würdigen Rahmen, sondern gibt auch wichtige Impulse beim Neubau der Schützenhalle und dem Aufbau der Damenabteilung. Von 1980 bis 1997 ist Edo darüber hinaus Vorsitzender des Ortslandvolkverbands Hurrel.

Eine für den eigenen Hof weichenstellende Entscheidung, die Edo in dieser Zeit fällt, besteht Ende der 80er Jahre darin, sich fortan vor allem auf die Putenmast zu konzentrieren. Diese Spezialisierung sichert ihm und Hildegard im immer schneller voranschreitenden Strukturwandel der Landwirtschaft bis zu ihrem Ruhestand ein auskömmliches Einkommen. Sie hilft auch, Rückschläge an anderer Stelle abzufedern – etwa den Schaden, den im Februar 1994 ein Brand im hofeigenen Schweinestall verursacht. Doch auch hier hat Edo Glück im Unglück: Weil der Wind an jenem Abend günstig steht, bleiben das Wohnhaus und die anderen Stallgebäude vom Feuer verschont.

Noch bevor er 2006 in Rente geht, hagelt es für Edo verschiedene Auszeichnungen: So ernennt Klaus Poppe, sein Nachfolger als Vorsitzender des Schützenvereins Sandersfeld, ihn im März 1997 zum Ehren-Vorsitzenden. Im Mai 2014 würdigt darüber hinaus die Gemeinde Hude seine Verdienste beim „Tag des Ehrenamtes“. Zu diesem Zeitpunkt ist Edo allerdings schon von schwerer Krankheit gezeichnet: Er stirbt am 26. Mai 2015 an Krebs und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.