Diedrich Timmermann wird am 9. November 1867 als erstes Kind von Hinrich Timmermann und Anna Gesine Margarethe Timmermann auf dem elterlichen Hof in Kirchkimmen geboren. Er ist der ältere Bruder von Margarethe Timmermann, die jedoch im März 1871 unmittelbar nach ihrer Geburt stirbt. Darüber hinaus hat er mit Heinrich Timmermann und Beta Ötjen noch zwei jüngere Halbgeschwister aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Anna Marie Holschenmacher.
Diedrichs Geburtstag markiert eine Zeitenwende im deutschen Verlagswesen. Am 9. November 1867 nämlich läuft eine Schutzfrist aus, die den Erben von vor 1837 verstorbenen Autoren Ansprüche aus Tantiemen zusichert. Auch andere Nutzungsrechte an deren Texten erlöschen, so dass auf einen Schlag ein großer Kostenblock bei der Buchproduktion wegfällt. Dadurch wittern die Leipziger Verleger Anton Philipp und Hans Heinrich Reclam ein lukratives Geschäft: Sie rufen „Reclams Universal-Bibliothek“ ins Leben – eine Reihe für „gehobene“ Literatur, die angesichts eines Verkaufspreises von nur zwei Silbergroschen pro Band für breite Bevölkerungskreise erschwinglich ist. Pünktlich am 10. November stehen mehr als 50 vorab produzierte Titel zum Kauf bereit, neben zahlreichen Dramen William Shakespeares unter anderem „Faust I“ und „Faust II“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Nathan, der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing.
Das Konzept geht auf. Die beiden „Faust“-Ausgaben etwa, jeweils in einer Auflage von 5.000 Exemplaren gedruckt, sind innerhalb weniger Wochen so gut wie ausverkauft und müssen bis Februar 1868 zweimal nachgedruckt werden. Neben den Klassikern präsentiert Reclam in der heute noch bestehenden und damit längst zur ältesten Taschenbuch-Edition der Welt aufgestiegenen Universal-Reihe bald auch zeitgenössische Literatur, philosophische Werke, Gesetzessammlungen und Opern-Libretti. Nach Gründung des Deutschen Reiches und Einführung der Mark beläuft sich der Preis ab 1874 auf 20 Pfennig je Band.
Als Diedrich im Frühjahr 1874 in die Volksschule Kirchkimmen eingeschult wird, ist er bereits seit drei Jahren Halbwaise: Mutter Anna Gesine Margarethe hat die Geburt seiner Schwester nur um sieben Wochen überlebt. Vater Hinrich hat jedoch schon im November 1871 erneut geheiratet, so dass Diedrich mit Vater, Stiefmutter und den 1876 und 1878 geborenen Halbgeschwistern aufwächst. Seine Schulzeit ist geprägt von der Etablierung des Kaiserreichs als europäische Großmacht, der langjährigen Konjunkturkrise nach dem Gründerkrach und – in unmittelbarer Nähe – dem Aufstieg Delmenhorsts zur größten Industriestadt zwischen Weser und Ems.
Wann genau Diedrich nach Schulabschluss und Konfirmation sein Elternhaus verlässt, ist nicht überliefert. Möglicherweise ist er im März 1890, als sein Vater in Kirchkimmen stirbt, bereits als Dienstknecht in Hude in Stellung – und lernt dort seine künftige Ehefrau Katharine Ahlers aus Nordenholzermoor kennen. Diese Berufs- und Ortsbeschreibung nennt jedenfalls das Kirchenbuch der Gemeinde Hude bei der am 8. Mai 1894 vollzogenen Trauung des jungen Paares. Bereits kurz nach der Hochzeit wechseln Diedrich und Katharine ihr Quartier, denn die gleiche Quelle nennt als Geburtsort der gemeinsamen Kinder Martha (Februar 1895), Adolf (September 1896), Heinrich (September 1898), Johann (Januar 1900), Bertha (Dezember 1901), Karl Diedrich (Dezember 1904) und Karl (November 1906) jeweils Hurrel. Wo genau im Dorf die beiden zu dieser Zeit arbeiten und wohnen, liegt heute allerdings im Dunkeln.
Nach der Geburt von Karl gibt es einen erneuten Ortswechsel: Die folgenden Kinder Hanna (März 1909) und Georg (Juli 1910) kommen in Nordenholz zur Welt. Während die ersten acht Kinder – für damalige Verhältnisse eher eine Seltenheit – alle das Erwachsenenalter erreichen, stirbt Georg bereits im August 1912 an Diphtherie. Noch im Herbst desselben Jahres zieht Diedrich dann mit seiner Familie nach Hurrel zurück und lässt sich auf einer eigenen, von Tönjes Hinrich Schwarting gekauften Hofstelle an der Hurreler Straße nieder (heute: Kerstin und Thomas Schwantje). Dort wird er unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 zum zehnten und letzten Mal Vater: Sohn Nummer Sieben hört auf den Namen Friedel.
Mit bald 47 Jahren ist Diedrich für einen Kriegseinsatz zu alt. Dafür rücken nacheinander die Söhne Adolf, Heinrich und vermutlich auch Johann an die Front ab. Alle drei kehren jedoch 1918 nach Hurrel zurück. Umso unerwarteter schlägt der Tod an anderer Stelle zu: Tochter Martha, seit Dezember 1914 mit Heinrich von Kempen verheiratet und zweifache Mutter, stirbt im März 1920 an Tuberkulose. An Marthas Stelle tritt Schwester Bertha, die ihren Schwager im Januar 1921 heiratet.
Was Diedrich in seiner Ehe weitgehend erspart geblieben ist, erlebt er in den folgenden Jahren bei der zweitältesten Tochter ein ums andere Mal mit: Von Berthas insgesamt sieben Kindern sterben vier, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben. Die überlebenden Enkel Rudolf, Lorenz und Robert sieht Diedrich dafür zusammen mit ihren älteren Halbgeschwistern Enno und Wilma in nächster Nähe aufwachsen: Auf einem von Diedrichs Hof abgezweigten Grundstück bauen Heinrich und Bertha von Kempen 1926 ein Wohnhaus, in das sie später von Vielstedt aus übersiedeln (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert). Bis auf Heinrich und Hanna bleiben auch die anderen Kinder in unmittelbarer Nähe wohnen, so dass Diedrich sie nicht nur zu den regelmäßig gefeierten Familienfesten mit selbstgebackenem Brot auf seinem Hof begrüßen kann.
Als Ende 1929 erste Ausläufer der Weltwirtschaftskrise Deutschland erreichen, erkrankt Katharine schwer. Um die Behandlungskosten für seine Ehefrau in einer Oldenburger Klinik aufzubringen, verkauft Diedrich Anfang 1931 einen kleinen Teil des ursprünglich knapp zehn Hektar Land umfassenden Hofes an Heinrich Meyer aus Hiddigwardermoor, der darauf für sich und seine Familie ebenfalls ein Wohnhaus errichtet. Erst Mitte der 30er Jahre bessert sich die Lage etwas – wozu unter anderem beiträgt, dass mit Adolf, Johann und schließlich auch Karl gleich drei von Diedrichs Söhnen eine feste Anstellung auf der 1918 von Friedrich Knabe in seinem Heimatdorf Kirchkimmen gegründeten Ziegelei finden.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 hat Diedrich – mittlerweile 71 Jahre alt – seinen Hof bereits an den jüngsten Sohn Friedel übergeben. Ein geruhsamer Lebensabend ist ihm angesichts der sich gegen Kriegsende überschlagenden Ereignisse allerdings nicht vergönnt: Anfang 1945 kommt aus Ostpreußen die Vermisstenmeldung für Johann, Karl gerät verwundet in Kriegsgefangenschaft, und im Juni 1945 stirbt Katharine an Krebs. Kurz darauf kommen die Eltern und Geschwister von Friedels aus Schlesien stammender Ehefrau Martha zusammen mit anderen Flüchtlingen auf dem Timmermann-Hof an, wo es über Jahre hinweg wie überall im ganzen Land an nahezu allem Nötigen mangelt. Den Startschuss für bessere Zeiten – die Währungsreform vom Juni 1948 – erlebt Diedrich zwar noch mit, stirbt aber nur sechs Monate später an Altersschwäche. Beerdigt ist er am 29. Januar 1949 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.