Diedrich Martin Neuhaus wird am 23. Februar 1896 als zehntes Kind von Johann Hinrich Neuhaus und Aline Gesine Neuhaus in Nordenholzermoor geboren. Er ist der jüngere Bruder von Hinrich Diedrich Neuhaus, Hermann Diedrich Neuhaus, Johann Neuhaus, Karl Heinrich Neuhaus, Bertha Neuhaus, Meta Louise Neuhaus, Margarete Gesine Baro, Gesine Diederike Neuhaus und Metta Diederike Neuhaus und der ältere Bruder von Catharine Johanne Neuhaus, Heinrich Neuhaus und Lina Johanne Neuhaus.
Am Tag von Diedrichs Geburt gründet Josef Neumann in Aachen den „Katholischen Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke“. Damit reagiert der rheinische Priester darauf, dass Bier, Wein und Branntwein gerade in den unteren Schichten der Bevölkerung immer mehr Verbreitung finden und der übermäßige Konsum zahlreiche Menschen ins Elend stürzt. Tatsächlich ist in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch reinen Alkohols seit Beginn des 19. Jahrhunderts rasant gestiegen – von 3 Liter pro Jahr auf fast 12 Liter. Neumann ist nicht der Erste, der dagegen vorzugehen versucht: Bereits 1892 hat sich in Barmen die evangelisch dominierte, auf den Schweizer Geistlichen Louis-Lucien Rochat zurückgehende Blaukreuz-Bewegung gegründet. Der an keine Konfession gebundene „Deutsche Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke“, an den sich Neumann anfangs stark anlehnt, existiert sogar schon seit 1883.
Obwohl der Alkoholmissbrauch längst volkswirtschaftlich schädliche Dimensionen annimmt, kommt aus der Politik wenig Hilfe. Der Versuch, im Reichstag in Berlin einen Gesetzentwurf zur Eindämmung der Trunksucht einzubringen, scheitert am Widerstand sowohl der Konservativen als auch der Sozialdemokraten. Erstere sehen die Interessen der Schnapsbrenner gefährdet, letztere die Kneipen-Kultur als „Bollwerk der politischen Freiheit des Proletariers“ (Karl Kautsky).
Auch die katholische Kirche ist in dieser Frage tief gespalten. Sie verdient seit Jahrhunderten selbst gutes Geld an der Herstellung alkoholischer Getränke und wirft ihrem Angestellten Neumann bei seiner Aufklärungsarbeit immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Selbst untereinander sind sich die Alkoholgegner nicht grün: Die einen predigen wie Neumann nur Mäßigung, die anderen völligen Verzicht. Auf dem „9. Internationalen Kongress gegen den Alkoholismus“ in Bremen kommt es 1903 der Überlieferung zufolge sogar zu handfesten Schlägereien zwischen den verfeindeten Lagern.
Ob Diedrich 1903 noch in Nordenholzermoor wohnt und dort die Volksschule besucht, lässt sich nach heutigem Stand nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Seine seit 1882 miteinander verheirateten Eltern arbeiten allem Anschein nach als Heuerleute und stammen aus Grüppenbühren, wo im Juni 1882 auch der älteste Bruder Hermann Diedrich geboren ist. Bis auf Johann kommen alle nachfolgenden Kinder in Nordenholzermoor zur Welt. Dort sterben zudem – jeweils noch als Säugling – die beiden jüngsten Schwestern: Catharine Johanne im Mai 1898 und Lina Johanne am 13. April 1901. Mindestens bis zu diesem Datum ist die Familie also in der 1794 nordöstlich von Hude begründeten Moorsiedlung ansässig, sehr wahrscheinlich auch noch darüber hinaus.
Spätestens 1913 kommt es jedoch zu einem Ortswechsel. Im Januar dieses Jahres stirbt im knapp zehn Kilometer südwestlich gelegenen Hurrel Martin Hermann Schwarting und hinterlässt seinem erst 16 Jahre alten Sohn Carl einen knapp 20 Hektar großen Hof an der Pirschstraße (heute: Jörg und Monika Wittkopf). Carl Schwarting, der sich außerstande sieht, sein Erbe alleine zu bewirtschaften, sucht nach einem Pächter – und findet ihn mit Johann Hinrich Neuhaus.
Wer von Diedrichs Geschwistern neben ihm selbst mit den Eltern nach Hurrel zieht, liegt heute weitgehend im Dunkeln. In jedem Fall der jüngste Bruder Heinrich, der später die Nachbarstochter Clara Wiedau heiratet und mit ihr im Herbst 1927 in die USA auswandert. Vielleicht ist auch noch die 18 Jahre alte Schwester Metta Diederike dabei – Arbeit gibt es auf dem Hof zu jener Zeit sicher mehr als genug.
Kaum in Hurrel angekommen, heißt es für Diedrich schon bald wieder Abschied nehmen. Gut möglich, dass er bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 gerade seinen Wehrdienst ableistet und deshalb vom ersten Tag an ins Kriegsgeschehen einbezogen wird. Wie oft er danach noch nach Hurrel zurückkehrt, ist nicht überliefert. In der Schlussphase des Krieges nimmt er an der am 21. März 1918 in Nordfrankreich beginnenden deutschen Frühjahrsoffensive teil. Wie Dorfnachbar Gerhard Schwarting fällt er bereits am ersten Tag in der Nähe von Saint-Quentin. Der genaue Ort, an dem Diedrich danach seine letzte Ruhestätte findet, ist unbekannt.