Diedrich Albers – Biographie

Diedrich Heinrich Albers wird am 14. März 1874 als fünftes Kind von Johann Heinrich Albers und Anna Margaretha Albers in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Georg Hinrich Albers, Johann Heinrich Albers, Anna Margarete Strangmann und Gesine Margarete Scholz und der ältere Bruder von Bernhard Albers und Anna Mathilde Albers.

Am selben Tag wie Diedrich kommt in Zaltbommel (Niederlande) Anton Philips zur Welt. Diedrichs astrologischer Zwilling steigt 1895 in die vier Jahre zuvor von seinem Vater Frederik und dem älteren Bruder Gerard gegründete Firma Philips & Co. ein und formt aus dem einstigen Glühlampen-Hersteller einen Elektronik-Konzern von Weltrang.

In Paris wiederum eröffnen einen Tag nach Diedrichs Geburt insgesamt 36 französische Künstler – darunter Claude Monet, Auguste Renoir und Paul Cézanne – in Eigenregie eine Ausstellung. Dort präsentieren sie Werke, die zuvor von der Jury des renommierten Salon de Paris als nicht ausstellungswürdig abgewiesen wurden. Die meisten Besucher zeigen sich über die gezeigten, sehr experimentell gehaltenen „Schmierereien“ entsetzt, und der bekannte Kunstkritiker Louis Leroy ätzt in einem für die satirische Zeitschrift „Le Charivari“ verfassten Artikel über Monets Bild „Sonnenaufgang“: „Eine Tapete im Urzustand ist ausgearbeiteter als dieses Seestück.“ Leroy ist es auch, der der neuen Kunstrichtung ihren zunächst abschätzig gemeinten Namen gibt: Impressionismus. Etwas mehr Weitblick beweist der mit Monet befreundete Geschäftsmann Ernest Hoschedé: Er kauft den „Sonnenaufgang“ noch während der laufenden Ausstellung für 800 Francs. Mittlerweile hängt das Bild im Musée Marmottan Monet, der Schätzwert beträgt 11 Millionen Euro.

Auf welchem Hurreler Hof sich Diedrichs garantiert weder mit einer Glühbirne noch mit moderner Kunst ausgestattetes Geburtszimmer befindet, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Seine Eltern sind Heuerleute, die erst seit kurzer Zeit wieder im Dorf wohnen. Zwei Geschwister – der als Säugling verstorbene Bruder Johann Heinrich und die älteste Schwester Anna Margarete – sind wie der Vater in Groß Ippener geboren, die nächstältere Schwester Gesine Margarete in Altmoorhausen. Diedrichs Mutter, eine Tochter von Hinrich und Margarete Hartmann, hat allerdings Hurreler Wurzeln: Ihr in Lintel aufgewachsener Großvater Harm Hinrich Hartmann ist 1803 in den heutigen Hof von Gerd und Ute Schwarting am Drengort eingeheiratet.

Wie lange genau Diedrichs Familie in Hurrel lebt, lässt sich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Zumindest aber bis zum Tod der Mutter, die im Juni 1892 an Wassersucht stirbt. Der Vater siedelt später nach Lintel über. Zu diesem Zeitpunkt hat Diedrich die Volksschule in Lintel, die er zusammen mit den in etwa gleichaltrigen Hurreler Kindern Annchen Barkemeyer, Diedrich Haverkamp, Gerhard Friedrich Heinemann, Johann Hinrich von Seggern, Hinrich Schweers, Anna Wilkens und Gesine Wilkens besucht hat, längst verlassen und ist vermutlich auf irgendeinem Hof in der näheren Umgebung in Stellung gegangen. Vielleicht in Habbrügge, denn dort ist seine spätere Ehefrau Bertha Jüchter aufgewachsen. Darüber hinaus leistet Diedrich irgendwann zwischen 1895 und 1901 Wehrdienst, wie mehrere erhaltene Fotos aus diesem Lebensabschnitt dokumentieren.

Diedrich und Bertha heiraten am 30. April 1903 in Hude. In den Jahren davor müssen beide einiges zusammengespart haben, denn noch im selben Jahr kaufen sie in Hurrel von Friedrich Hinrich Parisius einen rund 7 Hektar großen Hof am Goehlweg (heutige Eigentümer: Alfred und Gisela Schmerdtmann). Vielleicht stammt ein Teil des Kaufpreises aber auch aus einer Erbschaft: Am 13. Februar 1903 ist Diedrichs Vater im Alter von 66 Jahren gestorben.

Auf dem neu in Besitz genommenen Hof kommen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs sechs Töchter zur Welt: Alma (März 1904), Sophie (Dezember 1905), Gesine Mathilde (August 1907), Aline (Juli 1908), Bertha Johanne (April 1911) und Henny (Oktober 1913). Als im Mai 1915 der erste Sohn Heinrich hinzukommt, leistet Diedrich sehr wahrscheinlich bereits Kriegsdienst – ob freiwillig oder einberufen und an welchen Schauplätzen, ist nicht überliefert. Vermutlich kehrt er erst unmittelbar nach Kriegsende zu seiner Familie zurück.

Die Nachkriegszeit beginnt mit der Geburt des achten Kindes Johann im Dezember 1919, aber auch mit dem krankheitsbedingten Tod von Tochter Gesine Mathilde im Februar 1920. Die folgenden Jahre sind von den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der gerade erst gegründeten Weimarer Republik gekennzeichnet. Der Not der Zeit gehorchend, verlassen die älteren Kinder früh das Elternhaus – Alma und Sophie etwa suchen auf dem Höhepunkt der Hyperinflation ihr Heil in der Hollandgängerei, Henny nimmt bereits im Alter von 13 Jahren eine Stellung im Haushalt des Hurreler Maurers Dietrich Münstermann (heute: Karl-Heinz Ziessow) an.

Kurz vor Beginn der Weltwirtschaftskrise heiratet im Sommer 1929 Tochter Alma, es folgen Sophie (Juni 1933) und Henny (Dezember 1934). Letztere zieht nach der Hochzeit mit ihrem Ehemann Wilhelm Tuschar zurück auf den Albers-Hof, auf dem neben Diedrich und Bertha noch der jüngste, damals 15-jährige Sohn Johann lebt. Zu diesem Zeitpunkt machen sich bei Bertha vermutlich bereits die ersten rheumatischen Beschwerden bemerkbar, die Diedrichs Ehefrau in den folgenden Jahren mehr und mehr ihrer Bewegungsfreiheit berauben und sie noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 nahezu vollständig an Bett und Lehnstuhl fesseln.

Da beide Söhne und Schwiegersohn Wilhelm zum Kriegsdienst einberufen werden, bleibt Diedrich auch nach seinem 65. Geburtstag voll in die Hofarbeit eingespannt. Hilfe bekommt er unter anderem vom als kriegsuntauglich eingestuften Nachbarn Erich Vosteen. Viel Zeit verbringt Diedrich überdies mit seiner 1936 geborenen Enkelin Erika Tuschar, die auf dem Hof aufwächst und in ihm eine Art Ersatzvater sieht.

In den folgenden Jahren reiht sich für Diedrich ein Verlust an den anderen. Im August 1941 erliegt sein vierjähriger Enkel Edo Heinrich Meyer einem zu spät erkannten Blinddarmdurchbruch. Im August 1942 fällt der jüngste Sohn Johann in Russland. Im Mai 1943 stirbt Bertha, und auch Schwiegersohn Wilhelm und der ältere Sohn Heinrich kehren nicht wie bis zuletzt erhofft aus dem verlorenen Krieg zurück. Im Februar 1946 schließlich stirbt Schwiegersohn Wilhelm Meyer bei einem Arbeitsunfall.

Zu seinem 75. Geburtstag übergibt Diedrich den Hof 1949 an Tochter Aline und deren Mann Hans Ladmann. Beide siedeln jedoch bereits ein Jahr später in ein zuvor von Heinrich von Kempen gekauftes Haus an der Hurreler Straße (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert) über, wohin Diedrich sie zusammen mit Tochter Henny Tuschar und deren 1943 geborenem Sohn Dieter begleitet. Dort stirbt Diedrich am Morgen des 10. Januar 1954 – friedlich im Lehnstuhl sitzend – an einem Herzschlag. Beerdigt ist er vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.