Conrad-Wilhelm Jung wird am 2. Juli 1925 als erstes Kind von Leo Jung und Margaretha Jung geboren. Er ist der ältere Bruder von Eva-Maria Quathamer, die eine Viertelstunde nach ihm zur Welt kommt.
Am Tag vor Conrads Geburt beginnen in der Eifel im Landkreis Adenau die „großen Notstandsarbeiten“ für den Bau des Nürburgrings. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein staatliches Förderprogramm, das die Löhne der Arbeiter aus Steuergeldern finanziert. Schon Ende April 1925 hatten 60 Arbeitslose im Rahmen von „kleinen Notstandsarbeiten“ damit begonnen, auf dem Gelände der geplanten Piste Bäume zu fällen und sonstige Vorbereitungen zu treffen – die auch dann förderfähig gewesen wären, wenn der Kreistag von Adenau in seiner Sitzung vom 18. Mai 1925 dem Projekt wider Erwarten doch nicht zugestimmt hätte. Der Beschluss fiel jedoch einstimmig.
Bereits seit 1907 existieren konkrete Pläne, der strukturschwachen Region mit dem Bau einer Rennstrecke unter die Arme zu greifen. Sie verschwinden aber zunächst wieder in der Schublade und geraten mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs komplett in Vergessenheit. Erst Anfang der 20er Jahre treibt der ADAC die Idee wieder voran. Entscheidende Impulse kommen überdies vom Adenauer Landrat Otto Creutz: Der Zentrums-Politiker verfügt über gute Kontakte in die Reichshauptstadt Berlin und stellt dort die entscheidenden Weichen für die Finanzierung.
Die offizielle Grundsteinlegung findet am 27. September 1925 statt. An diesem Tag erhält der Nürburgring auch seinen offiziellen, vom ehemaligen Düsseldorfer Regierungspräsidenten Francis Kruse vorgeschlagenen Namen, der auf die Ruine einer auf dem Gelände liegenden Burganlage zurückgeht. Bis zum Frühjahr 1927 sind zeitweise bis zu 2.500 Arbeiter mit der Fertigstellung beschäftigt. Sie bewegen mehr als 150.000 Kubikmeter Erdreich und verarbeiten rund 11.000 Kubikmeter Beton. Am Ende steht die mit 28,3 Kilometern längste permanente Rennstrecke der Welt, die parallel auch als Testgeländer für neue Automobile dient. Eingeweiht wird sie am 18. und 19. Juni 1927 mit dem „ADAC-Eifelrennen“, das bei den Motorrädern Toni Ulmen und bei den Automobilen Rudolf Caracciola für sich entscheidet.
Schon im Juli 1928 gibt es beim Großen Preis von Deutschland mit Vincenc Junek und Ernst von Halle die ersten Toten auf dem Nürburgring zu beklagen. Fünf Jahre später wird der Rennzirkus politisch: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten paradieren am 28. Mai 1933 im Anschluss an das Eifelrennen tausende SA-Männer an den Zuschauern vorbei. In der Rennsaison 1934 beginnt dann der Dauer-Wettstreit zwischen den Silberpfeilen von Mercedes-Benz und den von Ferdinand Porsche konstruierten Boliden der Auto-Union. Beide Hersteller dominieren fortan das internationale Renngeschehen.
Zu diesem Zeitpunkt besucht Conrad mit seiner Zwillingsschwester bereits seit zwei Jahren die vom Hof der Eltern am Hesterort (heute: Constanze Fechner-Jung) rund anderthalb Kilometer entfernt liegende Volkschule in Hurrel. Nach der sechsten Klasse wechseln beide auf das 1922 gegründete Graf-Anton-Günther-Gymnasium (GAG) in Oldenburg. Ein damals nicht eben üblicher Weg, den außer ihnen im Dorf lediglich der ein Jahr ältere Nachbarsjunge Bernhard Schwarting geht. Alle drei legen die rund 20 Kilometer lange Strecke bis in die Brüderstraße – dort hat das GAG von 1936 bis 1946 seinen Sitz – meist mit dem Fahrrad zurück. Ob Conrad und Eva in den kalten Wintermonaten ab und zu bei ihrer nur 800 Meter entfernt in der Alexanderstraße wohnenden Großmutter Franziska Lüning übernachten, ist nicht überliefert.
Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg beginnt, kommt es auf dem GAG immer wieder zu massiven Störungen des Schulbetriebs. Die folgenden Jahre sind geprägt von Unterrichtsausfällen, Fliegeralarmen und Einberufungen – sowohl von Lehrern als auch von gerade erst mit dem Reifezeugnis ins Leben entlassenen Schülern. Nicht anders ergeht es Conrad, der sich bereits kurz nach den Abiturprüfungen bei der Wehrmacht wiederfindet. Dort absolviert er eine Ausbildung zum Funker, bevor er als Mitglied der Nachrichtentruppe nach Italien abrückt.
Schon bald nach seiner Ankunft in Italien gerät Conrad in amerikanische Gefangenschaft. Nach Kriegsende wird er zunächst in einem Lager in den USA interniert, später dann in Großbritannien. Erst 1947 kehrt er nach Hurrel zurück, wo seine Eltern und auch Eva den Krieg ebenso unversehrt überstanden haben wie er selbst.
Statt wie seine Schwester ein Studium aufzunehmen, macht Conrad zunächst bei der Oldenburger Firma „Radio Utecht“ eine Lehre zum Kaufmann für Radio- und Fernsehtechnik. Nach der Abschlussprüfung gründet er mit einem Partner ein eigenes Ladengeschäft in der Rüdesheimer Straße in Bremen. Dabei handelt es sich aber eher um eine Verlegenheitslösung, denn seinen eigentlichen Wirkungskreis sieht er nach wie vor in Oldenburg – erst recht, als er im Sommer 1953 bei einem Außeneinsatz seine künftige Ehefrau Käthe Pranke kennenlernt. Deren Mutter Erna, die bei Conrad ein Radio kauft und bei sich zu Hause aufstellen lässt, lebt seit ihrer Flucht aus Pommern in der Peterstraße.
Conrad und Käthe heiraten am 3. April 1954. Kurz darauf gelingt auch der Sprung zurück nach Oldenburg und Conrad eröffnet in der Langen Straße das Fachhandelsgeschäft „Radio Jung“. Das privat wie geschäftlich ereignisreich verlaufende Jahr – der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft durch das Wunder von Bern löst auch im Nordwesten einen Boom beim Verkauf von Radio- und Fernsehgeräten aus – gipfelt schließlich in der Geburt der ersten gemeinsamen Tochter Constanze am 27. September.
In den folgenden Jahren baut Conrad die Firma weiter aus und spezialisiert sich unter anderem darauf, Musikboxen in Gaststätten aufzustellen. Eine gänzlich neue Herausforderung bringt im Januar 1967 die Geburt der zweiten, mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommenen Tochter Inka-Kathrin. Ihr Heranwachsen liebevoll zu begleiten und ihr zuhause in Hurrel ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, hat für Conrad fortan Priorität vor allen anderen Aktivitäten. Dies gilt umso mehr, als im April 1996 nur drei Monate nach der Aufgabe des Oldenburger Ladengeschäfts Ehefrau Käthe an Krebs stirbt.
Nach Käthes Tod lebt Conrad weiter mit Inka-Kathrin auf dem elterlichen Hof, den er nach dem Verkauf des dazugehörigen Landes teilweise zu einem Domizil für Feriengäste umgebaut hat. Er selbst stirbt am 7. Januar 2011 an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich Heiligabend 2010 nach dem Besuch eines Gottesdienstes in der St.-Elisabeth-Kirche in Hude bei einem Unwetter zuzieht. Beerdigt ist er wenige Tage später auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg.