Christine Katharine Friederike Meyer genannt Schumacher wird am 5. August 1862 als drittes Kind von Johann Hinrich Janzen und Christine Janzen auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Rita Wiemer) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Heinrich Janzen und Gesine Margarete Harms und die ältere Schwester von Johanne Gesine Bischoff, Gerhard Hinrich Friedrich Janzen, Hermann Janzen, Christine Sophie Janzen und Anna Henriette Janzen.
Im August 1862 tobt der 16 Monate zuvor ausgebrochene Amerikanische Bürgerkrieg mit unverminderter Härte weiter. Am Tag von Christines Geburt kommt es dabei zur Schlacht um Baton Rouge: Im Laufe der frühen Morgenstunden versuchen konföderierte Truppen, die im Frühjahr der Nordstaaten-Armee überlassene Hauptstadt Louisianas zurückzuerobern. Nach anfänglichen Erfolgen im Straßenkampf müssen die Angreifer sich allerdings unter dem Artilleriefeuer feindlicher Kanonenboote zurückziehen. Insgesamt fordern die Kämpfe 179 Tote, 95 davon auf Unions-Seite.
Die eher moderaten Verluste jener Gefechte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Amerikanische Bürgerkrieg eine in der Geschichte selten zuvor gesehene Menschen- und Materialschlacht darstellt. Angesichts des nicht absehbaren Endes sind deshalb beide Seiten beständig um neue Rekruten bemüht. Gab es vor allem im Süden dafür anfangs mehr als genügend Freiwillige, so muss inzwischen auch die Confederate States Army zunehmend auf Zwangs-Rekrutierungen zurückgreifen. Eine Maßnahme, die in einigen Bundesstaaten auf Widerstand stößt. Insbesondere in Texas, wo sich nach der gescheiterten März-Revolution von 1848 tausende Deutschstämmige angesiedelt haben. In manchen Countys stellen die sogenannten Forty-Eighters die Bevölkerungs-Mehrheit, und die meisten von ihnen sympathisieren als Sklaverei-Gegner mit den Kriegszielen des Nordens. Eine Einstellung, die den Konföderierten natürlich suspekt ist – sie erklären kurzerhand alle deutschen Kriegsdienst-Verweigerer zu Abtrünnigen, die im Extremfall auch mit der Todesstrafe rechnen müssen.
Als diese Anordnung bekannt wird, entschließen sich viele wehrfähige Deutsch-Texaner zur Flucht. Eine aus insgesamt 61 Personen bestehende Gruppe wird dabei am 10. August 1862 am Westufer des Nueces River nahe Fort Clark von einer Armee-Einheit gestellt. Im Verlauf der Auseinandersetzung erschießen die Soldaten mehr als 30 Flüchtlinge – einige davon offenbar, nachdem sie sich bereits ergeben haben. Ein Kriegsverbrechen, das als Massaker am Nueces River in die Geschichtsbücher eingeht.
Mag das letztgenannte Ereignis in den Dörfern des Großherzogtums Oldenburg damals vermutlich auch unbemerkt bleiben – der fernab von Europa geführte Bürgerkrieg an sich dürfte mit einiger Sicherheit immer wieder einmal zum Thema werden. Auch in Hurrel, wo sich beispielsweise Anfang 1864 mit Hermann Brockshus einer von Christines Nachbarn allen Schreckensmeldungen aus Übersee zum Trotz auf den Weg Richtung Nordamerika macht. Sein Begleiter Bernhard Petershagen aus Lintel könnte ein entfernter Verwandter von Christines Mutter sein, ist diese doch eine geborene Petershagen aus Steinkimmen.
Während nach Kriegsende im Frühjahr 1865 auch die Eltern und ein Großteil der Geschwister von Hermann Brockshus und Bernhard Petershagen auswandern, scheint ein solcher Schritt für Christines Vater Johann Hinrich Janzen kein Thema zu sein. Obwohl er angesichts der Lage seiner Ländereien im aus gutem Grund so getauften Hurreler Sand alles andere als auf Rosen gebettet ist. Die Erträge des kargen Bodens reichen vermutlich gerade so zum Überleben, und als Unterkunft der zehnköpfigen Familie dient ein altes Heuerhaus, das bis 1819 zum Hof von Johann Rüdebusch (heute: Birgit Ganteföhr) gehört hat.
Die Schule besucht Christine im rund drei Kilometer entfernten Lintel, dort gehören aus Hurrel unter anderem Anna Catharina Hartmann, Meta Schweers, Sophie Tönjes und Sophie Voigt zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen. Die auf Schulentlassung und Konfirmation folgenden Jahre in Christines Leben liegen heute komplett im Dunkeln. Überliefert ist lediglich, dass sie am 13. Mai 1887 Hinrich Heinrich Adolf Meyer genannt Schumacher aus Hohenböken heiratet. Ort der Trauung ist Kirchhatten, was dafürspricht, dass beide zu jenem Zeitpunkt in der Nachbargemeinde arbeiten.
Nach der Hochzeit jedoch scheint das junge Paar seinen Wohnsitz in Hurrel zu nehmen – hier jedenfalls kommt drei Monate später der erste Sohn Rudolf zur Welt. Ob dessen Wiege und die der nachfolgenden Söhne Johann (Oktober 1890), Heinrich (August 1892) und Herbert (August 1894) auf dem Janzen-Hof im Hurreler Sand steht oder andernorts im Dorf, lässt sich nur vermuten. Eigenen Grundbesitz jedenfalls haben Christine und Hinrich Heinrich Adolf nicht, sie sind als Landarbeiter oder Heuerleute tätig. Eine Tätigkeit, die sie bald nach Herberts Geburt nach Hude führt und später dann nach Dingstede.
In Hude kommt im September 1896 der nächste Sohn Friedrich hinzu, in Dingstede macht dann Ende November 1899 der sechste Sohn Hermann Diedrich Adolf die Familie komplett. Ein am 7. Februar 1899 geborenes Mädchen lebt nur wenige Minuten oder Stunden und bleibt deshalb namenlos. Auf dem mittlerweile von Christines Schwester Johanne Gesine und deren Ehemann Hermann Christian Bischoff geführten Janzen-Hof stirbt derweil Anfang November 1899 Christines Mutter.
Irgendwann in den folgenden Jahren kehrt Christine mit ihrer Familie ein weiteres Mal nach Hurrel zurück. Ob auf den elterlichen Hof, der 1904 bis auf die Grundmauern abbrennt, oder auf einen anderen Betrieb, lässt sich heute ebenfalls nicht mehr mit Gewissheit sagen. Am 11. September 1909, dem 13. Geburtstag des zweitjüngsten Sohnes Friedrich, stirbt dort Ehemann Hinrich Heinrich Adolf an den Folgen einer Lungenentzündung.
Auch Christines eigener, ebenfalls durch eine Lungenentzündung hervorgerufener Tod fällt auf einen ganz besonderen Tag, nämlich den 28. Juni 1914. Am späten Vormittag jenes schicksalhaften Tages gibt der serbische Nationalist Gavrilo Princip in Sarajevo zwei tödliche Pistolenschüsse auf Österreich-Ungarns Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie ab und bereitet damit den Boden für den fünf Wochen später beginnenden Ersten Weltkrieg. Dass dieser an Intensität und tödlicher Effizienz der eingesetzten Militärtechnik alle bisher geführten Kriege mühelos überbietende Konflikt fünf ihrer sechs Söhne das Leben kosten wird, erlebt Christine – beerdigt am 2. Juli 1914 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude – nicht mehr mit.