Katharine Margarete Wieting wird am 24. Februar 1891 als erstes Kind von Hinrich Pape und Trinchen Gesine Pape in Dingstede geboren. Sie ist die ältere Schwester von Anna Marie Eilers, Heinrich Pape, Karl Friedrich Pape, Friedrich Wilhelm Pape, Johanne Pape und Johann Pape. Daneben hat sie mit Klara Wachtendorf, Georg Pape, Johann Pape, Adolf Pape, Rudolf Pape, Arthur Pape, Ida Busemann, Frieda Pape, Rosa Westerholt, Heino Pape und Walter Pape noch elf Halbgeschwister aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit Gesine Engels.
Am Tag von Katharines Geburt beginnt in Brasilien eine neue Ära: In der Hauptstadt Rio de Janeiro nimmt die provisorische Regierung unter General Manuel Deodoro da Fonseca 15 Monate nach dem Sturz von Kaiser Pedro II. eine Verfassung nach US-amerikanischem Vorbild an, das Land nennt sich fortan offiziell Vereinigte Staaten von Brasilien. Nur einen Tag später bestimmt das Parlament Fonseca zum ersten Präsidenten. Pedro II. – ein Enkel des österreichischen Kaisers Franz I. und immerhin 48 Jahre lang auf dem brasilianischen Thron – erlebt die Wahl seines Nachfolgers im Amt des Staatsoberhaupts im Pariser Exil, wo er am 5. Dezember 1891 im Alter von 66 Jahren stirbt.
Sowohl Einführung als auch Etablierung der Demokratie im größten Flächenstaat Lateinamerikas verlaufen alles andere als geradlinig. Einer der Anlässe für den Militärputsch vom 15. November 1889 ist ausgerechnet die überfällige, im Mai 1888 verfügte Abschaffung der Sklaverei: Sie kostet das Kaiserhaus den Rückhalt der Plantagenbesitzer. Republikanisch gesinnte Brasilianer wiederum sehen Pedro II. allen von ihm mitgetragenen gesellschaftlichen Fortschritten zum Trotz noch immer als einen Vertreter der alten Kolonialmacht Portugal. Beide Seiten verbünden sich miteinander und bringen so Fonseca an die Macht. Die letzterer prompt zu missbrauchen versucht: Im November 1891 löst Fonseca ohne gesetzliche Berechtigung den Kongress auf und verhängt über der Hauptstadt den Belagerungszustand. Es folgen ein Machtkampf mit Stellvertreter Floriano Peixoto und neuerliche, allesamt niedergeschlagene Putschversuche von Militärangehörigen, ehe im November 1894 mit Prudente de Morais der erste Zivilist Präsident wird.
Als Morais sein Amt 1898 nach dem äußerst brutal geführten Krieg von Canudos an Nachfolger Campos Sales übergibt, besucht Katharine in Dingstede bereits die örtliche Volksschule. Neben den nächstjüngeren Geschwisterkindern Anna Marie und Heinrich gehören dort zumindest zeitweise Heinrich Meyer genannt Schumacher und Herbert Meyer genannt Schumacher zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülern.
Im Frühjahr 1902 verliert Katharine innerhalb von wenigen Wochen gleich mehrere Familienmitglieder: Am 31. März stirbt Mutter Trinchen Gesine, am 22. April die zweijährige Schwester Johanne und am 19. Mai der erst im Januar geborene Bruder Johann. Todesursache ist in allen drei Fällen höchstwahrscheinlich die Volksseuche Tuberkulose. Vater Hinrich heiratet daraufhin Gesine Engels aus Neerstedt, die ihren Sohn Wilhelm Engels in die Ehe mitbringt. Als Hinrich Pape 1907 einen Hof am Hasenlager in Hurrel (heute: Marlies und Markus Pape) kauft und mit der Stiefmutter und den bis dahin geborenen Geschwistern ins Nachbardorf übersiedelt, hat Katharine die Volksschule in Dingstede bereits abgeschlossen und arbeitet fortan auf mehreren Bauernhöfen der Region, unter anderem auf dem Betrieb von Johann Diedrich Pflug in Hurrel.
Der im August 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg greift auch in Katharines Leben ein: Ihre geplante Hochzeit mit Hinrich Wieting kommt zunächst nicht zustande, weil dieser zum Kriegsdienst eingezogen wird. Schwanger wird sie trotzdem – mit dem im Juni 1915 geborenen Sohn Georg zieht sie in ein an der Bremer Straße gelegenes Heuerhaus von Johann und Anna Mönnich (heutiger Eigentümer: Werner Schnell). Erst am 30. Januar 1917 treten Katharine und Hinrich in Hude vor den Traualtar.
Katharines Ehemann kehrt aus dem letztlich verlorenen Krieg zurück, nicht jedoch ihr Bruder Heinrich, der im Oktober 1916 in englischer Gefangenschaft stirbt. Gemeinsam mit Hinrich arbeitet Katharine danach auf dem Hof von dessen Vater Gerhard Wieting (heute: Edo und Klaus-Peter Wieting), bis im Oktober 1924 der zweite Sohn Heino zur Welt kommt. Unmittelbar darauf folgen die Gründung einer eigenen Hofstelle an der Hurreler Straße (heute: Wilfried und Dennis Wieting) und der Umzug dorthin. Mit der Geburt des dritten Sohnes Theodor im Oktober 1931 ist die Familie dann komplett.
Die weitere Vergrößerung des Hofes, zu dem außer Kühen und Schweinen anfangs auch eine kleine Schafherde gehört, verhindert der von den Nationalsozialisten entfesselte Zweite Weltkrieg. In dessen Verlauf wird zuerst Georg zur Wehrmacht einberufen, später auch Heino. Der im Juli 1944 von der Ostfront eintreffenden Nachricht, dass Heino nach Kämpfen mit der Roten Armee vermisst wird, folgen bange Wochen und Monate des Wartens. Katharines Hoffnung, doch noch ein Lebenszeichen von ihrem Sohn zu erhalten, erfüllt sich jedoch nicht. Stattdessen trifft sie im April 1945 ein weiterer Verlust: Bei der Einnahme Hurrels durch englische und kanadische Truppen kommt Vater Hinrich ums Leben.
Im Mai 1945 ist der Krieg zu Ende, die unmittelbaren Folgen bestimmen das Leben im Dorf jedoch noch viele Jahre lang. So nehmen Katharine und Hinrich wie die meisten anderen Bewohner mehrere Vertriebenen-Familien bei sich auf. Kurz vor der Übergabe des Hofes an den jüngsten Sohn Theodor spielt das Schicksal Katharine schließlich noch einmal böse mit: Am Abend des 22. Juni 1959 muss sie erleben, wie neben ihrem Wohnhaus auch der Kuh- und der Schweinstall einem verheerenden Brand zum Opfer fallen. Ein auf dem Hof abgestellter Heuwagen hatte plötzlich Feuer gefangen – unter welchen Umständen, wird trotz polizeilicher Ermittlungen und des Verdachts auf Brandstiftung nie genau geklärt.
Während des Wiederaufbaus wohnt Katharine mit Hinrich, Sohn Theodor und der seit Mai 1959 zur Familie gehörenden Schwiegertochter Lisa in der vom Feuer verschont gebliebenen Garage. Die Nächte verbringt die Familie bei den Nachbarn Diedrich und Minna Schmidt – ein Provisorium, das bis Weihnachten 1959 andauert.
Den verdienten Ruhestand zu zweit kann Katharine nur wenige Jahre genießen: Ehemann Hinrich stirbt im Dezember 1968 an den Spätfolgen eines Herzinfarkts. Doch nach Ruhe ist ihr ohnehin selten zumute. Bis weit nach ihrem 80. Geburtstag packt sie überall dort auf dem Hof mit an, wo eine helfende Hand benötigt wird. Daneben hält sie sich durch regelmäßiges Radfahren fit. Mit zunehmendem Alter wird jedoch auch Katharines Herz schwächer, bis es am 28. April 1975 – kurz nach ihrem 83. Geburtstag – ganz aufhört zu schlagen. Beerdigt ist sie zwei Tage später auf der vom Wieting-Hof nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Ahnenstätte Hilligenloh.