Catharina Margarete Tönjes – Biographie

Catharina Margarete Tönjes wird am 13. April 1827 als zehntes Kind von Berend Tönjes und Anna Sophie Elisabeth Tönjes auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Heiko Pflug) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Berend Tönjes, Hinrich Tönjes, Johann Hinrich Tönjes, Berend Tönjes, Johann Tönjes, Gerd Hinrich Tönjes und Anna Sophia Tönjes und die ältere Schwester von Anna Sophia Tönjes. Zwei weitere, am 25. Dezember 1824 zur Welt gekommene Schwestern sind noch am selben Tag verstorben und somit namenlos geblieben.

Sechs Tage vor Catharina Margaretes Geburt verkauft der Apotheker John Walker in der nordenglischen Stadt Stockton-on-Tees die ersten von ihm selbst angefertigten Streichhölzer. Eine Zufalls-Erfindung: Einige Monate zuvor hatte Walker mit verschiedenen Chemikalien – unter anderem Antimonsulfid und Kaliumchlorat – herumexperimentiert und festgestellt, dass die so entstandene zähe Masse durch Reibung an einer rauen Oberfläche Feuer fängt. Nicht die erste Anzündhilfe der Weltgeschichte, aber im Vergleich zu Vorläufer-Modellen wie den Tunkhölzern des französischen Tüftlers Jean Joseph Louis Chancel doch eine spürbare Verbesserung. Gleichwohl verlangen Walkers „friction lights“ ihren Benutzern noch immer einiges an Kraft und Geschick ab, soll das Anzünden einer Kerze oder Tabakpfeife auf Anhieb gelingen.

Möglicherweise wegen dieser Schwierigkeiten verzichtet Walker zunächst darauf, seine Erfindung zum Patent anzumelden. Nur wenige Jahre später ist sie ohnehin überholt: Indem sie ihren auf ähnlicher Basis entwickelten Streichholzköpfen weißen Phosphor beimischen, lösen wirtschaftlich erfolgreiche Nachahmer wie Stefan Rómer oder Friedrich Moldenhauer das Problem der schweren Entzündbarkeit. Gleichzeitig beschwören sie jedoch andere Probleme herauf: Die Phosphorhölzchen entzünden sich häufig selbst und lösen so mitunter schwere Brände aus. Zudem sind die aus der heißen Zündmasse entweichenden Dämpfe extrem gesundheitsschädlich – was in den 1830er Jahren vor allem die Arbeiter in den allerorten eilig aus dem Boden gestampften Streichholzfabriken zu spüren bekommen. Viele von ihnen entwickeln Beschwerden, die später unter dem Begriff Phosphornekrose zusammengefasst werden: Das Einatmen der giftigen Dämpfe führt zu eitrigen Entzündungen, die meist den Unterkiefer befallen und im fortgeschrittenen Stadium den kompletten Knochen zerstören. Betroffen sind nicht nur Fabrikarbeiter, sondern mitunter ganze Familien. Gerade in ärmeren Regionen nämlich erfolgt die Streichholzproduktion häufig in Heimarbeit, wo dann vom Säugling bis zur Großmutter alle Bewohner eines Hauses den Nebenwirkungen der Herstellung ausgesetzt sind.

Die typischen Symptome einer Phosphornekrose kennen die meisten Hurreler jener Epoche vermutlich nicht einmal vom Hörensagen. Wie auch Catharina Margaretes Eltern verdienen nahezu sämtliche Einwohner des Dorfes ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft oder mit traditionellem Handwerk, die Auswüchse der beginnenden Industrialisierung zeigen sich im Großherzogtum Oldenburg erst einige Jahrzehnte später in Städten wie Varel, Nordenham oder Delmenhorst. Was nicht bedeutet, dass das Leben in Hurrel in jenen Jahren besonders idyllisch verläuft: Der Alltag ist geprägt von harter körperlicher Arbeit, materieller Bescheidenheit und leider allzu häufig auch von Krankheiten, gegen die es wie im Falle von Phosphornekrose nur höchst unzureichende oder gar keine Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Woran Catharina Margaretes Vater im August 1831 – sechs Monate nach der Geburt der jüngsten Schwester Anna Sophia – stirbt, ist nicht überliefert. Die ältere Schwester gleichen Namens ist bereits 1824 verstorben und auch der älteste Bruder Johann Berend lebt 1831 nicht mehr, so dass Catharina Margarete außer mit ihrer Mutter mit sechs Geschwisterkindern aufwächst. Sehr wahrscheinlich von 1833 an besucht sie die Volksschule im Nachbardorf Lintel, wohin sie in ihrer Altersstufe aus Hurrel unter anderem Sophia Ellinghusen und Anna Catharine von Seggern begleiten. Später kommen noch Sophie Catharine Hartmann und ihre Kusine Margareta Hartmann hinzu. Letztere stirbt allerdings 1840 wenige Tage vor ihrem elften Geburtstag – Todesursache unbekannt.

Ob Catharina Margarete nach Schulabschluss und Konfirmation weiter auf dem später von ihrem Bruder Gerd Hinrich übernommenen Tönjes-Hof mitarbeitet oder andernorts im Dorf in Stellung geht, liegt heute im Dunkeln. Überliefert ist lediglich, dass auch sie früh stirbt: am 20. Oktober 1845, also im Alter von gerade einmal 18 Jahren. Beerdigt ist Catharina Margarete fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.