Caroline Gesine Franz wird am 15. April 1905 als drittes Kind von Gerhard August Ramke und Christine Aline Ramke in Holle geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Heinrich Ramke und Georg Ramke. Darüber hinaus hat sie mit Martha Weßels und Johann Heinrich Claußen zwei ältere Halbgeschwister, die aus der ersten Ehe ihrer Mutter mit Tönjes Heinrich Claußen stammen.
Zwei Wochen vor Carolines Geburt besucht Wilhelm II. die marokkanische Hafenstadt Tanger. Damit setzt Deutschlands Kaiser ein Zeichen gegen die bereits länger anhaltenden Bestrebungen Frankreichs, das völkerrechtlich noch als souverän geltende Sultanat Marokko vom eigenen „Interessengebiet“ zum Protektorat oder zur Kolonie zu wandeln. Darauf haben sich Frankreich und Großbritannien 1904 in einem Entente Cordiale genannten Vertrag bereits stillschweigend verständigt – mit der Zusicherung Frankreichs, die Herrschaft Großbritanniens über Ägypten anzuerkennen. Das Deutsche Reich hingegen pocht auf die Unabhängigkeit Marokkos, verbunden mit eigenen wirtschaftlichen Interessen.
Der Empfang für Wilhelm II. fällt ausgesprochen herzlich aus – auch Sultan Abd al-Aziz hat wenig Interesse daran, sich wie das Nachbarland Algerien und diverse andere afrikanische Staaten in völlige französische Abhängigkeit zu begeben. Doch obwohl Wilhelm deutlich weniger martialisch auftritt als zu anderen Gelegenheiten und sich neben der Betonung der historisch guten Beziehungen zwischen beiden Ländern lediglich für ein Prinzip der „offenen Tür“ ausspricht, ruft sein Besuch in Frankreich scharfen Protest hervor. Das wiederum führt zu gegenseitigen Drohgebärden, die zeitweise sogar die Gefahr eines neuen deutsch-französischen Krieges heraufbeschwören. Auf der daraufhin Anfang 1906 einberufenen Konferenz von Algeciras steht das Deutsche Reich mit seinem Bündnispartner Österreich-Ungarn allerdings ziemlich isoliert da und muss diverse französische Mitspracherechte in der marokkanischen Innen- und Wirtschaftspolitik akzeptieren.
Ob die als Erste Marokko-Krise in die Geschichtsbücher eingegangene Auseinandersetzung im Großherzogtum Oldenburg sonderlich viel Aufmerksamkeit erregt, lässt sich nur vermuten. Sehr wahrscheinlich ist es jedoch nicht, denn in den Wochen um Carolines Geburt laufen die Vorbereitungen für die im Juni 1905 in der Hauptstadt beginnende Landesgewerbeausstellung auf vollen Touren. Eine Großveranstaltung, die auch andere lokale Oldenburger Ereignisse in den Hintergrund drängt – etwa die Einweihung der neuen jüdischen Synagoge in der Peterstraße am 29. März 1905. Für die kleine, aus weniger als 300 Mitgliedern bestehende jüdische Gemeinde Oldenburgs ist sie jedoch zweifellos von großer Bedeutung.
Das einzige Gotteshaus in der evangelisch geprägten Bauerschaft Holle, die auf einem eiszeitlichen Sandhügel erbaute St.-Dionysius-Kirche, existiert bereits seit dem späten 13. Jahrhundert. Ganz in der Nähe wächst Caroline auf, auf einem ursprünglich von den Eltern ihrer Mutter bewirtschafteten und nach dem Tod des ersten Schwiegersohnes von Carolines Vater zunächst als Verwalter betreuten Hof an der Holler Landstraße (heute: Heiko und Rodica Ramke). Dort verbringt Caroline nach dem Ende ihrer von den Schrecken des Ersten Weltkriegs geprägten Schulzeit noch zwölf weitere Jahre, in denen sie am 20. Juni 1929 Sohn Hans zur Welt bringt.
Ein uneheliches Kind zu bekommen und großzuziehen ist für eine Frau in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – wie auch in den Jahrzehnten davor und danach – keine leichte Aufgabe. Caroline meistert sie: Schon bald nach der Geburt von Hans arbeitet sie als Haushälterin, zunächst auf einem Hof in Kirchhatten, später dann auf dem Hof von Wilhelm Witte in Hurrel (heute: Hans und Heike Burgmann). In der Schlussphase der Weimarer Republik lernt sie dort Erwin Franz kennen, der in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnt und einige Jahre zuvor mit seiner Familie aus Westpreußen in den Hurreler Sand gezogen ist. Die beiden heiraten am 29. November 1935.
Bereits einige Monate vor der Hochzeit beginnen Erwin und Caroline mit den Bauarbeiten am eigenen, unmittelbar neben der Ahnenstätte Hilligenloh gelegenen Haus (heute: Klaus und Sabine Bruhn). Als sie zum Jahresende 1935 mit Hans einziehen, gibt es dort zwar weder Heizung noch fließend Wasser oder Strom, doch von diesem Moment an steht die junge Familie auf eigenen Füßen. Schon bald darauf kündigt sich gemeinsamer Nachwuchs an: Am 15. Dezember 1936 kommt Tochter Hilda zur Welt.
Zum neuen Besitz gehören auch vier Hektar Land, was zur Sicherung des Lebensunterhalts jedoch kaum ausreicht. Wie sein Bruder Kurt arbeitet Erwin deshalb nebenberuflich zeitweise als Fahrer für die Molkerei Hude – bis die seit Anfang 1933 regierenden Nationalsozialisten im September 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg provozieren. Kurz darauf wird Erwin zur Wehrmacht einberufen und nach Frankreich abkommandiert. Von diesem Moment an ist Caroline alleine für ihre beiden Kinder und den Hof verantwortlich. Hilfe erhält sie in erster Linie von ihren Eltern, die ihr vor allem in den Monaten vor und nach dem 14. Oktober 1942 eine große Stütze sind: An diesem Tag wird Carolines und Erwins zweite Tochter Ursel geboren.
Unter großen Mühen schafft es Caroline bis Kriegsende, den Hof am Laufen zu halten – und nebenbei noch so viel Geld zu sparen, dass sie im Frühjahr 1946 die langersehnte Elektrifizierung des Hauses finanzieren kann. Die letzten Anschlüsse werden unmittelbar vor Erwins Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft gelegt, in die er Anfang 1945 in Nordfrankreich geraten war.
Die ersten Nachkriegsjahre stehen in der Familie Franz im Schatten mehrerer Todesfälle. Nur wenige Monate nach Erwins Rückkehr stirbt im September 1946 dessen Bruder Otto im Alter von nur 42 Jahren. Es folgen im Dezember 1947 Carolines Mutter (87 Jahre) und im Dezember 1949 Erwins Bruder Kurt (50 Jahre). Anfang August 1949 stirbt zudem auch Carolines und Erwins dritte, vier Wochen vor dem errechneten Termin zur Welt gekommene Tochter Aenne nach nur einem Tag.
Die 50er Jahre bringen dann für Caroline wieder freudigere Ereignisse – unter anderem die Hochzeit von Tochter Hilda mit Hinrich Helms im Juni 1957 und die Geburt von drei Enkelkindern. Neben Hildas im Oktober 1957 geborener Tochter Rita sieht sie ab Oktober 1965 auch deren Schwester Sabine auf dem Hof aufwachsen, den Erwin 1970 an Hilda und Hinrich verpachtet. Nicht vergönnt ist es Caroline, die Feier der Goldenen Hochzeit zu erleben: Erwin erliegt zweieinhalb Jahre zuvor, im Juni 1983, einem Herzinfarkt. Sie selbst stirbt am 12. Januar 1990 an Krebs und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.