Carl Hermann Schwarting wird am 15. April 1896 als viertes Kind von Martin Hermann Schwarting und Anna Adeline Schwarting auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Jörg und Monika Wittkopf) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Catharina Wieting, Mathilde Wilhelmine Egbers und Henni Heinemann.
Am Tag von Carls Geburt enden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit. Obwohl nur rund 250 Athleten teilgenommen haben, sind die vom Franzosen Pierre de Coubertin initiierten Spiele ein großer Erfolg – auch für die deutsche Mannschaft, die in den 43 Wettbewerben sechsmal den Sieger stellt. Die meisten Medaillen heimst Carls Namensvetter Carl Schuhmann aus Berlin ein: Er bekommt viermal Silber – bis 1904 die höchste Auszeichnung – und je einen Olivenzweig überreicht. Bis heute gehört Schuhmann damit zu den erfolgreichsten Olympioniken überhaupt.
Ein anderes Ereignis jener Tage wirkt ebenfalls bis in die Gegenwart fort: Am 12. April gründet eine Gruppe von Bürgerschülern den Hannoverschen Fußball-Club von 1896, die Keimzelle des heutigen Fußball-Bundesligisten Hannover 96. Zwei weitere, längst in Vergessenheit geratene Begebenheiten des Jahres 1896 sind dagegen – bei aller damit verbundenen Tragik – eher kurioser Natur. So liefern sich Großbritannien und das Sultanat Sansibar laut Guinness-Buch der Rekorde den kürzesten Krieg der Weltgeschichte. Er dauert am 27. August von 9.00 Uhr bis 9.38 Uhr und endet mit einem britischen Sieg. In London wiederum ist zehn Tage zuvor mit Bridget Driscoll der erste Mensch zu beklagen, der durch einen von einem Automobil verursachten Unfall ums Leben kommt. Der Richter, der den Fall später behandelt und den Fahrer freispricht, gibt in seinem Schlusswort der Hoffnung Ausdruck, dass so etwas nie wieder passieren werde.
Ein Wunsch, der sich bekanntlich nicht erfüllt. Immerhin: Bis mit Frieda Stöver die erste Hurrelerin ihren bei einem Autounfall erlittenen Verletzungen erliegt, vergehen noch einmal 41 Jahre. In seiner Kindheit und Jugend dürfte Carl denn auch kaum jemals eines dieser „ganz und gar unangenehmen Beförderungsmittel“ (Queen Victoria) zu Gesicht bekommen haben. Mit Pferden, die es damals im Dorf auf nahezu jedem Hof gibt, kommt er dagegen täglich in Berührung, und sie faszinieren ihn von frühen Kindesbeinen an.
Vermutlich ab 1902 besucht Carl die Volksschule in Hurrel. Zu seinen in etwa gleichaltrigen Schulkameraden gehören der Nachbarssohn Johann Haverkamp, Georg Lange, Theodor Wieting, Heinrich Tönjes und Georg Sparke vom Hof seines Großonkels Gerhard Schweers (heute: Gerold und Annegret Sparke). Kurz vor seinem achten Geburtstag verliert Carl Mutter Anna, sie stirbt im Dezember 1903 an Tuberkulose. Wie Vater Martin in den folgenden Jahren vier minderjährige Kinder durchbringt, ist nicht überliefert. Als einigermaßen gesichert darf jedoch gelten, dass er Carl, der später einmal den 1664 begründeten, knapp 20 Hektar großen Hof übernehmen soll, früh in die Verantwortung nimmt.
Im Januar 1913 stirbt auch Martin Schwarting. Zu diesem Zeitpunkt haben alle drei Schwestern den elterlichen Hof sehr wahrscheinlich schon verlassen, Carl steht mit gerade einmal 16 Jahren alleine da. Im November 1913 heiratet seine jüngste Schwester Henni Gerhard Heinemann und zieht auf den von ihrem Mann bewirtschafteten Hof im Ortskern von Hurrel (heute: Günter und Renate Heinemann). Daraufhin beschließt Carl, bei Henni und Gerhard in Stellung zu gehen und den eigenen Hof an der Pirschstraße zunächst zu verpachten – vermutlich direkt an Johann Hinrich Neuhaus aus Grüppenbühren. Letzterer lebt mit seiner Familie schon während des Ersten Weltkriegs in Hurrel und bewirtschaftet den Schwarting-Hof nachweislich spätestens ab Mitte der 20er Jahre.
Da der im August 1914 ausgebrochene Weltkrieg leider nicht nach 38 Minuten endet, erhält bald auch Carl seinen Stellungsbefehl. Er kämpft ab 1915 an der Ostfront und gerät unter heute nicht mehr rekonstruierbaren Umständen in russische Gefangenschaft. Erst 1919 kommt er wieder frei. Damit hat Carl jedoch mehr Glück als Schwager Gerhard Heinemann, Schulkamerad Theodor Wieting und Millionen andere, die nicht nach Hause zurückkehren. Was ihn zeitlebens mit dieser Epoche verbindet, ist das 1914 getextete und bis in die 40er Jahre hinein populäre Marschlied „Die blauen Dragoner“.
Nach dem Krieg geht Carl auf dem Hof von Dietrich Osterloh in Sandersfeld in Stellung, dem Stiefsohn seines Onkels Heinrich Schwarting und späteren Schwiegervater seines besten Freundes Johann Haverkamp (heute: Ingo und Elke Haverkamp). Bei welcher Gelegenheit er seine künftige Ehefrau Gesine Jürgens aus Vielstedt kennenlernt, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Vielleicht treffen sich beide auf einem Fest des Reitervereins Sandersfeld, bei dessen Gründung Carl 1912 jüngstes Mitglied war und in dessen Reihen er mittlerweile mit Johann Haverkamp wieder regelmäßig aktiv ist.
Gesine, die Carl am 4. Mai 1922 heiratet, wollte ursprünglich Lehrerin werden. Da jedoch ihr einziger Bruder ebenfalls nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist, erbt sie den elterlichen Hof am Schürenbusch (heute: Lieschen Schwarting). Obwohl der noch immer verpachtete Hof an der Pirschstraße in Hurrel eine etwas größere Fläche aufweist, fällt die Entscheidung zugunsten dieses 1890 von Gesines Vater gekauften Hofes. Carl zieht nach Vielstedt, wo im Januar 1923 Sohn Heinrich zur Welt kommt. Der Start im Nachbardorf ist alles andere als ideal. So stellt die auf ihren Höhepunkt zusteuernde Hyperinflation Carl und Gesine bei der Bezahlung von Handwerker-Rechnungen vorübergehend vor arge Probleme. Trotzdem gelingt es, den gemeinsam mit Carls Schwiegereltern bewirtschafteten Betrieb am Laufen zu halten und sogar noch etwas zu vergrößern.
Die Zeiten bleiben auch in den folgenden Jahren schwierig – in Vielstedt genauso wie in Hurrel, wo Carls Erbhof mittlerweile an die Familie von Johann Stolle verpachtet ist. Die vollmundigen Versprechungen der Nationalsozialisten, die ab Mai 1932 den Freistaat Oldenburg und ab Januar 1933 ganz Deutschland regieren, erfüllen sich nicht. Im Gegenteil, sie führen unmittelbar in den Zweiten Weltkrieg. Carls Sohn Heinrich, bei Kriegsbeginn 16 Jahre alt, wird später bei Einsätzen in Russland und Frankreich zweimal verwundet und erlebt das Kriegsende wie seine Eltern in Vielstedt.
Drei Wochen nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, am 10. Juni 1949, heiratet Heinrich Henni Cordes aus Steinkimmen. Am 1. September desselben Jahres werden Carl und Gesine zum ersten Mal Großeltern – Enkel Heino wird geboren. Im März 1954 und im März 1957 kommen mit Heide und Jürgen zwei weitere Enkelkinder hinzu.
Nach der 1961 anlässlich seines 65. Geburtstages erfolgten Übertragung des Hofes auf Heinrich arbeitet Carl weiter im Betrieb mit. Daneben besucht er – oft zusammen mit Enkel Heino – regelmäßig Reitturniere und die von Karl Schimmelpfennig organisierten Tierschauen in der Oldenburger Weser-Ems-Halle. Nach wie vor sehr engen Kontakt pflegt er mit Schwester Henni: Auf dem mittlerweile von Hennis Sohn Johann und dessen Ehefrau Ilse geführten Heinemann-Hof verbringt er mit Gesine so manchen Sonntagnachmittag.
Die Goldene Hochzeit mit Gesine feiert Carl im Mai 1972 bei bester Gesundheit. Zwei Jahre später muss ihm allerdings nach einem längeren Krankenhausaufenthalt das linke Bein amputiert werden. Von dieser Operation kann Carl sich noch erholen, ebenso wie im Frühjahr 1980 von der Trauer um Gesines Tod. Nicht jedoch von einem Ende 1982 erlittenen Oberschenkelhalsbruch, der ihn sein zweites Bein kostet. Carl stirbt am 20. Februar 1983 im Krankenhaus in Delmenhorst und wird vier Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.